Als Andrew Lloyd Webber 1969 den Titelsong des Musicals namens „Superstar“ schreibt, gleicht das einer Provokation. Und auch bei der Premiere am Samstag sahen einige Zuschauer in der Inszenierung Blasphemie. Vielleicht sollte man sich stattdessen darüber freuen, in einem Land zu leben, in dem künstlerische Freiheit (immer noch) ihren Platz hat. Heutzutage leider keine Selbstverständlichkeit mehr auf der Welt.
Jesus (toll dargestellt von Oedo Kuipers) ist Sänger der umjubelten Band „The Prophets“. Das Publikum sieht aus der Backstage-Perspektive das Ende eines Konzertes. Kurz danach erlebt man die Künstler hinter der Bühne, wie sie zwischen Himmelhochjauchzend und Selbstzweifeln wechseln. Vor allem Judas (teilweise etwas zu schrill gesungen von Rupert Markthaler) rät Jesus zur Mäßigung.
Dieses Musical will sich zwar zuallerst als große Show verstanden wissen, doch es hat durchaus eine ernste Botschaft, wenn auch im Partyoutfit. Denn der Umgang der Bühnenjünger mit Jesus ist auch eine Metapher für ein sehr aktuelles Thema. „Jesus Christ Superstar“ spielt auf mitreißende Art mit modernen Themen wie Starkult und medialer Vermarktung. Gerade die Boulevardmedien heben heutzutage Schauspieler und Sänger auf ein Podest und feiern sie. Doch wer hoch fliegt, kann auch tief fallen. Und so kommt es auch hier. Dem eben noch gefeierten Helden, schlägt plötzlich purer Hass entgegen und er soll für nicht genau definierte Sünden geopfert werden.
Viele Menschen regen sich im realen Leben über Skandale und menschliche Fehltritte von eben noch gefeierten Stars auf und auch die Boulevardpresse demontiert diese gerne. Dazu kommt es in überspitzter Form auch im Stück. Jesus wird gekreuzigt. Diese letzte Szene wird fulminant inszeniert mit einem riesigen, beleuchteten Kreuz an dem der Sänger sehr lange hängt.
In den rund zwei Stunden ist „Jesus Christ Superstar“ doch vor allem eine große Party mit vielen großartigen Momenten und Liedern, die alle in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln, präsentiert werden.
Das Stück gewinnt vor allem in dem ruhigen Moment, wenn Jesus über seine Seelenqualen singt. Das erinnert stark an eine Person, die einem Burnout nahe ist und berührt zutiefst. Großartig ist auch der Gesang der Maria Magdalena Darstellerinnen (die Rolle singen Martyna Cymerman und Carolina Walker). Sie spielen eine moderne junge Frau, die vor allem feiern will und sich dann unerwartet in Jesus verliebt. Die Darstellung des Gefühlschaos war beeindruckend verkörpert.
Nächste Aufführungen von „Jesus Christ Superstar“ laufen am 13. und 14. November, Beginn jeweils 19.30 Uhr, im Großen Haus im Oldenburgischen Staatstheater am Theaterwall.