Zum 350. Jahrestag gab es eine Verkostung des Jubiläums-Kaffees. Fotos: Füller Zum 350. Jahrestag gab es eine Verkostung des Jubiläums-Kaffees. Fotos: Füller
Historischer Genuss

Erste Deutsche Kaffeestube eröffnete in Bremen

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Zum 350. Jahrestag bringt das Unternehmen Lloyd Caffee einen Jubiläums-Kaffee auf den Markt.

350 Jahre ist es her, dass am 23. August der Holländer Jan Jantz van Huesden vom Rat der Stadt Bremen die Erlaubnis erhielt, „Coffi, Potasie und Schokelati“ auszuschenken. Damit eröffnete er im Jahr 1673 das erste Kaffeehaus im damaligen Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Potasie war eine Art Kräutertee oder -suppe.

Der genaue Standort dieser ersten öffentlichen Kaffeestube ist nicht bekannt. Sehr wahrscheinlich ist indes, dass sie sich an einem belebten Ort, rund um den heutigen Marktplatz und Dom befand. „Vielleicht in einem der so genannten Kellerhälse, die es damals am Schütting gab“, erklärt die Historikerin Petra Seling-Biehusen, die dieser Geschichte auf der Spur war.

Alkohol schon am Morgen

Im 17. Jahrhundert bewohnten gerade einmal rund 20.000 Menschen die Stadt Bremen, die kleinen Gassen und engen Straßen. Pferdewagen rumpelten umher, Vieh stand mitten auf den Plätzen und in den Ställen. Kaffee kannten die Bremer noch nicht, getrunken wurden vor allem Bier und Branntwein, wie die Historiker beschreibt.

Zwar hatte dieses Bier nur rund halb so viel Alkohol wie unser heutiges, hinzu kamen aber pro Person auch rund ein Viertel Liter Schnaps pro Tag. Schon morgens gab es Bier und Biersuppe, entsprechend war die Arbeitsmoral.

Als Jan Jantz van Huesden am 22. August seinen Antrag beim Rat der Stadt einreichte, hatten dessen Mitglieder vielleicht auch im Sinn, dass ein unalkoholisches Getränk wie Kaffee etwas zur Zivilisierung und Arbeitsmoral der betrunkenen Gesellen beitragen könne.

In einer solchen Rösttrommel (rechts) könnte van Huesden die Bohnen über dem Feuer geröstet haben.

In einer solchen Rösttrommel (rechts) könnte van Huesden die Bohnen über dem Feuer geröstet haben.

Original-Urkunde entdeckt

Ihre Forschungen begann Seling-Biehusen, als sie selbst noch an der Universität studierte. Schließlich schrieb sie ihre Doktorarbeit im Jahr 1995 zum Thema. Viele Stunden verbrachte sie dafür auch im Staatsarchiv Bremen, wo sie nach zweieinhalb Jahren Forschung auf die Original-Urkunde des Rats der Stadt Bremen stieß.

In seinem Antrag wollte van Huesden zunächst für ein Jahr eine Kaffeeschenke eröffnen. Sollte dieser Versuch erfolgreich sein, wollte er das Bürgerrecht erwerben. „Das war teuer, ein Bürgerrecht kostete rund 20 Taler“, sagt die Historikerin. Ein Zimmermannsgeselle habe dafür drei Monate arbeiten müssen.

Exotischer, fremder Geruch

Die Genehmigung ist datiert auf den 23. August 1673 und erlaubte dem Holländer den Ausschank der von ihm beantragten Getränke, allerdings zunächst für sechs Monate. Van Huesden war ein Kaffeehändler und -schenker und besorgte so die Bohnen selber. Dann röstete er sie in einer Pfanne oder Rösttrommel, mahlte sie und brühte den Kaffee auf.

Die Urkunde liegt heute im Staatsarchiv Bremen.

Die Urkunde liegt heute im Staatsarchiv Bremen.

Auch stellte er selber Kannen und Tassen zur Verfügung. All das kannte er laut Seling-Biehusen aus seiner Heimat: Aus Amsterdam sind Kaffeeschenken aus demselben Jahr belegt. „Stellen Sie sich den Röstgeruch vor, der durch die Straßen zog. Wie exotisch und fremd er für die Menschen gewesen sein muss“, sagt Seling-Biehusen.

Kaffeestube auch im Schütting

Die Schenke soll schlicht gewesen sein, über die genaue Ausstattung gibt es keine Aufzeichnungen. Belegt ist allerdings, dass nur sechs Jahre später im Gewölbekeller des Schütting auch eine Kaffeestube eröffnete.

„Der Handel mit Kaffee hat für die Bremer Kaufleute über die Jahrhunderte hinweg bis heute eine wichtige wirtschaftliche Bedeutung. Die bremischen Häfen spielen beim Umschlag von Kaffee eine wichtige Rolle. Bei feierlichen Anlässen wurde im Haus Schütting bereits Kaffee ausgeschenkt, als der exotische Trank aus den gerösteten Bohnen noch überwiegend unbekannt war“, sagt Eduard Dubbers-Albrecht, Präses der Handelskammer Bremen und Hausherr im Schütting.

Diese Kaffeestube dort wurde ab 1679 von einem Engländer – Gilbert Spencer – geführt.

Bremen ist weltweit bekannt für Kaffee

Und auch Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt hebt die Bedeutung dieser Geschichte für Bremen als Wirtschaftsstandort noch einmal hervor: „Kaffee hat eine lange Tradition in unsere Stadt.“ Bremen sei insbesondere in Kaffeeanbaugebieten bekannt, nicht zuletzt weil ein Großteil der Bohnen über Bremerhaven umgeschlagen werde.

„Wir sind sehr froh, dass sich viele Röstereien hier angesiedelt haben und teilweise eine Nische gefunden haben und neue Produkte auf den Markt bringen“, so die Senatorin weiter. Der Markt nehme noch weiter an Fahrt auf und man besinne sich inzwischen wieder auf die traditionelle Zubereitung von Kaffee. Der Geschmack stehe wieder im Vordergrund.

Jubiläumskaffee von Lloyd Caffee

Das Jubiläum zum Anlass genommen hat auch die Rösterei Lloyd Caffee, die nun einen eigenen Schütting-Kaffee herstellt. Dieser soll dem ersten, damals ausgeschenkten Kaffee nachempfunden sein, wie Alexander Schenk, kaufmännischer Direktor von Lloyd Caffee erklärt. „Er schmeckt weltoffen und stark“, beschreibt ihn Dubbers-Albrecht nach der Verköstigung am 350. Jahrestag im Schütting-Gewölbe.

Lloyd Caffee ist die älteste und noch immer traditionell röstende Kaffeemanufaktur Bremens und seit 1930 im Geschäft. Im Industriehafen betreibt das Unternehmen die gläserne Rösterei.

 

 

 

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