99 Bäume stehen entlang des Bahndamms an der Kastanienstraße: 56 auf dem Gelände der Stadt Bremen, 43 gehören zum Areal der Deutschen Bahn. Aufgrund ihrer Größe stellen sie teilweise eine Gefahr dar, zum Beispiel durch einen Spannungsüberschlag von einer der Leitungen auf einen Baum. Die Richtlinien der Bahn besagen daher, dass ein Sicherheitsabstand von fünf Metern zu den Oberleitungen einzuhalten ist.
Doch dieser ist in Findorff nicht überall gegeben. Die Deutsche Bahn muss reagieren und einen Teil fällen, Anwohner und Beirat hingegen wollen die Bäume erhalten. Die Bäume zurückzuschneiden ist für die Bahn keine Option. Um die Mindestabstände zu erreichen, würde den Bäumen mehr als die Hälfte ihrer Kronenmasse genommen werden. Die Folge wäre, dass die Bäume absterben.
Die Grünen haben zum Ortstermin eingeladen
Auf Initiative des Beirats und Kosten des Umweltsenators ist ein Baumgutachter beauftragt worden, der sich den städtischen und den Bahn-Bestand näher angeschaut hat.
Das Ergebnis hat er in dieser Woche Anwohnern, Beiratsmitgliedern, Umweltsenator Joachim Lohse (Grüne) sowie Vertretern der Deutschen Bahn und weitere Betroffenen vorgestellt. Die Grünen haben zu dem Treffen geladen, da bei der Partei mehrere Beschwerden eingegangen waren.
„Ein klares Urteil gibt es nicht“, so das Fazit von Andreas Block-Daniel. Eines kann er aber mit Sicherheit sagen: „Legt man die Sicherheitsbestimmungen der Bahn zu Grunde, muss der Großteil der Bäume zwischen den Hausnummern 11 bis 68 gefällt werden.“ Ab Nummer 68 könne der Bestand bis auf wenige Ausnahmen bleiben.
15 Bäume fallen unter die Baumschutzsatzung
Zehn Bäume stufte der Experte als nicht erhaltungswürdig ein. Teilweise sind diese falsch gekappt worden und erkrankt. Ein großer Teil der Bäume ist laut Block-Daniel erhaltungswürdig. Viele kommen allerdings den Sicherheitsbestimmungen der Bahn in die Quere.
Bei Bäumen, die unter die Bremer Baumschutzsatzung fallen, ist die Bahn rechtlich gebunden und muss einen Antrag bei der Stadt stellen. Werden die geschützten Bäume gefällt, müssen sie ersetzt werden. Im Falle der Kastanienstraße betrifft dies laut Gutachten 15. „In anderen Bereichen wollen wir Busch- und Strauchwerk pflanzen“, so Georg Wagner von der Produktionsdurchführung Bremen von DB Netz AG. Neue Bäume anzupflanzen komme vielerorts aufgrund der Sicherheitsbestimmungen nicht in Frage. Sie könnten nicht so hoch wachsen, wie es ihre Natur vorsieht.
Ergebnis wird einen Verlust bedeuten
Zwei Bitten sprach Lohse an die Vertreter der Bahn aus: Zu prüfen, ob die Oberleitungen verlegt werden können und ob es bezüglich des Sicherheitsabstandes einen Spielraum gibt. Dass die Verlegung nicht der Favorit seitens der Bahn ist, machte Wagner deutlich: „Wir reden da von Millionenbeträgen. Man kann eine Kostenprüfung durchführen, aber ich möchte keine Hoffnungen wecken.“ Das Ergebnis soll im Stadtteil vorgestellt werden, aber: „Es wird einen Verlust bedeuten“, sagt Lohse.
Am Ende des Ortstermins bleibt die Erkenntnis: Wären die Bäume in den vergangenen Jahren richtig gepflegt geworden, wäre die Diskussion gar nicht erst entstanden.