Viele Beschäftigte in Bremen würde gerne ihre Arbeitszeit reduzieren. Symbolbild: Pixabay Viele Beschäftigte in Bremen würde gerne ihre Arbeitszeit reduzieren. Symbolbild: Pixabay
Beschäftigung

Mehr Männer möchten in Teilzeit arbeiten

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Eine repräsentative Umfrage der Arbeitnehmerkammer Bremen zeigt: Viele Beschäftigte sind unzufrieden.

Von Vollzeit in Teilzeit oder umgekehrt: Mehr als die Hälfte der Bremer Arbeitnehmer wünscht sich andere Arbeitszeiten. Das ist das Ergebnis der vierten repräsentativen Beschäftigungsbefragung der Arbeitnehmerkammer Bremen.

Seit 2017 werden die „Koordinaten der Arbeit“ alle zwei Jahre im Auftrag der Arbeitnehmerkammer Bremen vom Sozialforschungsinstitut infas durchgeführt. Der Fokus der diesjährigen Umfrage lag auf dem Thema Arbeitszeit.

„Es handelt sich um die einzige repräsentative Umfrage für Bremen. Dafür haben wir auch die hohen Datenschutz-Hürden genommen“, sagt Elke Heyduck, Geschäftsführerin der Arbeitnehmerkammer Bremen.

Auch Pendler einbezogen

2.940 Menschen, die in Bremen beschäftigt sind, wurden für die Erhebung zwischen Februar und Mai befragt. Die Telefoninterviews dauerten im Durchschnitt 30 Minuten. Dabei wurden sowohl objektive, also quantitative Fragen gestellt als auch subjektive, also qualitative. „Dadurch haben wir ein sehr genaues Bild“, sagt Heyduck.

Berücksichtigt sind zudem auch Einpendler, die etwa 40 Prozent der Arbeitnehmer in Bremen ausmachen.

Andere Arbeitszeiten gewünscht

Die Befragung zeigt, dass viele Arbeitnehmer in Bremen mit ihrem aktuellen Arbeitszeitmodell unzufrieden sind. 41 Prozent der Vollzeitkräfte würden demnach ihre Arbeitszeit gerne reduzieren.  Gesundheitliche Gründe oder der Wunsch nach mehr Zeit mit der Familie spielen dabei die größte Rolle.

Insbesondere in der Pflege (45 Prozent) und in der Gastronomie (40 Prozent) gaben sehr viele Beschäftigte an, wegen ihrer Gesundheit in Teilzeit arbeiten zu wollen und dass ihre Beschäftigung einen negativen Einfluss auf ihr Wohlbefinden habe – physisch und psychisch. In genau diesen Branchen sei auch der Fachkräftemangel besonders hoch, erinnert Heyduck.

Insbesondere ältere Beschäftigte über 55 Jahren gaben an, in ihrem Betrieb überhaupt keine Gesundheitsförderung in Form von Beratung oder sportlichen Aktivitäten zu erhalten (42 Prozent). „Die Arbeitgeber sollten schnell handeln, um diese Leute halten zu können“, sagt Heyduck.

Für Männern kaum Teilzeit

Erschreckend: Vor allem Männern werde noch immer häufig der Wechsel in die Teilzeit verwehrt, sagt Marion Salot, Referentin der Geschäftsführung und Projektleiterin der Beschäftigungsbefragung bei der Arbeitnehmerkammer Bremen. Positiv überraschend sei dagegen das Ergebnis, dass 44 Prozent der befragten Männer Stunden reduzieren möchten, 86 Prozent von ihnen um mehr Zeit für die Familie zu haben.

44 Prozent dieser Männer mit Teilzeitwunsch (von den 86 Prozent) gaben allerdings auch an, ihr Arbeitgeber stimme dem nicht zu.

„Wir brauchen an verschiedene Lebensphasen orientierte, moderne Arbeitszeitmodelle für Männer und Frauen. Sie müssen auch zu den familiären Anforderungen passen“, sagt Salot.

Zudem würde bei Vollzeitkräften viel eher ein Teilzeitgesuch abgelehnt, als es bei Arbeitnehmern geschehe, die bereits mit reduzierter Stundenzahl arbeiten, erklärt Salot. Auch dies sei ein Grund dafür, dass Männern häufiger die Teilzeit verwehrt werde.

Marion Salot (l.) und Elke Heyduck (r.) stellten den Beschäftigungsbericht vor. Foto: Füller

Marion Salot (l.) und Elke Heyduck (r.) stellten den Beschäftigungsbericht vor. Foto: Füller

Teilzeitwünsche scheitern an Geld und Kinderbetreuung

Insgesamt gab jede fünfte befragte Person mit Teilzeitwunsch an, dass der Betrieb dem nicht entsprechen wolle. Weitere 18 Prozent stehen vor einer zumindest ablehnenden Haltung des Arbeitgebers. Ein anderer Grund, warum Arbeitnehmer ihre Stunden nicht reduzieren können, ist die Bezahlung.

„Die Diskussion um Arbeitszeitverkürzung darf daher keine werden, die ganze Beschäftigungsgruppen ausschließt“, sagt Salot. Zwei Drittel der Befragten gaben an, ihre Arbeitszeiten nicht verringern zu können, weil der monatliche Verdienst dann nicht mehr ausreiche. Bei Alleinerziehenden nannten diesen Grund sogar 94 Prozent.

Auch die Höhe der Rente spielt für viele Arbeitnehmer bei dieser Entscheidung eine Rolle (knapp zwei Drittel), wobei Frauen diesen Grund häufiger nannten (71 Prozent) als Männer (62 Prozent).

Auch fehlende Betreuungsplätze und -zeiten werden von 71 Prozent der Teilzeitkräfte mit Kindern als Grund für ihren Beschäftigungsstatus genannt. Drei Viertel der Alleinerziehenden in Teilzeit gaben an, gerne mehr arbeiten zu wollen, wegen der fehlenden Betreuungsmöglichkeiten aber keine andere Wahl zu haben.

Im Gastgewerbe Wunsch nach Vollzeit

Unzufrieden sind Beschäftigte auch, wenn sie mehr Stunden arbeiten möchten aber nicht dürfen. 12 Prozent der Beschäftigten gaben an, ihre Stundenzahl erhöhen zu wollen. Unter den Teilzeitbeschäftigten gaben dies 23 Prozent an. Bei einem Viertel scheitert dieser Wunsch an den Arbeitgebern.

Dies betrifft sehr häufig Beschäftigte im Gastgewerbe. „Dieses Ergebnis hat uns überrascht, weil diese Branche besonders stark über den Fachkräftemangel klagt“, sagt Salot. Die Ablehnung sei deshalb nicht nachvollziehbar. „Die Branche muss da dringend nachsteuern“, so die Referentin weiter.

Politik und Arbeitgeber sind gefragt

Die Unzufriedenheit der Arbeitnehmer wertet  Heyduck als großes Warnsignal. „Politik und Betriebe sind hier gefragt um die Fachkräfte zu halten. Ein Drittel der Befragten spielt mit dem Gedanken, den Arbeitgeber zu wechseln. Das ist ein hoher Wechselwille und ein Warnschuss“, sagt Heyduck.

Die Arbeitnehmerkammer fordert ein Landesprogramm „Arbeitszeit und Lebenszeit“, mit dem die Innovationskraft kleinerer und mittlerer Betriebe gestärkt werden kann. Elternbefragungen sollten zudem den Mangel an Betreuungsplätzen erfassen, um den Bedarf zu ermitteln und weiter zügig mehr Plätze schaffen zu können.

Heyducks Appell an die Arbeitgeber: flexiblere Arbeitszeitmodelle anbieten, um Angestellte auch halten zu können.

Den gesamten Bericht der Arbeitnehmerkammer gibt es unter arbeitnehmerkammer.de/beschaeftigungsbefragung

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