Viele Hunde lieben Schnee. Das aggressive Auftaumittel Streusalz aber führt zu starken Schmerzen an ihren Pfoten und zu Übelkeit beim Abschlucken. Foto: Claudia auf Pixabay
Wildtieren helfen

Einsatz von Streusalz verboten

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Streusalz führt zu Pfotenschmerz, Übelkeit, Pflanzenschäden und erhöhter Wildunfallgefahr.

Pfotenschmerz und Übelkeit / Schäden an Pflanzenwurzeln / erhöhte Wildunfallgefahr

Überfrierende Nässe führt zum regelmäßigen Einsatz von Streusalz auf Straßen und Wegen, um durch Flächenenteisung glättebedingte Unfälle zu reduzieren.

1,5 Millionen Tonnen aggressives Auftaumittel pro Jahr auf deutschen Straßen

Rund 1,5 Millionen Tonnen dieses aggressiven Auftaumittels würden jährlich auf deutschen Straßen und Wegen ausgebracht, so der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND). Tiere leiden unter Tausalz, wenn sie mit ihren empfindlichen Pfoten, Hufen oder Klauen hiermit in Kontakt kommen oder wenn sie dieses beispielsweise mit Schnee abschlucken. Wild wie Rehe oder Hasen werden von diesem Salz an den Straßenrand oder auf die Straßen gelockt, um dieses für sie attraktive Streugut aufzunehmen. Infolge werden sie an- oder totgefahren. Kommen Pflanzenwurzeln mit Tausalz in Kontakt, werden sie geschädigt. Und salziges Spritzwasser verätzt Baumrinden.

Wie ein Lockstoff: Hirsche, Rehe, Schwarzwild, Hasen und andere Tiere werden vom Streusalz an die Straßen gelockt. Sie werden dann an- oder totgefahren. Foto: Sven Lachmann, Pixabay

Nur Sand, Splitt und Granulat erlaubt

Im Winter sind Anlieger nach dem Bremischen Landesstraßengesetz verpflichtet, ihre Gehwege von Schnee zu räumen und Eis- und Schneeglätte abzustumpfen. Grundsätzlich darf in Bremen nur mit Sand, Splitt und Granulat gestreut werden. Salz und salzhaltige Auftaumittel dürfen nur auf im Winterstreudienstkatalog festgelegten Fahrbahnen eingesetzt werden sowie auf Kreuzungen, Treppen, Steigungs- oder stark frequentierten Fußgängerbereichen. Für alle Gehwegflächen, die auf begrünte oder baumbestandene Grundstücke entwässern, ist bei uns der Einsatz von Salz oder salzhaltigen Streumitteln verboten.

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Streusalzverbot

„Nicht alle Bürger kennen dieses Streusalzverbot“, so die Bremer Tierschutz- und Wildtier-Expertin Dr. K. Alexandra Dörnath, die die Tierarztpraxis Klein Mexiko und das Exoten-Kompetenz-Centrum leitet. Erst vor wenigen Tagen habe sie einen Nachbarn hierauf angesprochen, der bei den ersten Schneeflocken großzügig Salz verstreute, so Dörnath. „Natürlich dürfen durch Glätte keine Menschen zu Schaden kommen, aber es gibt ja alternatives tier- und pflanzenfreundliches Streugut“, so die Tierärztin.

Die Expertin Dr. Alexandra Dörnath aus der Tierarztpraxis Klein Mexiko Foto: Bollmann

Streugut mit Umweltzeichen

Die Bremer Umweltberatung weist darauf hin, dass umweltfreundliches Streugut mit dem Umweltzeichen ,Blauer Engel‘ gekennzeichnet sei. Dieses Siegel sei wichtig, betont die Tierärztin. „Denn auch Sand, Splitt und Granulat können giftige Substanzen wie Arsen, Blei oder Quecksilber in übermäßiger Menge enthalten und auch sie sind dann umweltschädlich.“ Dass in Supermärkten Streusalz kostengünstig zu kaufen sei, alternatives umweltfreundliches Streugut aber fast nie angeboten werde, sei ein Problem, kritisiert Dörnath.

Pfotenschmerz und Übelkeit sowie erhöhte Wildunfallgefahr

Aus eigener Erfahrung kennt Dörnath die schmerzhaften Folgen von Salz bei Haushunden. Einmal sei sie mit drei Hunden spazieren gegangen. Diese stoppten gleichzeitig abrupt, hielten ihre Pfoten in die Höhe und jaulten. „Das aggressive Streusalz hatte ihnen starke Schmerzen zugefügt“, so die Tierärztin. Umgehend habe sie die Pfoten mit Schnee aus einem Beet gereinigt und schnellstmöglich mit Wasser gespült. Dabei hätten die Hunde noch Glück gehabt, denn die Pfoten könnten sich durch die Salzeinwirkung und Reibung auch schnell entzünden und längerfristige Beeinträchtigungen verursachen, erklärt Dörnath. Lecken Tiere Streusalz von ihren Pfoten ab, kann auch dies gefährlich werden. „Manches Streusalz ist mit gesundheitsschädlichen Substanzen vergällt. Wenn Tiere dies aufnehmen, kann dies negative Folgen für sie haben“, betont Dörnath. Auf Wildtiere wirke Streusalz wie ein Magnet, hebt die Veterinärin hervor. Auch Jagdverbände beklagen seit Jahren, dass Tausalz Schalen-, wie Reh- und Schwarzwild an die Straßen locke und dies vermehrt zu Wildunfällen führe.

Irreparable Pflanzenschäden

Neben dem Leid für Tiere sind auch zum Teil irreparable Schäden an Pflanzen nicht zu vernachlässigen. Gerade die ohnehin unter Trockenstress leidenden Stadtbäume würden durch Salz oft verkümmern und absterben, gibt Dörnath zu bedenken.

Streusalz, das mit geschmolzenem Schnee von der Straße abfließt und versickert, führt zu schweren Umweltschäden. Foto: Jan Mallander, Pixabay

„Salz gehört in die Suppe und nicht auf den Gehweg“

„Salz gehört in die Suppe und nicht auf den Gehweg. Denn Streusalz gegen Schnee und Eis schadet Bäumen und Tieren“, betont auch der BUND.

Rücksichtnahme auf Umwelt: starke Reduktion der Salzanwendung

„Streusalz wird noch viel zu häufig eingesetzt“, betont Dörnath, die für eine starke Reduktion der Salzanwendung aus Natur- und Tierschutzgründen ist. Höchstens bei Blitzeis sei der Salzeinsatz akzeptabel. Eine mechanische Schneebeseitigung mit Kehrmaschinen, Besen und Schaufel sei bei frischem Schneefall in Kombination mit Streumitteln mit Umweltsiegel die beste Lösung, so die Tierärztin. „Diese abstumpfenden Mittel wirken im Vergleich zu Salz auch über mehrere Tage. Schließlich betont Dörnath: „Wenn wir unsere Straßen im Winter sichern, dann müssen wir dies mit Rücksicht auf unsere Umwelt mit unseren Mitgeschöpfen tun, sonst schaden wir uns langfristig selbst.“

■ Falls Ihnen ein Thema rund um einheimische Wildtiere und auch Exoten unter den Nägeln brennt, schreiben Sie uns an martin.bollmann@weserreport.de eine Mail. mb

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