Beim Lesen und Schreiben erreichen viele Bremer Schülerinnen und Schüler nicht das Niveau anderer Bundesländer. Foto: Vương Bùi auf pixabay.com
IQB-Bildungstrend

Bremer lernen Englisch besser als Deutsch

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Bremen landet im bundesweiten Schüler-Kompetenzvergleich in Deutsch ganz hinten, in Englisch aber nicht.

Das nackte Ergebnis überrascht nicht, die Detailanalyse schon. Bremen ist beim IQB-Bildungstrend, dem regelmäßigen bundesweiten Kompetenzvergleich, in Deutsch mal wieder mit Abstand auf dem letzten Platz gelandet. Beispiel Rechtschreibung: 426 Punkte erreichten die getesteten Bremer Neuntklässler im Durchschnitt. Der bundesweite Mittelwert beträgt 469 Punkte. Berlin als Vorletzter kommt auf 457, Spitzenreiter Bayern erreicht 494 Zähler.

Leistungen in Deutsch insgesamt schlechter

Wenig tröstlich: Insgesamt sind die Ergebnisse im Fach Deutsch deutlich schlechter als 2015. Die Bremer Schülerinnen und Schüler schnitten im Bereich Lesen 22 Punkte schlechter ab als 2015 (Bund: -25), Zuhören -55 (-44), Orthografie -41 (-31).

Im Gegensatz dazu sind die Leistungen im Fach Englisch im Vergleich zu 2015 besser geworden – sowohl bundesweit als auch in Bremen. Und, man höre und staune: Bremen hat sich stärker verbessert als der Bundesdurchschnitt. Um 32 Zähler beim Leseverstehen (Bund: +22) und um 25 beim Hörverstehen (+23). Zwar landet Bremen hier beim Leseverstehen mit 501 Punkten auf dem vorletzten Platz, doch der Abstand zum Bundesdurchschnitt (522) ist deutlich geringer. Silberstreif am Horizont: Beim englischen Hörverstehen (Bundesmittel 523) erreichte Bremen 508 Punkte und landet damit vor den ostdeutschen Ländern und dem Saarland auf Rang 10.

Soziale Herkunft beeinflusst Lernerfolg

Die IQB-Analyse bestätigt einmal mehr den Zusammenhang zwischen sozialer Situation im Elternhaus und Lernerfolg. Insbesondere der Zuwanderungshintergrund spielt eine entscheidende Rolle. In keinem anderen Bundesland ist der Anteil der Neuntklässler mit Zuwanderungshintergrund so hoch wie in Bremen (57,1 Prozent, Bund: 37,7 Prozent). Hinzu kommt: Dort, wo anteilsmäßig besonders viele Migranten in einer Schule sind, sind ihre Leistungen laut Bildungsbehörde besonders schlecht. In gemischten Schulen seien sie dagegen deutlich besser.

Doch wieso klappt das Lernen in Englisch besser als in Deutsch? Den Schlüssel sieht Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) in der unterschiedlichen Art der Vermittlung. Englischunterricht werde stärker am Lesen und Hören ausgerichtet, während in Deutsch davon ausgegangen werde, dass dies die Muttersprache sei.

Aulepp will Umdenken

„Wir müssen zum Umdenken kommen“, fordert Aulepp (SPD). „Wir müssen den Unterricht stärker daran ausrichten, dass Deutsch nicht die Muttersprache ist.“ Lehrer der Sekundarstufe I sollen befähigt werden, Basiswissen, das eigentlich schon in der Grundschule vermittelt werden müsste, auch ab Klasse 5 noch zu vermitteln. „Wenn Schüler etwas nicht können, muss es ihnen beigebracht werden“, meint sie.

Eine Maßnahme zur Verbesserung in Deutsch hat Aulepp schon zu Beginn des Schuljahres gestartet. Das Leseband nach Hamburger Vorbild soll sicherstellen, dass Schüler jeden Tag mindestens 25 Minuten im Unterricht lesen – unabhängig vom Fach. Zunächst läuft das Projekt an 28 Grundschulen in Bremen und Bremerhaven, soll aber auf alle Grundschulen und die Klassen 5 und 6 ausgedehnt werden.

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