Einige Angebote auf der Kinder- und Jugendfarm mussten bereits in der Vergangenheit eingespart werden - nun sind weitere Kürzungen notwendig. Foto: Schlie Einige Angebote auf der Kinder- und Jugendfarm mussten bereits in der Vergangenheit eingespart werden - nun sind weitere Kürzungen notwendig. Foto: WR-Archiv
Kürzungen

Jugendfarm nur noch auf Sparflamme

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Team der Kinder- und Jugendfarm Habenhausen muss die Angebote weiter zusammenkürzen.

„Wir haben in den vergangenen zwei Jahren versucht, alles aufzufangen und dadurch eine extreme Belastung im Team erfahren“ erklärt Jutta Weber, Leiterin der Kinder- und Jugendfarm Habenhausen im Rahmen der jüngsten Beiratssitzung in Obervieland. Sie und ihr Team hatten im Herbst einen Brief an das Stadtteilparlament verfasst, in dem sie auf die prekäre finanzielle und damit auch personelle Situation auf der Farm aufmerksam machen.

Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass die sechs Mitarbeitenden, die über eine Arbeitsgelegenheit (AGH) des Jobcenters auf der Farm beschäftigt waren, nur bis zum Ende des Jahres finanziert werden konnten (WESER REPORT berichtete).

„Es waren zwar keine Vollzeitstellen, aber es waren sechs Stellen, zwölf helfende Hände und wichtige Bezugspersonen auch für die Kinder“, erklärt Weber. „Die Tiere müssen trotz der fehlenden Mitarbeitenden weiter versorgt werden und die Arbeit mussten wir auf die verbliebenen Teammitglieder aufteilen. Das führte zu enormen Belastungen“, verdeutlicht Weber die Situation. Zum 1. Januar verließ zudem eine pädagogische Mitarbeiterin das Team.

Verbliebene Mitarbeitende entlasten

Man setzte sich zusammen, überlegte, welche weiteren Konsequenzen gezogen werden müssten, was zur Entlastung beitragen könne. Schon in der Vergangenheit mussten die Öffnungszeiten aufgrund fehlender finanzieller Mittel gekürzt und das Angebot für Schulen weitestgehend gestrichen werden. Denn: Das Bildungsressort sieht sich laut Weber lediglich als Träger des Horts, nicht aber der Farm als Bildungsort.

„Wir werden in der Zukunft für Besucher ein deutlich reduziertes Angebot haben, denn unser Auftrag ist es, das pädagogische Angebot aufrecht zu halten“, sagt Weber. Eines von zwei Farmfesten, die das Team jährlich ausrichtete, wird künftig entfallen. Diese würden zwar allen viel Spaß machen und tatsächlich auch für Einnahmen sorgen, allerdings seien sie immer mit einem enormen Arbeitsaufwand und zusätzlichen Stunden verbunden gewesen. Das verbliebene Farmfest soll zwar stattfinden, dafür aber zeitlich verkürzt werden.

Zudem wird der Kiosk auf der Farm nicht mehr weiter betrieben. Dieser wurde insbesondere durch die AGH-Stellen bespielt. Zu allem Überfluss musste das Team zum 1. Januar auch die letzten beiden verbliebenen Schulprojekte streichen. „Das schmerzt wirklich am meisten, das Projekt mit der Grundschule an der Stichnathstraße haben wir seit 20 Jahren und es tut unglaublich weh. Wir schaffen es aber mit der Stundenzahl nicht mehr“, sagt Weber.

So, wie man derzeit aufgestellt sei, könne der Farmbetrieb mit den entsprechenden Angebotskürzungen erst einmal aufrecht erhalten werden.

Blick in eine ungewisse Zukunft

Allerdings: Die neue Finanzierungssystematik der Einrichtungen für die offene Kinder- und Jugendarbeit (OKJA), die ab 2026 in Kraft treten soll, bereite schon jetzt weitere Sorgen. „Es sieht nicht gut aus für die Farm“, sagt Weber. Man mache sich große Sorgen, dass die Farm dann keine OKJA-Mittel mehr erhalten werde. „176.000 Euro würden dann zusätzlich fehlen“, rechnet die Farmleiterin vor.

Schon seit einigen Jahren sei die Farm darauf angewiesen, gut ein Drittel des Kosten über Einnahmen zu decken. Diese werden über Patenschaften, Vermietungen und Spenden eingenommen. „Wir möchten nicht aufgeben und kämpfen weiter und suchen andere Wege“, so Weber.

In Gesprächen mit Bildungsressort

Immerhin sei man derzeit in Gesprächen mit dem Bildungsressort, welches für den ab 2026 geltenden Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung in Schulen nun Nachmittagsangebote suche und schaffen müsse. Ein Hoffnungsschimmer seien die Gespräche mit der Grundschule Bunnsackerweg, lässt Weber durchblicken.

Der Obervielander Beirat beschloss einstimmig, die drei beteiligten Ressorts zum Handeln aufzufordern.

Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp solle sich dafür einsetzen, die Farm im Rahmen des gesetzlichen Ganztagsanspruchs und im Sinne der bildungspolitischen Arbeit finanziell zu unterstützen. Sozialsenatorin Claudia Schilling wird aufgefordert, die so genannten Gestaltungsmittel von 100.000 Euro im Jahr 2025 schnellstmöglich für die Bremer Stadtteilfarmen zur Verfügung zu stellen. Zudem sollen sie zu Projektmitteln werden. Das Arbeitsressort von Senatorin Kristina Vogt wird aufgefordert, AGH-Stellen aus Haushaltsmitteln zu schaffen.

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