Ronny Angel Osca Monroy aus Peru wohnt im Haus von Elke Schliephake, muss aber keine Miete zahlen. Wichtig ist der Seniorin etwas anderes. Foto: Füller Ronny Angel Osca Monroy aus Peru wohnt im Haus von Elke Schliephake, muss aber keine Miete zahlen. Wichtig ist der Seniorin etwas anderes. Foto: Füller
Wohnform

Eine ungewöhnliche WG

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Wie das Projekt Wohnen für Hilfe Studierenden und Älteren in Bremen gleichermaßen hilft

Elke Schliephake lebt in ihrem Elternhaus, hier wurde sie geboren, hier bewohnt sie die unteren Stockwerke. „Es ist ein altes Haus und es hat viele Etagen. Die Wohnungen sind voneinander getrennt“, erklärt Schliep­hake.

Eine Chance für die 76-Jährige, sich an einem besonderen Projekt zu beteiligen: „Wohnen für Hilfe“ heißt es.

Schliephake hatte auf einer Veranstaltung in der Seniorenarbeit davon gehört. „Ich hatte zu der Zeit Probleme mit der Hüfte und dachte mir, dass ein wenig Hilfe vielleicht nicht schlecht wäre“, sagt sie.

Die obere Wohnung war gerade frei geworden, Schliephake hatte sie an eine Freundin vermietet. Zunächst zog dann eine Studentin dort ein. Inzwischen leben bei ihr zwei Studenten. Mieten zahlen sie allerdings nicht. Und das ist so gewollt.

Neues Zuhause für zwei junge Männer

Ronny Angel Osca Monroy stammt aus Peru und studiert an der Bremer Universität Digitale Medien. „Ich hatte an der Uni einen Flyer gesehen und mich dann dort angemeldet und ein sehr umfangreiches Formular ausgefüllt. Dann passierte lange gar nichts“, sagt Monroy, der damals in Verden bei seiner Tante lebte und täglich pendelte.

Etwa ein Jahr später erhielt er einen Anruf.

Die Wohnung, die er mit Juan Felipe Salazar-Leron aus Kolumbien teilt, geht über zwei Etagen und verfügt über ein Bad, eine Küche sowie vier Zimmer, die sich die beiden Studenten aufgeteilt haben. Salazar-Leron studiert an der Hochschule für Künste Musik.

Studenten helfen ihrer Vermieterin

Beide haben einen Mietvertrag mit Schliephake geschlossen, bezahlen allerdings nur die Nebenkosten. Denn das Konzept von „Wohnen für Hilfe“ sieht vor, dass die Studierenden den älteren Menschen im täglichen Leben zur Hand gehen und im Gegenzug dann keine Miete zahlen.

„Nicht immer werden konkrete Unterstützungsleistungen erwartet“, erklärt Michael Siemer vom Netzwerk Selbsthilfe. In den meisten Fällen sind Anwesenheit – also insbesondere nachts – sowie Kontakt und Gespräche, gemeinsame Mahlzeiten oder Gesellschaftsspiele eher erwünscht als etwa handwerkliches Geschick, einzukaufen oder zu putzen.

Monroy und Salazar-Leron kümmern sich bei Elke Schiephake unter anderem um den Garten. „Es wäre auch kein Problem, mehr Aufgaben zu übernehmen“, sagt Monroy.

Sicherheit für ältere Menschen

Jeder in ihrem Haus führe sein eigenes Leben, betont Schliephake. Allerdings unterstütze Monroy sie beispielsweise immer mal wieder mit ihrem PC, wenn der mal nicht so wolle wie sie. „Es ist gut, dass der Wohnraum getrennt ist, aber es ist auch gut, dass immer jemand da ist“, sagt Schliephake.

Auch Freunde hat Monroy schon mitgebracht. „Das ist auch kein Problem“, sagt er.

Schliephake sieht für sich selbst noch einen weiteren Vorteil in dem ungewöhnlichen Wohn-Arrangement: „Ich habe keine Kinder oder jüngere Verwandte. Die beiden geben mir die Möglichkeit, auch viel mit Jüngeren in Kontakt zu sein. Ich gehe mit auf Konzerte in die Hochschule und bin manchmal auch die Älteste dort zwischen den Studenten. Das stört aber niemanden“, sagt die Rentnerin.

Beide Seiten profitieren von Wohnen für Hilfe

Für sie sei „Wohnen für Hilfe“ eine tolle Sache. „Wenn man den Platz hat und nicht auf die Miete angewiesen ist, dann ist es ideal“, sagt Schliep­hake. Man sollte keine Angst davor haben und auch offen für andere Kulturen sein.

„Ich lernen viel von den Jüngeren, und das freut mich sehr“, sagt die Woltmershausenerin. Ein Zimmer hat Schliephake noch frei. „Das ist aber das Gästezimmer und das bleibt auch das Gästezimmer“, sagt sie.

Das Projekt „Wohnen für Hilfe“ wurde vom Arbeitskreis Ältere Menschen im Hause von Sozialsenatorin Anja Stahmann entwickelt und wird seit 2014 in Kooperation mit dem Studierendenwerk Bremen angeboten.

Ältere Menschen, die sich für das Projekt interessieren, finden Informationen unter netzwerk-selbsthilfe.com/wohnen-fuer-hilfe.html sowie bei Michael Siemer unter der Telefonnummer 0159 06 31 00 07.

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