An insgesamt acht Stellen wurde in der Nähe der Friedensgemeinde in der Humboldtstraße der Bürgersteig aufgerissen. Das Ziel: Feststellen welche Leitungen vor Ort liegen und ob eine Nahwärmeleitung dazwischen passen würde. Foto: Behrbom An insgesamt acht Stellen wurde in der Nähe der Friedensgemeinde in der Humboldtstraße der Bürgersteig aufgerissen. Das Ziel: Feststellen welche Leitungen vor Ort liegen und ob eine Nahwärmeleitung dazwischen passen würde. Foto: Behrbom
Kalte Nahwärme

Auf der Suche im Untergrund

Von
Erste Suchschachtung für ein kaltes Nahwärmenetz in der Humboldtstraße durchgeführt

Auf den ersten Blick wirkt es unscheinbar, was an insgesamt acht Stellen in der Humboldt- und Vagtstraße in dieser Woche los war. Auf rund drei Metern wurde der Bürgersteig aufgebrochen und die Erde darunter bis in 1,5 Metern Tiefe ausgegraben. Die Auswirkungen, welche die sogenannten Suchschachtung auf ganz Bremen und dessen Wärmeplanung der Zukunft haben könnten, sind groß.

Kalte Nahwärme als Alternative

„Damit beginnt der nächste Abschnitt in unserem Plan“, erklärt Philipp Metz, Vorstand bei der Genossenschaft „Erdwärme dich“. In Eigenregie will die Gemeinschaft ein kaltes Nahwärmenetz in Bremen aufbauen, beginnen soll es in der Humboldtstraße. „Wir schließen damit eine kritische Lücke“, betont Metz.

Bis 2038 will Bremen klimaneutral werden, sodass Heizungen nicht mehr mit fossilen Brennstoffen wie Gas betrieben werden können. Allerdings, so heißt es in dem Fachgutachten der Stadt zur Wärmeplanung, können nur 34 Prozent der Haushalte bis dahin mit Fernwärme beheizt werden. Was passiert also mit den restlichen 66 Prozent?

„Da sind wir die Einzigen, die ein handfestes Konzept haben“, meint Metz. Für Wohnhäuser, für die keine individuelle Wärmepumpe oder Fernwärme in Frage käme, wäre ein gemeinschaftliches kaltes Nahwärmenetz eine Möglichkeit. Die Suchschachtungen sind ein elementarer Bestandteil des Plans der Genossenschaft. „Wir müssen einfach wissen, was hier schon im Boden liegt und passen unsere Leitungen dazwischen“, erklärt Metz. Aussagekräftige Pläne was unter den Bürgersteigen verborgen ist, gibt es im ganzen Stadtgebiet nämlich nicht.

Suchschachtungen erst der Beginn

Die Suchschachtungen stellen den Beginn der Machbarkeitsstudie dar, welche benötigt wird, um weitere Schritte zu gehen. Bis Mai sollen noch Probebohrungen in 300 Metern Tiefe erfolgen sowie bestimmte Grunddaten erhoben werden. Metz: „Da geht es natürlich auch um den Verbrauch, wir haben 30 Wohnhäuser mit total unterschiedlichen Bedarfsmodellen hier in der Humboldtstraße. Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie das Gemeindehaus der Kirche der Friedensgemeinde.“

Danach könnten die ersten Kosten geschätzt werden. An diesem Punkt würde die Genossenschaft dann eine Entscheidung treffen müssen. Das kalte Nahwärmenetz muss bezahlbar bleiben, auch über die Grenzen der Humboldtstraße hinaus. „Es bringt dann ja nichts, wenn wir hier sagen: Ja, wir können uns das leisten, aber für die restliche Bevölkerung ist es unwirtschaftlich“, beschreibt Metz die Situation.

Erst danach kann sich der Verein mit der Entwurfsplanung befassen. Im September sollen dann belastbare Preise feststehen. Genau rechtzeitig, damit die Ergebnisse noch in die kommunale Wärmeplanung der Stadt einfließen können. Jene soll bis Ende des Jahres fertig sein. Philipp Metz schaut schon über die Grenzen des Viertels hinaus: „Wenn es hier klappt, dann kann es überall funktionieren, egal ob in Walle, der Neustadt oder Findorff.“

Mitstreiter für Kalte Nahwärme gesucht

Die Anwohnerinnen und Anwohner anderer Quartiere wären herzlich eingeladen, sich bei Erdwärme dich zu engagieren. „Wir unterstützen mit allem was geht“, sagt Metz. Explizit wären Mieter gern gesehen, umso mehr Menschen sich innerhalb eines Hauses für eine klimaneutrale Wärmeversorgung einsetzen würden, desto eher käme es dort zu einem Umschwenken.

Erdwärme dich habe eine gute Beziehung zum Hauseigentümerverband „Haus & Grund.“ Dort würde man wissen, worauf es in den nächste Jahren ankommt, berichtet Metz. Das Pilotprojekt an der Humboldt­straße ist das deutschlandweit erste Projekt dieser Art. Bremen wäre damit ein Vorreiter auf dem Weg zu einer CO2-neutralen Wärmeversorgung in Bestandsbauten.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner