Es ist noch nicht vorbei für Werder Bremen! An einem mehr als denkwürdigen letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga hat sich der schon so gut wie abgestiegene Club doch noch auf den Relegationsrang gerettet und kann dort am 2. und 6. Juni gegen den Dritten der Zweiten Liga noch um den Klassenerhalt kämpfen.
Möglich wurde das, weil sich am Samstagnachmittag eines dieser „Wunder von der Weser“ mit einem „Coup von Köpenick“ zu einem echten Stück Fußball-Wahnsinn vermischten. Während Werder sein Heimspiel gegen den 1. FC Köln mit 6:1 (3:0) gewann, leistete in Berlin der 1. FC Union die nötige Schützenhilfe.
Die Köpenicker bezwangen Fortuna Düsseldorf mit 3:0 und schickten die Rheinländer damit in die Zweite Liga. Bremen darf dagegen die Hoffnungsrunde spielen – der Gegner wird am Sonntagnachmittag im Fernduell zwischen dem Hamburger SV und dem 1. FC Heidenheim ermittelt. Das Hinspiel am Donnerstag wird im Weserstadion ausgetragen.
Kohfeldt gibt das Signal
Aber was war das für ein Spiel in Bremen! Das Signal zur Torejagd hatte Werder-Coach Florian Kohfeldt schon mit der Aufstellung gegeben. Er stellte erstmals seit dessen Comeback nach einem Kreuzbandriss wieder Niclas Füllkrug in die Startelf. Auch Milot Rashica, eine Woche zuvor gegen Mainz 05 noch Reservist, kehrte ins Team zurück. Die dritte Offensivposition übernahm Yuya Osako. Und nur eine halbe Stunde nach dem Anpfiff hatten alle drei Angreifer geliefert.
Es waren die tollsten sieben Minuten der Saison, in denen das Trio mit seinen Toren die Hoffnung auf den Klassenerhalt nach Bremen zurückbrachte – garniert durch einen Treffer in Berlin, der das Ganze noch verstärkte.
Anthony Ujah hatte für den 1. FC Union getroffen und Fortuna Düsseldorf damit virtuell auf den direkten Abstiegsplatz geschossen. Ausgerechnet Ujah – schon 2016 war er maßgeblich an der Bremer Rettung beteiligt gewesen. Beim 1:0-Sieg über Eintracht Frankfurt hatte er damals den Treffer zum Klassenerhalt vorbereitet. Nun half er wieder.
Osako legt vor
Im Zeitraffer einer ersten Halbzeit, die die Spannung im Kampf um den Relegationsplatz ins kaum noch Erträgliche steigerte, sah das Ganze so aus: 22. Minute: 1:0 Werder durch Osako nach Vorlage Maxi Eggestein.
26. Minute: 1:0 Union Berlin gegen Fortuna Düsseldorf. In diesem Augenblick rückt Werder in der Blitztabelle auf den Relegationsplatz vor.
27. Minute: 2:0 Werder durch Rashica. Mit einem simplen Haken lässt der Bremer Kölns Leistner aussteigen, trifft mit links. FC-Keeper Timo Horn sieht dabei schlecht aus. Für Rashica ist es das erste Tor nach einer Durststrecke von 1.365 Minuten ohne Treffer.
29. Minute: 3:0 Werder durch Füllkrug. Bei einer Flanke von Marco Friedl startet der 27-Jährige genau richtig, verlängert den Ball gekonnt ins lange Eck. Nur 138 Sekunden nach dem 2:0 führt Werder 3:0 und hat die Relegation fest im Blick. Bremen auf Wunder-Kurs!
Das galt auch noch zur Halbzeit. 3:0 in Bremen, 1:0 in Berlin – das sah deutlich aus, aber schon ein Tor von Fortuna Düsseldorf würde reichen, um alles wieder zu drehen.
Mit dieser Gefahr im Nacken kam das Kohfeldt-Team aus der Kabine. Nur Füllkrug nicht mehr. Er hatte seinen Job erledigt, hatte getroffen. Für ihn kam Josh Sargent in die Partie – natürlich mit dem Auftrag, das vierte Werder-Tor nachzulegen. Dann wäre sogar ein Düsseldorfer Ausgleich zu verschmerzen gewesen.
Osako hatte das 4:0 sogar auf dem Fuß, sein Abschluss wurde von Ellyes Skhiri aber noch entscheidend abgelenkt (51.). Doch wen juckte das? Nur wenig später wiederholte sich der Wahnsinn aus Halbzeit eins: In Berlin geriet Düsseldorf durch ein Tor von Christian Gentner mit 0:2 in Rückstand (54.), und kaum war die Nachricht auf der Bremer Bank angekommen, staubte Klaassen nach einem Pfostenschuss von Rashica zum 4:0 für Werder ab (55.).
Osako legt nach
Als dann Osako nach Vorlage von Theo Gebre Selassie sogar noch auf 5:0 erhöhte (58.) schien klar, dass die Entscheidung über den Relegationsplatz nicht mehr im Bremer Weserstadion fallen würde, sondern in der Alten Försterei in Berlin.
Doch Köln, bis dahin nur ein wehrloser Steigbügelhalter für den Bremer Sprung auf den Relegationsplatz, machte auch noch mit. Einen kapitalen Fehlpass des offensiv so wertvollen Rashica verwertete Dominick Drexler zum 5:1 (62.). Gezittert wurde im Weserstadion dennoch nicht mehr, weil Rashica seinen Fehler umgehend gutmachte und Sargent das 6:1 auflegte (68.).