Delme Report: Wie wichtig nimmt die Städtische Galerie ihren Auftrag als kunstvermittelnde Einrichtung?
Annett Reckert: Die Städtische Galerie Delmenhorst präsentiert Ausstellungen Zeitgenössischer Kunst und der Klassischen Moderne. Damit trägt sie zur intellektuellen und kulturellen Identität der Stadt bei. Das Haus begreift sich als ein lebendiges Kunstmuseum, das in einem regen Austausch mit seinen Besuchern steht.
Welche Ziele hat sich die Galerie gesetzt?
Die künstlerischen Projekte des Hauses fördern das Denken von Gegenwart über die Grenzen des Alltagslebens hinaus. In diesem Sinne schafft die Galerie einen Raum für Experimente, für künstlerische Prozesse und Forschung – für Ausstellungen, die die aktive Teilhabe des Publikums fordern und somit für die Möglichkeit einer kritischen Debatte. Im Zusammenhang mit Kindern sehe ich die Kunstvermittlung als einen wichtigen Auftrag für uns, auch mit Blick auf die inzwischen lediglich randständige ästhetische Bildung in den Schulen.
Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht das Rahmenprogramm?
Wir haben allergrößte Freude daran, all das, was eine Ausstellung in sich birgt, an so viele Menschen wie möglich weiterzugeben.
Wie lange im Voraus zu den jeweiligen Ausstellungen laufen die Planungen zum Rahmenprogramm?
Die einzelnen Angebote werden mit jedem Entwicklungsschritt der Ausstellung mitgeplant und weiterentwickelt. Je nach Projekt können das ein bis zwei Jahre sein. Es gibt aber auch Ausstellungen, die eine noch weit längere Vorlaufzeit haben.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Die Ausstellung über das Leben und Werk der französischen Malerin und Illustratorin Hermine David, die wir am 16. September eröffnen, ist dafür ein gutes Beispiel. Die Idee für einen musikalischen Abend mit Liedern französischer Komponistinnen der 1920er Jahren war ganz früh da, ein spontaner Geistesblitz. Dann muss die Idee umgesetzt werden.
Wie entsteht das Rahmenprogramm für Kinder und Jugendliche?
Wir entwickeln zum Beispiel für die Schau im Herbst eine Intervention, die den Arbeitstitel „Hermine & Hermine“ trägt. Hierbei soll es szenisch um eine „Begegnung“ der französischen Künstlerin Hermine David mit Hermine Granger (mitsamt ihrem Zauberstab gehen). Damit wollen wir lebendig und originell an die Interessen und Erfahrungswelt unseres jungen Publikums anknüpfen. Wir sind auf der Suche nach Requisiten und Kolleginnen mit schauspielerischer Lust.
Wer liefert die Ideen für das Rahmenprogramm? Wie viele Personen sind an der Ausarbeitung solch eines Programms beschäftigt?
Erste Ideen kommen mir meist schon, wenn ich in einer Entscheidungsphase für ein Projekt bin. Bei der Ausstellung mit Nathalie Grenzhaeuser war mir zum Beispiel klar, wie viele tolle Veranstaltungen sich zum Thema Arktis machen lassen. Mehr Ideen kommen bei der Auswahl konkreter Werke oder bei einem Atelierbesuch. Es geht von Anfang an um die Frage, um welche Themen ein Künstler kreist, und was daran bedeutsam für das Publikum ist. Natürlich ist es immer großartig, wenn das Publikum beispielsweise bei unseren Künstlergesprächen oder bei einem Malworkshop Tuchfühlung zu den Künstlern aufnehmen kann. Auch die Kunstvermittlerin Katrin Seithel, Copartikel und unsere jeweilige Besetzung des FSJ Kultur sowie der Freundeskreis Haus Coburg liefern Ideen.
Welche Programmpunkte werden besonders gut besucht?
Die Finissage ist inzwischen fast genauso beliebt wie die Vernissage. Auch Kunst und Kulinarik werden sehr gerne verbunden: etwa beim Kunstfrühstück, der After-Work-Führung oder dem Kunst-Café des Freundeskreises. Mehr und mehr werden auch kreativ-praktische Kurse von Erwachsenen nachgefragt.
Wird es solche Workshops auch bei der Hermine David-Ausstellung geben?
Wir richten in der Remise zusammen mit der Bremer Künstlerin Anke Bär ein Illustrationsatelier ein. Das wird mit Sicherheit von Kindern und Erwachsenen gut angenommen werden.