Gaby Benjes nutzt Home Exchange insbesondere für Städtereisen. Sie empfängt aber auch viele Gäste aus anderen Ländern und empfindet das als große Bereicherung. Foto: Schlie Gaby Benjes nutzt Home Exchange insbesondere für Städtereisen. Sie empfängt aber auch viele Gäste aus anderen Ländern und empfindet das als große Bereicherung. Foto: Schlie
Haustausch-Reise

Haustausch um die ganze Welt

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Wie eine Bremer Familie über Home Exchange den eigenen Wohnraum mit Fremden tauscht

Schweden, die Niederlande, Frankreich, Neuseeland und viele weitere Länder hat Familie Benjes aus der Bremer Neustadt bereits bereist – seit acht Jahren auch immer wieder per Haustausch und gerade einmal für den Preis einer einzigen Hotelübernachtung.

Möglich ist das über die Online-Community Home Exchange: Privatpersonen stellen ihren Wohnraum für Reisende aus der ganzen Welt zur Verfügung und können dieses Angebot selber nutzen. Anders als bei Airbnb und weiteren Plattformen fließt bei Home Exchange aber kein Geld, es ist ein reiner Haustausch.

Stattdessen erhalten die Nutzer für ihren zur Verfügung gestellten Wohnraum – je nach Ausstattung und Lage – eine bestimmte Punktzahl (Guest Points). Die Punkte können dann wiederum für die eigenen Aufenthalte eingetauscht werden.

Ein Stadthaus in Paris

Die erste Reise dieser Art führte Familie Benjes nach Paris. „Wir lebten dort mitten in der Stadt in einem riesengroßen Haus, ganz für uns allein und haben uns sehr willkommen und wohl dort gefühlt“, erinnert sich Gaby Benjes, die mit ihrem Vorschlag, an einem Haustausch teilzunehmen, bei ihrer Familie zunächst auf Skepsis traf.

Die Französischen Hausbesitzer waren während ihres Aufenthaltes bei Verwandten in der Nähe, also auch jederzeit ansprechbar. Denn: Der Haustausch muss nicht simultan stattfinden.

„Dafür muss man sich gut abstimmen und sehr flexibel sein“, erklärt Benjes. Die Paris-Reise überzeugte auch Ehemann und Tochter von dem Tauschprinzip.

Spannende und bewegende Geschichten

Familie Benjes hat in der Neustadt ein Haus mit Einliegerwohnung. „Wir haben aber auch in unserer Wohnung die Möglichkeit, Gäste zu empfangen, die große Wohnküche teilen wir uns dann mit ihnen wenn wir selber zu Hause sind“, berichtet Benjes.

Sie empfindet den Haustausch als große Bereicherung: „Wir haben schon so wunderbare Menschen kennengelernt“, sagt Benjes. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr ein junges Paar aus Spanien, das nach Bremen kam um den Spuren des Großonkels zu folgen.

Dieser war während des Zweiten Weltkriegs in Kriegsgefangenschaft in Bremen-Farge am Bunker Valentin verbracht worden, wo er auch starb. „Wir saßen lange zusammen in der Wohnküche und sprachen über die Unterschiede in der Geschichte unsere Länder und die Aufarbeitung“, erinnert sich Benjes.

Zwei weitere Besucherinnen bereiten der Gastgeberin noch immer eine Gänsehaut, wenn sie an sie denkt: Mutter und Tochter – die eine aus Australien angereist, die andere aus Irland. „Sie hatten sich seit sieben Jahren nicht mehr gesehen und in unserer Wohnung fand das Wiedersehen statt“, sagt Benjes.

Die Mutter stammte aus Bremerhaven, war aber vor dem NS-Regime nach Australien geflüchtet. Nun wollte sie ihrer Tochter ihre Wurzeln in Bremerhaven zeigen. „Das war eine sehr bewegende Geschichte“, sagt Benjes.

Weihnachten in Neuseeland

Die Haustausche führten Familie Benjes aber auch selber bereits um die ganze Welt. Die weiteste Reise ging nach Neuseeland. „Dort waren wir über Weihnachten und konnten das Land ganz anders kennenlernen, als wenn wir touristisch untergekommen wären“, sagt Benjes.

In Neuseeland bleibt ihr vor allem das Weihnachts-Barbecue in Erinnerung, welches die Gastgeber im eigenen Wald veranstalteten.

Schlechte Erfahrungen haben Benjes‘ bisher bei rund 80 Tauschen noch nicht gemacht. Wer seinen eigenen Wohnraum anderen zur Verfügung stellt, geht auch selber gut mit dem Eigentum Fremder um, ist Gaby Benjes überzeugt.

Jährliche geringe Gebühr

Die Mitgliedschaft bei Home Exchange kostet jährlich eine Gebühr von 160 Euro. Darin enthalten sind dann auch alle Versicherungen sowie eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung durch ein Support-Team. „Auch wenn mal etwas kaputt geht oder eine Reise doch abgesagt muss, ist alles versichert“, weiß Benjes.

Innerhalb der Community gilt zudem eine Etikette, jeder Gastgeber kann aber auch eigene Regeln und Informationen zum Wohnraum geben. „Die meisten lassen zum Beispiel ein Dankeschön für die Gastgeber da“, sagt Benjes, die als Coach und Facilitator (Kommunikationslotse) arbeitet.

Dinge, die Privat bleiben sollen, können Gastgeber ganz einfach einschließen oder den Gästen einen Hinweis hinterlassen, dass diese Dinge nicht für sie bestimmt sind. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich auch alle daran halten. Ich würde auch niemals durch einen fremden Kleiderschrank wühlen“, sagt Benjes.

Infos: homeexchange.com

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