Rote Kleider und orangefarbene Hemden hängen auf schlichten Holzkreuzen. Sie erinnern an das Schicksal von 215 indigenen Kindern, deren in einem anonymen Massengrab verscharrte sterbliche Überreste in der westkanadischen Stadt Kamloops entdeckt wurden. Bis ins 20. Jahrhundert hinein sollte ihnen und vielen weiteren in Internaten wie der Kamloops Indian Residential School eine vermeintlich „zivilisierte“ Lebensweise beigebracht werden – oft durch massive physische und psychische Gewalt. Mehr als 4.000 Mädchen und Jungen starben an den Folgen von Misshandlung, Vernachlässigung, Krankheit oder Unfall.
65.000 eingereichte Fotografien
Die Fotografin Amber Bracken hat die Gedenkstätte in der Provinz British Columbia am Rande eines Highways für die New York Times abgelichtet. Ihre Aufnahme ist das aktuelle „Pressefoto des Jahres“ und steht im Mittelpunkt der World-Press-Photo-Ausstellung, die von Sonnabend, 11. März bis 2. April im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte im Oldenburger Schloss gastiert.
Mehr als 4.000 Pressefotografinnen und -fotografen reichten knapp 65.000 Bilder bei der World Press Photo Foundation in Amsterdam ein. Anders als in den Vorjahren entschieden zunächst sechs Regionaljurys über die Aufnahmen aus Asien, Afrika, Europa, Nordamerika, Mittel- und Südamerika sowie Südostasien und Ozeanien. Erst danach wählte ein weiteres Gremium daraus die besten Beiträge in den Kategorien Einzelbild, Serie, Langzeitprojekt und offenes Format aus. „So soll dem Übergewicht an Gewinnerbildern aus Nordamerika und Europa entgegengewirkt werden“, erläutert Claus Spitzer-Ewersmann das neue Konzept. Seine Agentur Mediavanti holt die World-Press-Photo-Ausstellung seit 2016 alljährlich nach Oldenburg.
Audioguide und Gebärdendolmetscher
„Erstmals wird es einen Audioguide zur Schau geben. Die Erläuterungen zu den einzelnen Bildern wurden von unserem Team selbst eingesprochen“, berichtet die Organisationsleiterin Lisa Knoll. Zum anderen wird das Angebot an Führungen ergänzt: „Bei zunächst zwei davon wird eine Gebärdendolmetscherin dabei sein, die die Informationen auch an gehörlose Menschen weitergeben kann.“
Zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Ausstellung hat sich in den vergangenen Jahren die Sonderschau entwickelt, die einmal mehr in Kooperation mit der weltweiten Initiative „The Everyday Projects“ exklusiv für Oldenburg erarbeitet wurde. „Wir zeigen diesmal 50 Aufnahmen in denen sich sechs Fotografinnen und Fotografen mit gefährdeten Tierarten beschäftigen“, erklärt Knoll. Die Teilnehmenden stammen unter anderem aus Uganda, Indonesien, Kolumbien und den USA.
Alle Informationen rund um die Ausstellung und die Rahmenveranstaltungen wurden in einem Programmheft zusammengefasst. Infos unter worldpressphotoausstellung-oldenburg.de im Internet. Die Ausstellung ist dienstags, mittwochs sowie samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr sowie donnerstags und freitags von 10 bis 20 Uhr geöffnet.