Rund vier Stunden tagte jüngst der nichtöffentliche Verwaltungsausschuss, fast ausschließlich ging es um das Thema Krankenhaus. Florian Friedel, Geschäftsführer des Josef-Hospitals Delmenhorst (JHD), informierte die Politik über die ersten Monate nach der Übernahme des JHD durch die Stadt. „Das Sanierungskonzept geht auf“, teilte er am Donnerstag bei einer Pressekonferenz mit.
Zusätzlich zu den 120 reduzierten Vollzeitstellen auf numehr 580 Vollzeitkräfte, überprüfte die Krankenhausleitung alle Sachleistungen auf deren Notwendigkeit und auf die Möglichkeit zur Kostenreduzierung. „25 Prozent der Verträge haben wir ersatzlos gekündigt, andere haben wir gegen günstigere gewechselt“, teilte Friedel mit. Auch die Essens- und Wäscheversorgung regelte man neu und richtete eine Stationsapotheke ein. Auf durchschnittlich rund 1,7 Millionen Euro belaufen sich die monatlichen Sachkosten.
580 Vollzeitkräfte im Krankenhaus
Erleichtert zeigte sich der Geschäftsführer auch über den Abschluss der Umstellung aller Mitarbeiterverträge. „Wir hatten für das laufende Jahr einen Verlust von rund drei Millionen Euro eingeplant, nun zeichnet sich ab, dass das Minus etwas darunter liegen wird“, sagte Friedel und fügte hinzu: „Wir peilen für das kommende Jahr ein ausgeglichenes operatives Geschäft an. Das Haus ist also auf dem Weg, wieder profitabel zu werden.“
Sowohl innerhalb der Belegschaft als auch nach Außen sei die Stimmung gut – trotz Insolvenz. „Das Haus ist aus meiner Sicht überraschend früh wieder attraktiv gewesen“, erzählte Friedel. Das zeige sich einerseits an dem Interesse von Praxen als Mieter und andererseits bei den Bewerbungen von Ärzten und in der Pflege. „Es sind sogar frühere Mitarbeiter ins Haus zurückgekehrt“, wusste der Geschäftsführer zu berichten.
Krankenhausneubau könnte 2022/2023 fertig sein
Darüber hinaus arbeiten die Verwaltungsspitze der Stadt Delmenhorst, allen voran Oberbürgermeister Axel Jahnz, und der Krankenhausgeschäftsführer gemeinsam an einer Lösung in Sachen Krankenhausneubau. Angepeilt wird nun ein Neubau unter Einbeziehung von Bestandsflächen an der Wildeshauser Straße. „Der Neubau in der Stadtmitte hätte voraussichtlich 120 Millionen Euro gekostet. Die Kosten für unsere Pläne liegen deutlich unter dieser Summe“, verriet Friedel. Mehr ins Detail will er bislang noch nicht gehen.
Da von den 70 Millionen Euro-Fördermitteln vom Land bislang rund 2,5 Millionen Euro an Planungskosten ausgegeben wurden, dienen die bisherigen Unterlagen als Grundlage für das Krankenhaus in Deichhorst. „Allerdings haben wir an der Wildeshauser Straße deutlich mehr Platz und müssen nicht über einen Fluss bauen. Das reduziert die Kosten“, so Friedel.
Fördermittel gesichert
Er strebt eine konservative Planung an und hat einen Puffer von fünf Prozent einrechnen lassen sowie einen Zusatz, mögliche Änderungen im Baugewerbe zu berücksichtigen. Die Pläne werden zeitnah im Sozialministerium und im Stadtrat vorgestellt. „Wir hoffen, mit dem Neubau im nächsten Jahr beginnen zu können. Dann könnte das Krankenhaus 2022/2023 fertig sein“, so Friedel.
Der denkmalgeschützte Höger-Bau wird im neuen Krankenhaus nicht berücksichtigt. „Mit der Nachnutzung werden sich die Stadtverwaltung und die Politik beschäftigen müssen“, teilte Oberbürgermeister Axel Jahnz mit. „Das Thema wird den Stadtrat noch viele Jahre begleiten“, vermutet er.
Nachnutzung für Höger-Bau
Das trifft auch auf das Gelände in der Stadtmitte zu. „Das Areal umfasst neben dem Krankenhaus und dem Gesundheitszentrum, auch Freiflächen ‚Am Knick‘, Teilbereiche des Schwesternwohnheims und das Gebäude der Krankenhausverwaltung“, zählte Jahnz auf. Er stehe in engem Kontakt mit der Stiftung und der Insolvenzverwaltung. „Auf jedem Fall soll aus der Brandruine keine Insolvenzruine werden“, betonte er. Apropos Brand: „Auf das Geld von der Versicherung aus dem Brand haben wir keinen Rechtsanspruch. Es floss in die Insolvenz“, machte Jahnz deutlich.