Rechtsstreitigkeiten verunsichern viele Menschen. Insbesondere die potenziell hohen Kosten schrecken ab. Das Bremer Unternehmen Rightmart bietet Verbraucherinnen und Verbrauchern einen niedrigschwelligen Zugang zu Recht.
2015 gegründet, wenden sich heute jährlich mehr als eine Millionen Menschen an das so genannte Legal Tech-Unternehmen mit Sitz im Spurwerk Bremen. „Etwa 150.000 vertreten wir dann tatsächlich“, erklärt Rightmart-CEO und Mitgründer Marco Klock. Von diesen 150.000 wiederum werden etwa 20.000 Fälle pro Jahr vor Gericht verhandelt. „Die anderen werden vorher außergerichtlich geklärt“, sagt Klock.
Verbraucherrecht steht im Fokus
Mehr als 600 Beschäftigte, darunter zahlreiche Juristinnen und Juristen, übernehmen die digital gestützten Rechtsberatungen. Der Unterschied zwischen Rightmart und einer klassischen Großkanzlei ist, dass hier insbesondere das Verbraucherrecht im Fokus steht: Von Mietrecht über Ausländerrecht, Insolvenzrecht, Sozialrecht, Verkehrsrecht und Arbeitsrecht werden Klienten beraten – auch ohne dass eine Rechtsschutzversicherung vorhanden ist. „Dann haben wir andere Modelle, die wir anbieten können“, erklärt Klock.
„Als erstes möchten wir aber immer das Gefühl vermitteln: Hey, wir sind da und kümmern uns drum. Das ist unser Anspruch“, sagt der Geschäftsführer, der gemeinsam mit drei Freunden vor zehn Jahren Rightmart gründete. Zur Finanzierung kommen dann etwa vorher festgelegte Pauschalpreise oder Prozesskostenfinanzierungen in Frage.
„Kundinnen und Kunden zahlen nichts im Vorfeld. Nur bei gewonnener Klage werden Kosten fällig. Das ermöglicht vielen Menschen ohne Rechtsschutzversicherung einen Zugang zur rechtlichen Vertretung“, sagt Klock.
Fallteam kümmert sich um Ansprüche
Das Prinzip basiert auf Legal Tech: Standardisierte Prozesse, automatisierte Abläufe und datengetriebene Plattformen ermöglichen Effizienz und Skalierung. Jede Online-Anfrage wird innerhalb weniger Minuten bearbeitet, mit dem jeweiligen Kunden telefonischer Kontakt aufgenommen.
In der Erstberatung wird erörtert, ob ein Anspruch seitens des Verbrauchers oder der Verbraucherin überhaupt besteht. In diesem Fall kümmert sich – nach Erteilung einer Vollmacht – ein Fallteam aus Anwalt oder Anwältin, juristischen Beratenden und Sachbearbeitenden sowie Kundenservice um das jeweilige Anliegen. Als Zusammenfassung erhält der Kunde zudem eine Rechtsdiagnose.
Am häufigsten übernimmt Rightmart verkehrsrechtliche Anliegen sowie derzeit häufig Klagen gegen Sportwettenanbieter. „Wir holen die Verluste der Verbraucher zurück“, sagt Klock. Es handele sich um sehr teure Verfahren, abhängig vom Streitwert. „Weil wir die Rechtslage einschätzen können, übernehmen wir solche Verfahren. Wir erhalten dann einen prozentualen Anteil vom Anspruch, wenn die Klage gewonnen wird“, sagt Klock.
„Wenn wir nicht gewinnen, kostet es den Verbraucher oder die Verbraucherin auch nichts“, so der CEO weiter. Auf Basis einer Mischkalkulation kann Rightmart sich ein solches Vorgehen erlauben.
Technologie zur Prozessoptimierung
Möglich macht das auch die Entwicklung und der Einsatz von Technologien. Dazu gehört auch Künstliche Intelligenz. Was in Kanzleien sonst im klassischen Sekretariat landet, wird bei Rigtmart mithilfe von automatisierten Prozessen abgearbeitet. So werden etwa die monatlich rund 70.000 Briefe in der firmeneigenen Postzentrale ein Berlin automatisch digitalisiert und im System so bearbeitet, dass ganze Schritte eingespart werden können. Solche technologischen Prozessoptimierungen waren der ursprüngliche Antrieb der Gründer.
Trotzdem stehe der persönliche Kontakt noch immer im Vordergrund. „Für uns ist die Anfechtung einer Kündigung ein immer gleich ablaufender Prozess. Für die Person ist es aber sehr emotional und das wühlt auf. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es für die Menschen am wichtigsten ist, dass man für sie da ist, ihnen Sorgen nimmt und sich einsetzt“, ist Klock sicher.







