Die Tierliebhaberin und Pressesprecherin Ulrike Büthe-Klasen füttert das Zauberkaninchen Harvey. Fotos: Tierschutzverein
Tierschutz

Aussetzen ist keine Option

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Ulrike Büthe-Klasen über die Haltung von Haustieren und die Verantwortung der Besitzer

Auf dem Hof des Tierschutzvereins Delmenhorst finden Findlinge und Ausreißer ein (temporäres) Zuhause. Erst kürzlich haben die Hofleiterin Nadine Scheuer und ein weiterer Kollege ausgesetzte Kaninchen eingefangen. Die Pressesprecherin Ulrike Büthe gibt Auskunft darüber, was zukünftige Besitzer vor der Anschaffung bedenken müssen und wieso das Aussetzen der Tiere keine Option darstellt.

Delme Report: Können Sie sich erklären, warum Kaninchen und andere Tiere in der Wildnis ausgesetzt werden?

Ulrike Büthe-Klasen: Es wird oft der Fehler begangen, dass sich Menschen nicht ausreichend über die Haltung und die Anforderungen der Lebewesen informieren. Besonders bei Kaninchen kursieren viele Fehlinformationen und es herrscht der Irrglaube, dass sie leicht zu haltende Haustiere seien.

Welche Fehlinformationen über die Haltung von Kaninchen wären das?

Kaninchen sehen niedlich aus und haben weiches Fell. Viele glauben, dass es ideale Kuscheltiere sind und vergessen dabei, dass es Beutetiere sind. Die Fellnasen sind nicht alle menschenbezogen, brauchen aber trotzdem soziale Interaktionen und sollten mindestens zu zweit gehalten werden. Durch Zoohandlungen und Co. wird zudem oftmals die Haltung falsch dargestellt. Ein kleiner Käfig reicht nicht für eine artgerechte Haltung aus, ebenfalls sind Pellets keine geeignete Nahrungsgrundlage. Hauptnahrung sollte frisches Gemüse, Salat, Kräuter und Gräser sein.

Sind Kaninchen für Kinder also eher ungeeignet?

Wenn man sich vorher ausreichend informiert und die Eltern den Kindern ein gutes Vorbild im Umgang mit den sensiblen Wesen sind, können sie sehr lehrreich für Kinder sein. So lernen sie, dass Kaninchen nicht immer gekuschelt werden wollen und müssen diese Grenze akzeptieren. Ebenfalls muss sich der Mensch oftmals zurücknehmen und für das Tier Verantwortung übernehmen, wenn es krank wird und beispielsweise mal auf eine Party verzichten. Das gilt für alle Haustiere gleichermaßen.

Wo kann man zuverlässige Informationen bezüglich der Haltung herbekommen?

Eine gute Adresse ist der Deutsche Tierschutzbund. Auf deren Webseite (tierschutzbund.de) sind verlässliche Informationen gebündelt und entsprechende Kontaktinformationen hinterlegt. Als weitere Quelle kann der Tierarzt dienen, der ein breites Wissen über die Lebewesen vorweisen kann. Eine gute Option sind natürlich auch die Tierheime und Tierschutzvereine.

Der Vorteil bei den Tierheimen und Tierschutzhöfen ist doch sicherlich auch der erste Kontakt mit dem Wunsch-Tier, oder?

Genau. Wir kennen die Tiere bereits und können deren Charakter einschätzen. Bei der Vermittlung kommt es dann auf mehrere Punkte an. Vor der Anschaffung muss Klarheit darüber gewonnen werden, ob die zukünftigen Besitzer die Bedürfnisse des Tieres erfüllen können. Ein Tier wird auch mal krank, wodurch Kosten und Pflege anfallen. Wer geht mit dem Hund spazieren, wer füttert die Katze? Wer passt auf, wenn man in den Urlaub fährt? All diese alltäglichen Dinge müssen vorher besprochen werden. Wer vorher bereits Probleme hat, entsprechende Änderungen vorzunehmen, sollte sich kein Tier anschaffen.

Es gibt also Hürden, ehe Tiere adoptiert werden können?

Unbeabsichtigt, aber ja. Wir wollen und müssen sicher gehen, dass es den Tieren im zukünftigen Zuhause gut geht. Am Ende wollen wir sie guten Gewissens abgeben und auch dafür sorgen, dass der Besitzer bestens auf das neue Familienmitglied vorbereitet ist.

Und wie ist das, wenn man das Tier bereits hat und sich die Lebensumstände dann ändern?

Dann ist der Besitzer in der Verantwortung, das Tier an einer geeigneten Stelle abzugeben. Dafür sind wir und die Tierheime da. Die Lebewesen einfach auszusetzen und sich selbst zu überlassen, ist absolut verantwortungslos. Wenn der Mensch merkt, dass er den Hund, die Katze, das Kaninchen und Co. nicht mehr bei sich behalten kann, dann werden wir ihm oder ihr keine Vorwürfe machen, sondern gemeinsam nach einer guten Lösung suchen.

Derzeit werden zwei Baby-Kaninchen von der Hofleiterin Nadine Scheuer per Hand aufgepäppelt.

Über den Verein

Der Tierschutzverein für Delmenhorst und Umgebung besteht seit 1953 und kümmert sich größtenteils ehrenamtlich um den Tierschutz. Der Verein besteht aus 180 Mitgliedern. Ein Team aus fest angestellten Mitarbeitern und ehrenamtlichen Helfern kümmert sich Tag für Tag um das Wohlergehen der Tiere. Wer sich gerne über den Hof und die Tiere informieren möchte, kann von Mittwoch bis Sonnabend jeweils in der Zeit von 15 bis 17 Uhr den Hof am Schillbrok 5 in Delmenhorst besuchen. Weitere Informationen sind unter tierschutzverein-delmenhorst.de, auf Instagram tierschutzverein.delmenhorst sowie auf Facebook zu finden.

Schichtleiterin Lena Hollmann kümmert sich liebevoll um das bei einem Autounfall verletzte Kätzchen Lulu.

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