Beispiel Ludwig-Kaufmann-Straße: Kleine Piktogramme führen Radfahrer auf die Fahrbahn, doch der Abstand zwischen Fahrrädern und Autos wird laut ADFC oft nicht eingehalten – ebenso wie das Tempo-30-Gebot. Foto: Konczak
Fahrradverkehr

Raus aus dem „Bermudadreieck“

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Der ADFC Delmenhorst macht auf Problemstellen für den Fahrradverkehr aufmerksam.

Fehlende Kennzeichnungen, zu enge Aufstellflächen an Kreuzungen, zu schmale Rad- und Fußwege, die Radinfrastruktur überwiegend veraltet: Der Radverkehr in Delmenhorst weist aus Sicht des örtlichen Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) viele Baustellen auf. „Wir sind keine Meckerer. Wir wollen nur etwas verbessern“, stellte Gerd Gramberg, Vorsitzender des ADFC-Kreisverbands Delmenhorst, am Donnerstag klar, als der Verein Vertreter aus Verwaltung und Politik zu einer Fahrradverkehrspolitischen Radtour einlud. Dabei machte der ADFC auf einige Problemlagen für Fahrradfahrer aufmerksam.

Während von der Stadt Maximilian Donaubauer (Fachbereich Planen, Bauen, Umweltschutz, Landwirtschaft und Verkehr), Moritz Niemann (Fachdienst Verkehr) und Stadtbaurätin Bianca Urban mit in die Pedale traten, war mit Bürgermeister Enno Konukiewitz lediglich ein Vertreter aus der Lokalpolitik dabei. „Wir sind darüber sehr enttäuscht“, erklärte Gramberg. Auch Oberbürgermeisterin Petra Gerlach fehlte, obwohl man eigens Rücksicht auf ihren Terminkalender genommen habe.

Problemzonen der Stadt

Ein Brennpunkt der Tour: das „Bermudadreieck“, wie der ADFC-Vorsitzende die Kreuzung Bremer Straße / Nordenhamer Straße / Syker Straße bezeichnet. Hier haben Autofahrer uneingeschränkt Vorfahrt, für Radfahrer und Fußgänger sei das sehr zeitraubend. Und genau hier, entlang der Bremer Straße Richtung Innenstadt, soll laut Regionaler Machbarkeitsstudie des Kommunalverbunds Niedersachsen/Bremen der neue Radschnellweg Bremen-Delmenhorst-Ganderkesee verlaufen. Radler sollen an der Kreuzung in die Nordenhamer Straße und die Fichtenstraße fahren. „Es ist eine Machbarkeitsstudie. Was wir daraus machen, liegt an uns“, erklärte Urban. Der Verein plädiert dafür, stattdessen die Nordwollestraße als Route zu nehmen und dort den Durchgangsverkehr herauszunehmen. „Das ist die direktere und sicherere Strecke. Der Verkehr muss umgeschichtet werden“, so Burkhard Kühnel-Delventhal, stellvertretender Vorsitzender des Delmenhorster ADFC. Für Busse sei der Zeitverlust nur minimal, wenn sie mit reduzierter Geschwindigkeit auf den Radverkehr Rücksicht nehmen müssen. Ebenfalls eine Baustelle an der Nordwollestraße: An manchen Stellen ist der Abstand zwischen Haustüren und dem Radweg viel zu gering.

Mangelnder Abstand zwischen Auto und Fahrrad

Eine weitere Problemstelle stellt die Überquerung „Am Stadtwall“ beim Wasserturm dar. Die Aufstellfläche hinter dem Turm sei zu eng bemessen, die Fahrrad­ampel für Autofahrer schwer zu erkennen, die Vorlaufzeit der Fahrradampel zu kurz. Ähnlich sieht es am Hans-Böckler-Platz mit der Kreuzung „Am Stadtgraben“ aus, wobei die Kennzeichnung des Radwegs fehle. Zudem sei die Radampel überflüssig, da nur Busse und Taxen links abbiegen dürfen. Bei der Ludwig-Kaufmann-Straße moniert der ADFC die „Mini-Piktogramme“ am Straßenrand. Der Abstand zwischen Auto und Fahrrad werde oft nicht eingehalten, ebenso wie das Tempo-30-Gebot. Bei der Louisenstraße als zweispurige Einbahnstraße regt der Verein an, eine Spur dem Radverkehr zu überlassen. Der Rad- und Fußweg sei zu schmal, es gebe Konflikte mit parkenden Autos. Der Bereich Oldenburger Straße / Kreuzung Rudolf-Königer-Straße müsse neu geordnet werden, da etwa die Verkehrsführung teils unübersichtlich sei und der Übergang in die Ludwig-Kaufmann-Straße fehlt. Weitere Beispiele: die teilweise konflikt­reiche Querung der Friedrich-Ebert-Allee, um in die östliche Lange Straße zu kommen (die Kreuzung sollte neu gestaltet werden) und die Kreuzung Mühlenstraße bei der Post, die zum Kreisverkehr umgebaut werden solle.

Der ADFC will künftig regelmäßig derartige Radtouren organisieren, um eine Verbesserung und Modernisierung des Radverkehrs für eine Mobilitätswende zu erreichen. Zu einzelnen Punkten werde man demnächst Anträge an Verwaltung und Politik stellen. „Schon mit kleinen Maßnahmen wie einer anderen Streckenführung, Markierungen oder Beschilderungen kann etwas erreicht werden“, meint Gramberg. Zudem wünscht sich der Verein, früher und intensiver bei großen Maßnahmen mit eingebunden zu werden.

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