Elaheh Seraji lässt sich zur Kindertagespflegeperson ausbilden. Die Qualifizierung ist kostenlos und richtet sich an Menschen, die den Quereinstieg in die Kinderbetreuung wagen wollen. Foto: Schlie Elaheh Seraji lässt sich zur Kindertagespflegeperson ausbilden. Die Qualifizierung ist kostenlos und richtet sich an Menschen, die den Quereinstieg in die Kinderbetreuung wagen wollen. Foto: Schlie
Kindertagespflege

Ein ganz anderer Weg

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Beruflicher Neustart: Von der Rechtsanwältin zur Kindertagespflegeperson

„Meine Mutter ist Lehrerin und hat mir immer gesagt: ‚Arbeit mit Kindern hält Dich jung‘“, sagt Elaheh Seraji. Daran erinnerte sich die 42-Jährige, als sie sich dazu entschied, einen beruflichen Neuanfang zu wagen.

Eigentlich ist Seraji Rechtsanwältin. „Ich kam vor zehn Jahren mit meinem Mann aus dem Iran nach Deutschland. Ich hatte Jura studiert und als Rechtsanwältin im Iran gearbeitet“, sagt Seraji.

Ihren Abschluss und Beruf hat sie hier aber nicht anerkennen lassen. „Die Gesetze sind so unterschiedlich. Ich wollte einen neuen Weg gehen und hatte so viele Dinge noch nicht ausprobiert.“

Viel in der Praxis erlebt

Zunächst gründete Seraji aber eine Familie. Ihr Sohn ist heute acht Jahre alt, ihre Tochter sechs. Seraji verbrachte viel Zeit mit den Kindern, las über Kindererziehung und informierte sich, wenn sie unsicher war.

„Dann kam meine Tochter in den Kindergarten. Die Eingewöhnungszeit hat sehr lange gedauert“, erinnert sich Seraji. Fast acht Monate lang begleitete sie ihr Kind täglich in den Kindergarten, erlebte dort aus der Rolle einer Beobachterin die Praxis.

„Ich fand die Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher mit den Kindern so toll“, sagt Seraji. Mit zwei jungen Kindern hätte sie die Ausbildung in Vollzeit allerdings nicht schaffen können, war Seraji sicher.

Qualifizierung zur Tagespflegeperson

Eine Freundin berichtete ihr schließlich von dem Qualifizierungsprogramm Kindertagespflege der Senatorin für Kinder und Bildung in Zusammenarbeit mit dem Paritätischen Bildungswerk (PBW) und Pflegekinder in Bremen (PiB).

Nach der Anmeldung und einer Eignungsprüfung durch PiB startete der erste Teil: In der vorbereitenden Qualifizierung ging es sechs Monate lang um die Theorie. Teilnehmende erweitern und erwerben Fachwissen und Kompetenzen in allen relevanten Bereichen.

„Ich fand es gut, dass ich noch mehr Sprachförderung machen konnte, um auf B1-Niveau zu kommen. Im Anschuss an den ersten Teil der Ausbildung fand ich dann Arbeit“, sagt Seraji.

Dieser vorbereitende Teil umfasst 168 Stunden Theorie sowie 80 Stunden Praktikum und Selbstlerneinheiten.

Anstellung mit üblicher Bezahlung

Der tätigkeitsbegleitende Teil der Qualifizierung umfasst 140 Stunden und Selbstlerneinheiten und dauert etwa neun Monate. Er findet begleitend zu einem festen Arbeitsverhältnis statt.

Im Anschluss daran erteilt die Bildungsbehörde eine vollständige Pflegeerlaubnis. Teilnehmende können nach erfolgreicher Absolvierung entweder selbstständig als Kindertagespflegeperson in den eigenen vier Wänden arbeiten oder als Zweitkraft in einer Krippe angestellt werden.

Nach der Grundqualifizierung können weitere Fortbildungen absolviert werden, etwa zu Inklusion, Sprachbildung, Finanzplanung oder Vorurteilsfreiheit.

Nicht mehr zurück

Seraji arbeitet seit Januar in einer Kindertagespflegestelle als Vertretung, absolviert dabei den zweiten Teil der Qualifizierung.

„Es ist meine erste Arbeit hier in Deutschland und ich finde es einfach toll. Am Anfang war es schwer, zu lernen und nebenbei zu arbeiten. Aber ich lerne sehr viel von meinen tollen Kolleginnen und weil es direkt in der Praxis stattfindet“, sagt Seraji.

Zurück in ihren Beruf als Rechtsanwältin möchte Seraji nicht: „Kinder haben eine wunderschöne Welt und man wird von ihnen dorthin eingeladen. Man darf selber wieder Dinge tun, die man als Kind gerne gemacht hat und mit eintauchen in ihre Phantasie“, sagt Seraji.

Die Qualifizierung ist für in Bremen tätige Tagespflegepersonen kostenlos. Infos gibt es im Internet unter bildung.bremen.de.

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