Der Bremer Senat hat im September 2023 beschlossen bei der Gesundheit Nord (GeNo) 500 Betten abzubauen und das Klinikum LDW zu schließen. Wie ist der heutige Stand der Planungen?
Fabian: Der Stand ist derselbe. Erst nach den Wahlen hatte die rot-grün-rote Regierung ihre fatalen Pläne mit dem Bettenabbau und der Schließung des Klinikums LDW offengelegt, in der Hoffnung 20 Millionen Euro einzusparen. Ohne gültigen Krankenhausplan soll die Klinik LDW ins Klinikum Bremen Mitte (KBM) verlegt werden, obwohl sie überaus effektiv arbeitet, die zufriedensten Patienten der GeNo (Gesundheit-Nord)hat und in den vergangenen Jahren über 100 Millionen Euro für die GeNo erwirtschaftet hat. Wir sind wirklich voller Anerkennung für die Arbeit der Kollegen in den anderen Häusern, aber die Schließungspläne für das LDW gehen einfach nicht.
Wäre bei einer Realisierung dieser Planungen die medizinische Versorgung der Menschen im Bremer Süden noch ausreichend gesichert?
Urlbauer: Nein, am LDW befindet sich eines der größten Herz-Zentren der Republik, die größte Intensivmedizin sowie die Grund- und Notversorgung für rund 180.000 Bewohner der Umgebung und beherbergt die einzige Palliativstation auf der linken Weserseite. Es gibt in den umliegenden Quartieren schon jetzt kaum Hausärzte und erst recht keine Fachärzte, also gehen die Menschen ins Krankenhaus. Dazu kommt, dass die Notfallambulanzen überquellen und es nach einer Schließung des LDW keine Reservekapazitäten für Pandemien oder Katastrophenschutz gibt.
Was bleibt nach den Planungen denn überhaupt noch am jetzigen Standort des Klinikums LDW? Und reicht dazu die (unsanierte) Gebäudestruktur?
Fabian: In dem Gebäude soll ein kommunales Versorgungszentrum mit Arztpraxen entstehen. Allerdings wird auch das nicht ohne Investitionen ins Gebäude funktionieren.
Wie sieht es denn mit der Infrastruktur aus? Reichen die Kapazitäten beim KBM für einen Umzug aus?
Urlbauer: Nein, schon am Kanalnetz muss gearbeitet werden, da wird wohl die ganze St.-Jürgen-Straße für zwei bis drei Jahre für den Kanalbau aufgerissen.
Fabian: Beim Krankenhaus Mitte muss zudem viel gebaut werden. Das kostet Geld. Der KBM-Ausbau wird Bremens Stuttgart 21 – er dauert lange und wird zu teuer. Nach den Planungen sollte das LDW 2027/28 geschlossen werden, das wird sich aber bestimmt um einige Jahre verzögern. Das wird eine Riesenkatastrophe. Wir verlieren schon jetzt immer mehr Personal.
Wie ist die Stimmung unter den Mitarbeitern? Werden sie den Umzug mittragen?
Urlbauer: Nach der ersten Umfrage würden 80 Prozent des Personals nicht mit nach Mitte rübergehen. Das sind zum Beispiel Mütter von kleinen Kindern, die vor Dienstbeginn noch in die Betreuung müssen. Viele Mitarbeiter machen sich – angesichts der anstehenden Weserbrücken-Sanierungen – auch Sorgen wegen ihres künftigen Arbeitsweges. Fast 50 Prozent der Mitarbeiter kommen aus dem niedersächsischen Umland und schauen jetzt schon nach Alternativen in Delmenhorst oder Oldenburg. Viele hauen jetzt schon ab. Falls das so kommt, ist das Umzugs-Projekt schon angesichts des Facharbeitermangels gescheitert.
Um die Schließung des Klinikum LDW zu verhindern, wurde ein Krankenhaus-Volksbegehren gestartet. Was soll damit erreicht werden? Und wie ist dort der gegenwärtige Stand?
Fabian: Das Volksbegehren richtet sich gegen den Bettenabbau in den Bremer Krankenhäusern und der Schließung des Klinikums LDW. Damit soll die Sicherstellung einer hochwertigen und wohnortnahen Versorgung gewährleistet werden. Für die Zulassung des Volksbegehrens werden zunächst 5.000 gültige Unterschriften benötigt. Damit es danach zu einem Volksentscheid kommt, werden insgesamt 23.600 Unterschriften benötigt. Deshalb werden jetzt auch noch weiter Unterschriften gesammelt. Ist diese Zahl erreicht, wird ein Volksentscheid zumeist an eine Wahl gekoppelt. Für Bremen würde das bedeuten, dass der Volksentscheid wohl zusammen mit der Bürgerschaftswahl in zwei Jahren stattfinden könnte. Dann könnten die Bürger basisdemokratisch über den Bettenabbau mitentscheiden.







