Erst Anfang April war ein Falschfahrer auf der A 270 unterwegs: Die Polizei setzte einen Streifenwagen ein, um den Geisterfahrer zu stoppen. Doch dieser traf den Fahrer nicht mehr an.
Die Polizei geht davon aus, dass er die Autobahn in Vegesack-Hafen oder St. Magnus verlassen hat. Abgesehen von einer 60-jährigen Autofahrerin, die beim Ausweichen den Außenspiegel eines neben ihr fahrenden Pkw erwischt hat, ist durch den Falschfahrer kein schlimmerer Unfall verursacht worden.
Aktuelle Zahlen über Falschfahrer für Bremen gibt es nicht. Die Polizei teilt mit, dass sie diese Daten grundsätzlich nicht erhebt. Da sich Anfang 2015 die Fallzahlen von gemeldeten Falschfahrten im Südabschnitt der A 281 jedoch häuften, wurden vom 1. April bis 30. November 2015 die Falschfahrer auf der A 1, A 27, A 270 und A 281 ausgewertet.
Anschlussstellen sind häufig Ursache für Falschfahrer
Das Ergebnis: 44 Fälle. Etwas älter sind die Zahlen des ADAC Weser-Ems für die Bremer Autobahnen: 2013 gab es demnach 26 Falschfahrten. „Das klingt erstmal nicht viel“, sagt Stefan Kaemena, Leiter der Abteilung Technik beim ADAC Weser-Ems.
„Aber umgelegt auf die Autobahn-Kilometer ist der Anteil relativ gesehen doch hoch.“ Ein Phänomen, das insbesondere die Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin treffe, da diese von zahlreichen Anschlussstellen und Autobahnkreuzen gekennzeichnet sind – Orte, die oftmals unübersichtlich erscheinen.
Der ADAC fordert daher, an unübersichtlichen Autobahnkreuzen und Anschlussstellen die Reflektionen der Schildern zu erhöhen, sodass diese besser zu erkennen sind. „Auch Markierungen mit Effekt, zum Beispiel Rüttelstreifen, können helfen“, sagt Kaemena.
Erfolgreiches Pilotprojekt in Österreich
In Österreich habe es zudem ein erfolgreiches Pilotprojekt gegeben: Dort sind an Rastanlagen und anderen unübersichtlichen Stellen neongelbe Warnschilder aufgestellt worden, die dem potenziellen Geisterfahrer mit Worten und Symbolen rechtzeitig signalisieren, dass er falsch fährt.
Der ADAC bewertet das Projekt als positiv: „Mehr Schilder sind immer schwierig. Aber es müsste ja nicht alles zugepflastert werden“, sagt Kaemena
Gründe für Falschfahrten gibt es viele: Sie reichen laut Polizei von Unachtsamkeit über Wahrnehmungsdefizite durch Alkohol, Drogen und Medikamente bis zu suizidalen Absichten oder vorsätzlichen Straftaten. „Es ist ein Phänomen, das häufig an Wochenenden auftritt“, sagt Kaemena.
Geschwindigkeit reduzieren und weit rechts fahren
Wird der Polizei in Bremen ein Falschfahrer gemeldet, geht die Meldung an die Verkehrsmanagementzentrale (VMZ). Die Mitarbeiter veranlassen die Verkehrsdurchsage im Rundfunk. Durch die digitalen Anlagen an den Autobahnen ist es zudem möglich, den Verkehr entsprechend zu lenken. „Die Geschwindigkeit wird über die Anlagen Stück für Stück auf 40 Kilometer pro Stunde reduziert und der linke Fahrstreifen gesperrt“, erklärt Hans Georg Teich, Leiter der VMZ.
Sollte einem ein Falschfahrer auf der Autobahn entgegen kommen, empfehlen Polizei und ADAC die Geschwindigkeit zu reduzieren, weit rechts zu fahren und nicht zu überholen. Ist man selbst in der entgegengesetzten Richtung als Geisterfahrer unterwegs gilt: Warnblinker an, Geschwindigkeit reduzieren und am besten auf dem Standstreifen stehen bleiben.
„Auch wenn man meint, dass die Autobahn frei ist, sollte man unter keinen Umständen wenden“, sagt Kaemena. Um unfallfrei aus der Situation zu kommen, sollte die Polizei informiert werden, die vor Ort die entsprechenden Vorkehrungen treffen kann.