Diese Bremerin hat nur ihr Smartphone im Blick (Foto: WR) |
„Smombie“ ist das Jugendwort des Jahres: Das sind Smartphone-Nutzer, die wie Zombies durch die Straßen laufen, und nichts mehr mitbekommen. Dabei werden Passanten, die sich vom Handy ablenken lassen, immer mehr zum Sicherheitsrisiko in Bremen. Einige schauen selbst beim Überqueren der Straße auf ihr Mobiltelefon.
Eine Jury vom Langenscheidt-Verlag hat sich für „Smombie“ entschieden: Das ist das Jugendwort des Jahres. Es setzt sich aus „Smartphone“ und „Zombie“ zusammen und beschreibt Menschen, die von ihrer Umwelt nichts mehr mitbekommen, weil sie nur noch auf das Smartphone starren.
Dieses Problem kennt die Bremer Polizei nur zu gut: „176 Mal waren Fußgänger im vergangenen Jahr Verursacher von Verkehrsunfällen“, sagt Polizeisprecher Nils Matthiesen. Für die Beamten sei die Unaufmerksamkeit der Passanten ein wichtiges Thema. Dennoch dürfen Spaziergänger Smartphones nutzen, ohne dafür belangt zu werden – zum Ärger vieler Ordnungshüter.
Mit dem Smartphone direkt vors Auto gelaufen
Jana Wegner hat genau das bislang ganz unbeschwert getan – bis sie vergangene Woche „kopflos“ vor ein Auto lief. „Zum Glück ist das glimpflich ausgegangen. Der Fahrer hatte nur Schritttempo drauf“, sagt die 32-Jährige. Sie hat aus dem Unfall eine Lehre gezogen. „Ich parke mein Handy jetzt, wenn ich unterwegs bin“, zitiert sie aus einer Kampagne, die in Serbien fürs „Abschalten“ wirbt.
Bus- und Bahnfahrern wäre es recht, wenn alle so verfahren würden. „Unsere Leute sind natürlich stets mit erhöhter Aufmerksamkeit unterwegs. Gleichwohl ist allen klar, dass abgelenkte Smartphone-Nutzer ein hohes Risiko darstellen“, sagt Jens-Christian Meyer, Sprecher der BSAG.
„Smombies“ gehen strafffrei aus
In Deutschland ist der Gebrauch eines Mobiltelefons für Fußgänger noch straffrei (Radler zahlen 25 Euro, Autofahrer müssen mit 60 Euro und einem Punkt rechnen). In anderen Staaten werden auch Passanten zur Kasse gebeten (in Idaho, USA, kostet der „Missbrauch“ beispielsweise 100 Dollar, rund 72 Euro).
Hierzulande spüren Unfallopfer noch keine finanziellen Folgen, sondern höchstens körperliche Schmerzen. „Verunfallte Fußgänger haben nicht selten einen Armbruch oder eine Gehirnerschütterung“, berichtet Daniel Goerke von der Gesundheit Nord nach Rücksprache mit den Kollegen aus der Notaufnahme des Klinikums Mitte. „Bestenfalls“, fügt er hinzu. „Denn die Kollision mit Pkw oder Bahn geht gemeinhin deutlich schlimmer aus.“
Noch greift die Versicherung
„Krankenversichert sind die betroffenen Personen selbstverständlich“, betont Jörn Hons von der AOK Bremen/Bremerhaven. Auch eine private Unfallversicherung sowie die Haftpflicht greifen in der Regel – noch. Spekulationen eines Mitarbeiters der HUK Coburg zufolge, kann sich das jedoch bald ändern: „Das Ganze war vor drei oder vier Jahren noch kein Thema. Ich kann mir aber vorstellen, dass Assekuranzunternehmen ihre Richtlinien und der Gesetzgeber die Rechtslage bald anpassen.“ Bettina Gössler
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