Beim diesjährigen RoboCup im japanischen Nagoya holten die kleinen Kunststoff-Kicker vom Team „B-Human“ den Titel – vor 150.000 Zuschauern, die an den fünf Spieltagen für ordentlich Stimmung sorgten.
Die Meisterschaft sicherten sie sich nach harten Matches, in denen auch mal der ein oder andere Arm abgerissen wurde, oder sogar mal der Kopf plötzlich neben dem eigentlichen Spielball lag. „Da ging es schon zur Sache“, sagt Dr. Tim Laue vom Fachbereich Informatik an der Universität Bremen.
Sieg in allen Disziplinen
„Doch dann werden sie einfach repariert.“ Verlorene Gliedmaßen wieder ranschrauben – das sei das Gute an Robotern.
Gemeinsam mit ihren menschlichen Kollegen von der Universität Bremen und dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), siegte das „B-Human“-Team in allen Disziplinen – wieder einmal vor der Konkurrenz aus Japan, den Vereinigten Staaten und anderen Teams aus Deutschland.
Der Traum menschlicher Fußballer
Für die schlachterprobte Elf von der Weser ist es bereits die sechste gewonnene Weltmeisterschaft. Im Trophäenschrank wird es langsam eng: Neun Deutsche Meisterschaften und die Europameisterschaft kann das Team bereits ihr Eigen nennen. Davon können viele menschliche Fußballer nur träumen.
Was ist das Erfolgsgeheimnis? Tim Laue lässt da wenig Raum für Roboter-Romantik: „Hinter den Maschinen steht Menschen und die sind bei uns seit Jahren ein eingespieltes Team.“ Er ist bereits seit 17 Jahren mit dabei.
„Sheldon“ ist das Sensibelchen
Eine lange Zeit – entsteht da nicht doch so etwas wie eine Mensch-Maschinen-Beziehung? Immerhin haben die Roboter auch Namen, wurden nach Charakteren der TV-Show „The Big Bang Theory“ benannt.
So hat „Gablehauser“ das Elfmeterschießen gewonnen, das Team im Finalspiel zum Titel geschossen. „Sheldon“ ist eher derjenige, der unfallsbedingt am meisten ausfällt, technisch sehr anfällig ist – das „Sensibelchen“ des Teams quasi.
Nützliche Maschinen
Laue wiegelt ab: „Von Bindung kann nicht die Rede sein – jedenfalls bei mir nicht.“ Das sehe bei anderen menschlichen Mitgliedern des Teams vielleicht anders aus. Im Projekt sind auch viele Studenten involviert, teils auch über Jahre.
Doch die kleinen Kicker seien vor allem eines – nützliche Maschinen: Ausgestattet mit Sensoren, Gelenken, Kameras und Lautsprechern, können die Roboter des Typs „Nao“ nicht nur Bällen hinterherjagen, sondern auch andere Tätigkeiten ausführen, beispielsweise im Haushalt.
Der „Geist“ in der Maschine
Nur liegen zwischen Star-Stürmer und Küchenhilfe Welten. Es sind die „inneren Werte“, die den feinen Unterschied machen: „Die Software ist das eigentlich Besondere“, erklärt Laue. Er und sein Team feilen daran seit Jahren. Jeder könne sich einen Roboter kaufen, für 6.000 bis 7.000 Euro sind diese frei im Internet erhältlich.
Es ist der „Geist“, welcher der Maschine Leben einhaucht – und sie unter anderem Fußball-Weltmeister werden lässt. Dabei stehe die Jagd nach Titeln nicht im Vordergrund. „Wir betreiben Grundlagenforschung“, so Laue. Die getesteten und optimierten Systeme können dann für weiterführende Forschungen dienen.
Mehr als nur Fußball
„Autonome Fahrsysteme sind derzeitig von besonderer Bedeutung“, sagt Laue. Für die dort angewendeten Assistenzsysteme bietet das „B-Human“-Projekt Anhaltspunkte, etwa im Bereich von Sensorik und Ausweichtechniken.
Denn die dort genutzte Technik ist auch in den Robotern zu finden. Fußball ist eben nicht alles.
Wir waren bei den Robo-Weltmeistern an der Universität Bremen und haben uns von den Fähigkeiten überzeugen können: