„Ich frage mich, wie ich meine Kinder vor Hass und Terror schützen kann“, sprach Gastrednerin Anastassia Pletoukhinade bei der Gedenkfeier zur Pogromnacht vom 9. November 1938. Sie habe keine Antwort darauf. Am Freitag redete sie am Mahnmal Dechanatstraße für etwa 1.000 von Nazis ermordeten Menschen. Jüdischen Bürgerinnen und Bürgern, Bürgermeister Andreas Bovenschulte, Senatorinnen und Senatoren und Mitglieder der Bürgerschaft hörten still zu.
Pletoukhinades: „Hitler hätte sonst gewonnen“
Pletoukhinades Vater begründete die Heimkehr nach Deutschland damit, „weil Hitler sonst gewonnen hätte“. Das nahm sie „als Auftrag“, „um das jüdische Leben zum Beispiel in Lübeck zu erneuern“. Bürgerschaftspräsidentin Antje Grotheer sagte zu den Gästen der Gedenkfeier: „Antisemitismus ist kein Randphänomen mehr.“
7. Oktober in Israel, Gewalt in Amsterdam, Störungen in Bremen
Die Rednerinnen belegten das Erstarken des Antisemitismus von links und rechts, auch mit den fast 1.200 Kindern, Frauen und Männern, die bei Morden, Entführungen und Vergewaltigungen durch die Hamas am 7. Oktober 2023 umkamen. Sie erwähnten die Angriffe palästinensischer Gewalttäter auf Fußballfans Maccabi Tel Aviv in Amsterdam am Donnerstag. Aber auch lautstarke Störungen einer Gedenkfeier in Bremen oder Drohungen gegen jüdische Studentinnen und Studenten kamen zur Sprache.
Attentat überlebt, weil eine Tür geschlossen war
Pletoukhinade, die in Deutschland studiert hat, war aber auch selbst unter den Menschen, die in einer Synagoge in Halle von einem Rechtsradikalen umgebracht werden sollte. Sie überlebte wahrscheinlich nur, „weil Kameras und eine Tür den Mörder davon abhielten“. Am Vorabend diskutierte sie mit Gästen der Landeszentrale für politische Bildung im Haus der Wissenschaft.