Es empfängt einen das urtypische Landleben, wenn man an einem Samstagmorgen aus dem Auto steigt und das verschlafene Ehrenburg betritt. Eher hört man einen Hahn krähen als Straßenverkehr. Dort liegt der Hof Barghop, der seinen Schweinemastbetrieb 2017 auf ein Offenstallkonzept umgestellt hat. Das bedeutet, dass die Tiere sich in Gruppen von jeweils 30 Schweinen mit vergleichsweise viel Platz zwischen Stall- und Freiluftanlagen bewegen können. Gemeinsam mit dem Bürgerverein Kreyenbrück-Bümmerstede und der Initiative „Weniger ist mehr“ nahm der Ernährungsrat Oldenburg den Betrieb am vergangenen Sonnabend in Augenschein.
Bevor es zu den offenen Ställen ging, wurde zunächst die Haltung der jüngsten Ferkel gezeigt. Diese haben mit den Sauen Bereiche im Inneren des Hofes. In gekachelten Buchten liegen oder stehen die Sauen, ihre Ferkel sind durch Gitterstäbe davor geschützt, von ihren Müttern überrollt zu werden. Der Geruch ist derart intensiv, dass man sich dringend an die frische Luft sehnt. „Ein schönes Leben ist das nicht“, attestiert eine Besucherin.
Je nach Raum wird es lauter und leiser. Das eher entspannt wirkende Grunzen der Sauen wird in der nächsten Station, wo Sauen und ältere Ferkel frei miteinander umhergehen können, durch das aufgeregte Quieken der Jungtiere abgelöst. Kampfgeräusche seien das von der Jagd nach der besten Zitze, erklärt Harm Böckmann. Der smart wirkende junge Mann trägt eine stilsichere Hornbrille und, wie alle Besucher, einen grünen Einweg-Overall. Böckmann ist in der Öffentlichkeitsarbeit und im Verkauf der Schlachterei Brand tätig, die die Tiere vom Hof Barghop zu 100 Prozent abnimmt und weiterverarbeitet.
Zu den Offenställen
Endlich wieder unter freiem Himmel und somit befreit von der stickig-klebrigen Atmosphäre des Hofinneren geht es für die Gruppe weiter zu dem eigentlichen Knackpunkt der Hofes Barghop – den offenen Ställen. Die sozialen Gruppen der Schweine genießen sichtlich den Platz und den Stroh, der ihnen zur Verfügung steht. Einfache Spielzeuge sind zur Ablenkung ebenso aufgebaut wie Innenbereiche, die die Tiere nutzen, um sich alleine auszuruhen, wie Heiko Barghop vom gleichnamigen Hof sagt.
Mit dem eigens angeschafften LKW werden Fuhren mit je 30 Tieren zu der 40 Kilometer entfernten Schlachterei Brand gefahren. Böckmann bestätigt, dass Fleisch auch günstiger zu haben sei, etwa wenn die Tiere aus konventioneller Haltung kommen. Der junge Mann, der unter dem Pseudonym „Wurstnerd“ auf Facebook und Youtube über Themen rund um Fleisch informiert, ist der Ansicht, dass Verbraucher auch gerne weniger Fleisch essen könnten und stattdessen in hochwertigere Fleischprodukte investieren könnten. Auch wird von den hiesigen Schlachtereien vieles noch ins Ausland exportiert. So gäbe es weltweit Abnehmer für Pfoten oder das Rektum des Schweins. Diese gäbe es in Deutschland nicht. Sein Vorschlag: „In Zukunft zu jeder Bratwurst eine Pfote essen, dann kann auch mehr hierbleiben.“
Die Aussage trifft bei den Anwesenden auf Erheiterung. Der Ernährungsrat Oldenburg setzt sich für eine nachhaltigere Lebensmittelversorgung ein. Dazu gehört auch, die vorhandenen Lebensmittel optimaler zu nutzen. Böckmann indes weiß, dass viele Verbraucher beim Kauf von Lebensmitteln zuerst auf den Preis achten. Er gründete in der Vergangenheit ein Unternehmen, mit dem er nachhaltig hergestellte Wurst verkaufen wollte. Die Firma ging jedoch pleite. „Die Leute kauften einfach die Wurst, die 10 Cent billiger war,“ erzählt er.