Infostand einer salafistischen Organisation in der Bremer Innenstadt. Foto: WR Die Salafisten sind laut Pfeiffer im Vergleich zu anderen Extremisten die größte Bedrohung. Symbolfoto/WR
Kriminologe

„Sicherheitslage in Bremen ist trotz allem gut“

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Der Kriminologe Christian Pfeiffer ist überzeugt, dass die Sicherheitslage in Deutschland wie auch in Bremen außergewöhnlich gut ist – trotz jüngster Ereignisse wie dem Amoklauf von München. Salafisten machen ihm Sorge.

„Leider kommt es danach oft zu Aktionen von Trittbrettfahrern, die die ohnehin überlastete Polizei unnötig beschäftigen“, sagt Pfeiffer. Als Beispiel nennt er den aus der Psychiatrie entwichenen 19-jährigen Algerier, dessen Drohungen dazu führten, dass in Bremen der Weserpark evakuiert wurde. „Aber das beruhigt sich erfahrungsgemäß bald wieder“, sagt der Experte weiter.

Die Sicherheitslage untermauert er mit Fakten: „Bei den vollendeten Tötungsdelikten in Deutschland hat es seit dem Jahre 2000 einen Rückgang um 40 Prozent gegeben“, betont der Kriminologe und ehemalige Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN). Schusswaffentötungen gingen von 632 im Jahr 1996 auf 129 im vergangenen Jahr zurück.

Gewalttaten von Jugendlichen sind zurückgegangen

Christian Pfeiffer. Foto: Wyrwa

Christian Pfeiffer. Foto: Wyrwa

Verschärfungen des Waffenrechts erachtet Pfeiffer nicht als notwendig. Stattdessen würden viel mehr spezialisierte Cybercops benötigt, die gegen illegalen Waffenhandel im Internet vorgehen.
„Im Vergleich der Altersgruppen ergibt sich ein positiver Trend: je jünger umso besser“, berichtet er.

So habe die Gewaltrate der Jugendlichen seit 2007 um 50 Prozent abgenommen, die der Heranwachsenden um 30 Prozent, während sie bei Erwachsenen leicht angestiegen sei.

Ein ähnliches Bild zeige sich etwa beim Selbstmord oder beim massiven Alkoholkonsum. Als eine Hauptursache für diese Entwicklung nennt Pfeiffer den vor zirka 30 Jahren einsetzenden und inzwischen sehr ausgeprägten Wandel der elterlichen Kindererziehung nach der Maßgabe „mehr Liebe und deutlich weniger Hiebe“.

„Mäurer ist ein besonnener Mann“

Die Bedrohungslage durch Extremisten ist für den Kriminologen unterm Strich ähnlich wie in vergangenen Jahrzehnten:  „Früher haben Rechtsextremisten weit schlimmer gewütet als heute.“ Als Beispiele nennt er die vielen Todesopfer nach den Brandanschlägen der 1990er-Jahre oder durch den NSU-Terror. „Heute sind wir stärker von den Salafisten bedroht“, betont er.

Ansbach habe das Gefahrenpotenzial aufgezeigt, das sich durch einzelne, sozial entwurzelte Flüchtlinge ergeben kann, wenn diese in Kontakt zum so genannten IS stehen. Pfeiffer sieht deshalb Bedarf nach personellen Verstärkungen – einerseits bei der Polizei und andererseits bei solchen Fachkräften, die sich um die Verlierer der Asylverfahren kümmern sollen.

Respekt äußert er im Hinblick auf Vernunft und Augenmaß deutscher Innenpolitiker. Ausdrücklich bezieht er Bremens Innensenator Ulrich Mäurer ein: „Das ist ein besonnener Mann, der die tatsächliche Bedrohungslage ständig im Auge behält“.

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