Lange bevor in den Bremer Kleingartengebieten wie der Waller Feldmark die ersten Kaisenhäuser errichtet wurden, gab es am Rande des Stadtteils schon die ersten Notbehausungen. Bereits in den 1920er Jahren wurden auf Erbpachtland der Bauern die ersten kleinen Häuschen aus Holz errichtet.
Wohnungsnot und wilde Siedlungen
Angesichts der Wohnungsnot in der Stadt duldete der Senat damals diese wilden Siedlungen mit ihren so genannten „Wohnbuden“. Dort wuchs auch der Zeitzeuge Friedel Justus, der am Sonntag von seiner Kindheit und Jugend erzählt.
Gemeinsam mit dem „Druide“-Team hat das Geschichtkontor im Kulturhaus Walle, Brodelpott den Sonntagstalk ins Leben gerufen. Dabei kommen ganz normale Bürger in die kleine Eckkneipe und erzählen aus ihrem Leben. Normale Geschichten und spannende Episoden, die man in der Form nicht in Geschichtsbüchern findet.
Eine typische Waller Geschichte
Friedel Justus etwa erzählt seine typische Waller Geschichte: Seine Eltern die 1928 von Groß-Gerau nach Bremen zogen, fanden in der Verlängerung der Fleetstraße eine neue Unterkunft. Mit dem Startkredit eines Lebensmittelhändlers errichteten sie aus gebrauchten Türen, Fenstern und Bauholz ihre spaßhaft „Villa Groß-Gerau“ genannte Unterkunft – ohne Anschluss an Wasser, Strom oder Kanalisation.
Dennoch hatten die Zuwanderer große Träume. So machte sich der Vater Johann Justus 1934 zu den Goldfeldern nach Brasilien auf und ließ seine Frau mit zwei Kindern und den ungeborenen Friedel Justus am Nelkenweg zurück. Der Vater blieb verschollen und erst 2007 erfuhr Friedel Justus, dass sein Vater den Kredit beim Lebensmittelhändler bereits 1938 durch einen Boten hat bezahlen lassen.
Der Talk am Sonntag
Wie es der Mutter gelungen ist, die Familie alleine durch die schwierigen Zeiten zu bringen und was aus Friedel Justus geworden ist, kann man am Sonntag, 10. April, um 15 Uhr, im Druiden (Theodorstraße 8 / Ecke Vollmerstraße erfahren. Der nächste Sonntagstalk findet dann am 24. April, um 15 Uhr, unter dem Titel „Der Zollinspektor“ statt.