Wenn Werders U23 in der 3. Liga aufläuft, schauen in der Regel ein paar Hundert Fans zu. Am Mittwochabend wird Alexander Nouri das Profi-Team der Grün-Weißen in ein mit knapp 40.000 Menschen nahezu ausverkauftes Weserstadion führen – und Hunderttausende werden vor dem TV-Schirm mitansehen, wie sich die Bremer unter der Regie des Interims-Trainers im Heimspiel gegen den 1. FSV Mainz 05 (20 Uhr/live bei Sky) schlagen.
Die erste gute Nachricht für Nouri gab es am Dienstag beim Abschlusstraining: Serge Gnabry, der am Montag wegen eines Schlags auf den Oberschenkel noch ausgesetzt hatte, meldete sich wieder fit und einsatzbereit für das erste von zwei Heimspielen in Folge in der englischen Woche der Bundesliga.
Probleme in der Offensive
Es war erst die zweite Einheit, die Nouri mit den Profis absolvieren konnte. Eine kurze Zeit, um die Mannschaft wirklich kennenlernen zu können. Aber dass Gnabry derzeit einer der wenigen Werderaner in guter Form ist, dürfte ihm natürlich nicht entgangen sein.
Denn gerade in Gnabrys Hauptwirkungsgebiet, der Offensive, drückt den Gastgebern heute besonders der Schuh. Routinier Claudio Pizarro fällt weiterhin aus, genauso wie Fin Bartels. Und auch Aron Johannsson, der den Bremer Ehrentreffer beim blamablen 1:4 durch eben Serge Gnabry mustergültig vorbereitet hatte, wird nach seiner Sperre durch das DFB-Sportgericht gegen Mainz und am Sonnabend gegen den VfL Wolfsburg nur zuschauen können.
Nouri setzt auf Emotionen
Mit Lennart Thy hat Nouri also nur einen nominellen Stürmer zur Verfügung, zumal Nachwuchsangreifer Johannes Eggestein heute mit der U23 in Magadeburg antreten wird. Also vielleicht wieder mit einer „falschen Neun“? Und wer steht im Tor? Kehrt Felix Wiedwald zurück oder darf Jaroslav Drobny erneut ran?
Nach vier Niederlagen in vier Pflichtspielen und der chaotischen ersten Halbzeit am vergangenen Sonnabend im Borussia-Park kommt es für Nouri allerdings nicht auf Personalien oder Spielsysteme an – er setzt auf Emotionen, sagt, dass er „in die Herzen der Spieler“ kommen und deren „Köpfe wieder frei bekommen“ möchte.
Dabei will sich der 37-Jährige intensiv mit den Profis austauschen, sich deren Meinungen und Ideen anhören und an ihre Eigenveranwortung appellieren: „Die Bereitschaft ans Maximum zu gehen ist höher, wenn man das Gefühl hat, Einfluss nehmen zu können.“
Schaaf ist kein Thema
Ungeachtet der Ergebnisse von heute Abend und Sonnabend geht derweil die Suche nach einem neuen Cheftrainer weiter. Auch wenn Geschäftsführer Frank Baumann die Möglichkeit einer Weiterbeschäftigung Nouris nicht ausschließen wollte („Man soll im Fußball nemals nie sagen“), sieht es doch sehr nach der Verpflichtung eines erfahrenen Trainers aus. An dem Gerücht, dass Thomas Schaaf zurück kehren könnte, ist allerdings dem Vernehmen nach nichts dran.
Eine Bedingung für den neuen Coach: Er soll nicht mit einem komplett neuen Stab antreten, Werder möchte die noch gebliebenen Übungsleiter gerne behalten. „Wir haben die Qualität im Verein“, sagt Geschäftsführer Baumann.