Sollte wegen der Preiserhöhung ein Sozialtarif beim Deutschlandticket eingeführt werden?
Pro Malte Diehl, Vorsitzender Fahrgastverband PRO BAHN Bremen
Das Deutschlandticket wird zum Jahreswechsel um circa 20 Prozent teurer – bei einer Inflationsrate von nur zwei Prozent. 108 Euro mehr muss ein Abonnent pro Jahr berappen. Während viele diese unwillkommene Mehrausgabe gut wegstecken können, bedeutet sie für einige aber eine erhebliche Belastung.
Da Mobilität zur Daseinsvorsorge gehört, spricht viel dafür, bestimmten Gruppen ein ermäßigtes D-Ticket anzubieten. Das gilt umso mehr in einer Zeit, in der zur Stützung der Autoindustrie über milliardenteure Zuschüsse für Autokäufer nachgedacht wird. Die Ermäßigung muss aber vollständig aus dem Sozialetat kommen, nicht aus dem Geld für den Zugbetrieb.
Zudem muss der Sozialtarif wirklich Bedürftigen vorbehalten bleiben und darf nicht zur Regel werden. Zur Kosteneinsparung ist auch ein reduzierter Geltungsbereich – etwa analog zu Ländertickets – denkbar. Verglichen mit den Subventionen für die Autoindustrie wären die Kosten des Sozialtickets jedenfalls Peanuts.
Contra Fynn Voigt, Verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion Bremen
Das Deutschlandticket ist eine tolle Sache, eine der wichtigsten Errungenschaften für den ÖPNV. Der Tarifdschungel wurde aufgelöst und das Ticket digitalisiert. Zudem ist das Deutschlandticket – auch nach der Erhöhung auf 58 Euro – immer noch günstiger als frühere Monatskarten oder mit dem Auto zu pendeln.
Man darf nicht vergessen, dass das Ticket ein stark subventioniertes Angebot ist, welches von den Steuerzahlern getragen wird. Ich glaube, es benötigt kein zusätzlich ermäßigtes Deutschlandticket. In Bremen gibt es mit dem StadtTicket schon einen ausreichenden Sozialtarif.
Das Deutschlandticket wurde preislich angehoben, weil mit dem alten Preis Personal- und Energiekosten nicht mehr finanzierbar waren.
Über Investitionen sprechen wir da noch gar nicht. Irgendwann müssen wir uns entscheiden, ob wir allen Menschen die Bahnfahrt in den Urlaub subventionieren oder die nötigen Investitionen in die Schienen-Infrastruktur machen wollen.