Unter dem Titel „Verschleppt, versklavt, vergessen? Zwangsarbeit in Bremen 1939-1945“ zeigt das Stadtlabor des Focke-Museums jetzt eine neue Ausstellung im Bürgerhaus Vegesack. Mit zahlreichen Abbildungen und Dokumenten wird dabei besonders düsteren Kapiteln der deutschen und Bremer Geschichte nachgegangen.
Einsetzung von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen
Zwischen 1939 und 1945 wurden rund 55.000 Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge in den Häfen, den Werften, beim Stahlbau, der Waffenproduktion und schließlich der Trümmerräumung eingesetzt. Das Schicksal dieser Menschen wurde weitgehend verdrängt und selbst Jahrzehnte später oft nur widerwillig aufgearbeitet.
Gedenkort an das Schicksal der Gefangenen
Während in einigen Örtlichkeiten, wie der Baustelle des U-Boot-Bunkers „Valentin“, die Geschichte der ausländischen Gefangenen des KZ-Außenlagers Neuengamme (bei Hamburg) erforscht wurde, bleiben andere Orte wie etwa der Muna (Lufthauptmunitionsanstalt Lübberstedt) im Landkreis Osterholz gänzlich unbeachtet. Bis heute erinnert dort nur ein kleiner Gedenkort an das Schicksal der Gefangenen auf der bis heute umzäunten über 400 Hektar großen Anlage. Umso wichtiger sind die Nachforschungen, die den vielen Opfern des NS-Terrorregimes erst ein Gesicht geben.
Inhalt der Ausstellung
Mit diesen oft lange verdrängten Kapiteln deutscher Geschichte beschäftigt sich die Ausstellung „Verschleppt. versklavt. vergessen?“, die das Focke-Museum gemeinsam mit zahlreichen Aktiven der Zivilgesellschaft sowie Wissenschaftlern konzipiert hat. Bis zum Juni ist sie jetzt in einer reduzierten, auf den nördlichen Teil Bremens konzentrierten Form im Bürgerhaus Vegesack zu sehen.
Dabei ermöglicht sie einen anschaulichen Einblick in die Zwangsarbeit und das Schicksal der Entrechteten, indem Einsatz- und Haftorte mit den Biografien verbunden werden. Ähnlich wie schon in dem Buch „Ihr habt hier keine Namen mehr!“ (Edition Falkenberg) wird so das schwere Überleben und Leiden der Gefangenen, das vermeintliche Nichtwissen der Bevölkerung sowie das System der nationalsozialistischen Lager begreifbar und Opfer sowie Täter mit Namen benannt.
Die Ausstellung dokumentiert die Verteilung der Lager und Einsatzorte auf Schautafeln und erläutert, was dort produziert wurde und wer zur Zwangsarbeit eingesetzt war. Die Ausstellung ist bis Juni im Bürgerhaus Vegesack (Kirchheide 49) zu sehen.
Eine Reihe begleitender Veranstaltungen
Begleitend zur Ausstellung gibt es auch eine Reihe begleitender Veranstaltungen: „Archäologische Ausgrabungen klären Schicksale sowjetischer Soldaten“ mit Landesarchäologin Uta Haller am 7. März, 19 Uhr (Einlass: 18 Uhr), auf der Bürgerhaus Studiobühne. „Franzosen gefangen in Bremen“, 14. März, ab 19 Uhr, Studiobühne. „Das letzte Kapitel der NS-Massenverbrechen“, 21. März, 19 Uhr, Studiobühne. Der Eintritt ist jeweils frei.