In der Schauburg gab es in der vergangenen Woche eine kleine Sensation zu bestaunen: Während es bislang kaum historische Filme in Farbe zu sehen gab, wurde für „Bremen wird bunt“ fast ausschließlich natives Farbmaterial verwandt – das gibt es bislang noch aus keiner anderen deutschen Stadt.
Entstanden sind 95 Minuten abendfüllende und hundert Prozent authentische Aufnahmen, die neben der historischen Entwicklung Bremens auch Episoden aus dem Leben der damals Filmenden zeigen.
Momentaufnahmen des Alltags
Möglich wurden die ersten Farbaufnahmen bereits Ende der 1920-er Jahre durch den Linsenrasterfilm. Erst in den 1930-er Jahre ermöglichten durch den Mehrschichtfarbfilm neue Entwicklungen auch den Einsatz der damals sehr teuren Filme in privaten Händen.
Während das Fernsehen die Realität noch lange in schwarz-weiß Aufnahmen widerspiegelte, versuchten ambitionierte Privatfilmer drei Jahrzehnte lang die Entwicklung der Hansestadt in farbigen Sequenzen festzuhalten und zeigen dabei so ganz nebenbei auch Momentaufnahmen ihres eigenen Alltags in den 1930-er, 40-er und 50-er Jahren.
Daniel Tilgner vom Landesfilmarchiv Bremen hat in mühevoller Kleinarbeit die privaten Aufnahmen gesichtet, die Filme farblich (der damaligen Zeit entsprechend) verbessert und passend vertont.
Herausgekommen ist ein ganz besonderes Kinoerlebnis, das die Verwüstungen des Zweiten Weltkrieges genauso zeigt, wie das kärgliche Leben in Ruinen, den Verkehrsboom, den Bau der Gartenstadt Vahr und das Wirtschaftswunder.
Gezeigt wird Bremen im Wandel der Jahrzehnte, an der Schlachte, der Innenstadt, den Wallanlagen oder den Häfen.
Englische und niederdeutsche Fassungen in Planung
Natürlich fehlen aber auch nicht die von den Amateurfilmern zufällig eingefangenen Impressionen, mit zum Teil sehr privaten Momentaufnahmen des bremischen Alltags.
Rund zweieinhalb Jahre Arbeit steckten das Team um Daniel Tilgner und den Produzenten Rainer Ballnus, Matthias Greving und Hermann Pölking in die Recherche und Produktion dieser aufwändigen Produktion.
„Im September 2020 haben wir angefangen und waren gar nicht sicher, ob das Projekt gelingt, weil wir nicht wussten, ob die Kinos überleben“, erklären Tilgner und Greving.
Dafür sei jetzt ein Film fertig mit beeindruckenden Amateuraufnahmen – ganz abseits der Wochenschau, so Ballnus.
Neben der deutschen Fassung wird „Bremen colorful“ bald auch in englisch und unter „Bremen ward bunt“ auch auf niederdeutsch gezeigt. „Bremen wird bunt“ selbst wird noch bis zum Juli in den Bremer Filmkunsttheatern Schauburg, Atlantis und Gondel gezeigt.
Weitere Infos zum Projekt gibt es auch unter bremenfilm.de im Internet.