Auch den Eichhörnchen sollte man nur artgemäßes Futter anbieten. Erdnüsse können hier zum Beispiel zu Blähungen führen. Foto: Skica911 auf Pixabay
Wildtieren helfen

Unsere Wildtiere sind an Kälte angepasst

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Viele Wildtiere ruhen bei Kälte. Nicht alle brauchen Zufütterung. Wildtiere haben Überlebensstrategien.

Fettreiches Futter als Energiespender im Winter: Blaumeise am Knödel. Foto: Bollmann

Auch im Winter kann man bei Spaziergängen in Parks oder Wäldern auf Wildtiere wie Vögel, Eichhörnchen, Rehe, Hasen oder auch Füchse treffen. Sie sind dann meist auf Futtersuche. Andere Tiere ruhen. So machen Igel und Fledermaus einen Winterschlaf, Eichhörnchen und Dachs eine Winterruhe, aus der sie für die Nahrungssuche regelmäßig aufwachen, Insekten und Reptilien, wie die Ringelnatter, eine Winterstarre. Wieder andere Tiere, beispielsweise Mauersegler und Storch, entgehen der kalten Jahreszeit, indem sie über Tausende von Kilometern in den Süden fliegen.

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Futter muss artgemäß und der Jahreszeit angemessen sein

„Wildtiere des gemäßigten Klimas haben Überlebensstrategien für die kalte Jahreszeit entwickelt. Manche Menschen denken aber, dass es den Tieren aufgrund der Kälte doch schlecht gehen müsse. Sie wollen ihnen etwas Gutes tun und legen beispielsweise Brot als Futtermittel aus. Doch damit schaden sie den Tieren eher als ihnen zu helfen. Denn nicht alle Futtermittel sind artgemäß oder für die Jahreszeit adäquat“, so die Bremer Tierschutz- und Wildtier-Expertin Dr. K. Alexandra Dörnath, die die Tierarztpraxis Klein Mexiko und das Exoten-Kompetenz-Centrum leitet. „Insbesondere bezüglich der Fütterung von Wasservögeln herrscht der Irrglaube, dass diese mit Brot und Haferflocken gefüttert werden müssten. Dies macht aber nicht nur die Vögel krank, sondern führt auch zu abnehmender Gewässerqualität“, stellt die Tierärztin fest.

Scheu vor dem Menschen zugleich auch immer Schutz

Würden Wildtiere wie Eichhörnchen, Waschbär, Fuchs und Marder durch Fütterung gezähmt, bestünde bei der Gabe des Futters aus der Hand immer die Gefahr eines gefährlichen Bisses, so die Expertin. Auch wenn es niedlich sei, Tiere wie Eichhörnchen aus der Hand zu füttern und diese somit zu zähmen, müsse bedacht werden, dass diese dann unvorsichtiger gegenüber dem Menschen würden. Dies könne lebensgefährlich für solche Tiere werden, weiß die Tierschützerin. „Es muss bei Tieren in Park und Forst immer bedacht werden, dass es sich um Wildtiere handelt, deren Scheu vor dem Menschen zugleich auch immer ihr eigener Schutz ist“, betont Dörnath.

Gesunde Igel schlafen im Winter und zehren von ihren Reserven. Sie werden nicht gefüttert. Foto: Hundankbar auf Pixabay

Der Wald hat keinen Tierarzt

„Um Tiere wie Wildschweine, Füchse oder Rehe vor falscher Nahrung zu schützen und gleichzeitig die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern, ist es nach dem jeweiligen Landesjagdgesetz verboten, diese im Forst zu füttern“, so die Expertin. Lediglich Förster und Jäger dürfen diesen Wildtieren hier Futter geben – und das auch nur in Notzeiten. Beispielsweise verbreitet sich die Afrikanische Schweinepest durch das weggeworfene Salamibrot, wenn die Wurst von einem infizierten Schwein stammt. Gerade Rehe als Konzentratselektierer stellen besondere Bedürfnisse an ihre Nahrung und werden durch unsachgemäße Fütterung schwer krank. „Und der Wald hat ja keinen Tierarzt“, so Dörnath.

Ein Sprung (Jägersprache für Gruppe) Rehe im Flachland: Im natürlichen Lebensraum darf Wild nur in Notzeiten und ausschließlich von Jägern oder Förstern gefüttert werden. Foto: Hans Benn, Pixabay

Tier-Mensch-Konflikte durch weggeworfene Lebensmittel

Sind Wildtiere wie Wildschweine, Wölfe oder sogar Bären daran gewöhnt, Essensreste nahe menschlicher Behausungen zu finden, kann dies zu vermeidbaren Tier-Mensch-Konflikten führen. Überreste menschlicher Nahrung müssen daher immer adäquat entsorgt werden. Sie dürfen nicht einfach in die Landschaft geworfen werden – auch zum Schutz vor Ratten.

Ruhezonen für Wildtiere

„Wichtig für alle im natürlichen Lebensraum lebenden Wildtiere ist auch, dass der Mensch unbedingt ihre Ruhezonen beachtet“, betont Dörnath. In den kalten Monaten fahren viele Tiere ihren Stoffwechsel auf ein Minimum herunter. Sie verbrauchen so weniger Energie. „Werden sie gestört und aufgescheucht, flüchten sie und verbrennen dabei einen großen Teil der Reserven, die sie für das Überleben während der Kälte gespeichert haben“, erläutert Expertin Dörnath. So sei ein Auffliegen aufgrund der Störung durch freilaufende Haushunde oder Hauskatzen energiezehrend und damit potenziell lebensbedrohlich, so die Tierärztin.

Saubere Futter- und Wasserstellen

Werden Tiere wie Vögel oder Eichhörnchen zugefüttert, dann muss dies konsequent vom Herbst bis zum Frühjahr gemacht werden, und nicht nur sporadisch, denn Tiere gewöhnen sich an diese Zufütterung. Futterstellen müssen stets sauber, erhöht und mit speziellem Futter bestückt sein. Gerade Futterhäuser müssen regelmäßig gereinigt werden, denn das Futter kann hier mit Ausscheidungen in Kontakt kommen. Bei Futtersilos oder Knödeln ist dies meist nicht so. Ebenso müssen die am besten gleichzeitig angebotenen Wasserstellen täglich gereinigt und mit frischem Wasser versehen werden.

Dörnath: „Wenn wir Tieren helfen, dann müssen wir es richtig machen“

Die Expertin Dr. Alexandra Dörnath aus der Tierarztpraxis Klein Mexiko. Foto: Bollmann

„Besser als falsche Hilfe ist keine Hilfe,“ betont Dörnath. „Denn, wenn wir Tieren helfen, dann müssen wir es richtig machen“, bringt es die Tierärztin und Wildtierexpertin auf den Punkt.

Falls Ihnen ein Thema rund um einheimische Wildtiere und auch Exoten unter den Nägeln brennt, schreiben Sie uns an martin.bollmann@weserreport.de eine Mail.

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