Unternehmen müssen den Tarif mehr bewerben, kritisieren Taxifahrer. Foto: Schlie
Taxi-Gewerbe

Taxis in Bremen: Winke-Tarif wird zum Flop

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Winken, einsteigen, sieben Euro für drei Kilometer bezahlen - viele Taxifahrer und Kunden kennen diese Regel nicht, obwohl sie seit fast einem Jahr besteht. Was als sinnvolle Neuerung anfing, droht als Flop zu enden.

Der Kunde winkt, das Taxi hält und für sieben Euro geht es zum maximal drei Kilometer entfernten Ziel – das soll der Winke-Tarif bei Bremer Taxis möglich machen. Rund ein Jahr nach der Einführung des neuen Bezahlmodells zeigt sich jedoch: Kaum ein Kunde kennt den Tarif, und auch die Taxifahrer selbst sind damit häufig nicht vertraut.

Was als sinnvolle Neuerung von den Taxiunternehmen gefordert wurde, droht nun zum Flop zu werden.

„Der Winke-Tarif ist ein absoluter Rohrkrepierer“, sagt Marco Bark. Er ist seit über 20 Jahren Taxifahrer in Bremen und hat bisher keine Kunden mitgenommen, die nach dem Winke-Tarif verlangt hätten. „Die Unternehmen müssten das viel besser kommunizieren. Solange da nichts passiert, kann die Bevölkerung davon auch nichts wissen“, sagt er.

Erst ab 1,6 Kilometern lohnt es sich

Zudem sei das Angebot auch nicht wirklich durchdacht, kritisiert er. Damit sich die drei Euro wirklich rentierten, müsse der Kunde schon genau wissen, wie weit sein Ziel entfernt sei. Bei einer normalen Fahrt würden ungefähr 1,6 Kilometer sieben Euro kosten, der Tarif würde sich also erst ab 1,6 Kilometern Fahrt lohnen, sagt er.

Ein weiterer Kritikpunkt sei die komplizierte Abrechnung des Winke-Tarifs. Die Taxifahrer müssten erst einmal eine bestimmte Tastenkombination im Taxameter eingeben, bevor sie nach dem Tarif abgerechnet können. „Hier wären ebenfalls die Unternehmen gefragt, das Vorgehen ihren Fahrern zu erklären“, sagt Bark.

Taxi Ruf sieht kein Problem

Von Taxiunternehmern kommt wenig Verständnis für die Kritik. „Ich sehe den Winke-Tarif als zusätzliches Angebot, dass für Taxiunternehmen wirtschaftlich gut zu leisten ist“, sagt Ingo Heuermann, der stellvertretende Vorsitzende der Fachvereinigung Personenverkehr Bremen. Taxi Ruf Bremen habe zwar keine belastbaren Zahlen, es sei jedoch bekannt, dass der Winke-Tarif bisher kaum nachgefragt werde, so Heuermann.

Er verweist allerdings auf Berlin: Hier wurde ein ähnlicher Tarif eingeführt, der aber erst nach zwei bis drei Jahren richtig ins Rollen kam. „Ich denke, dass es auch in Bremen Zeit braucht, bis sich der Tarif durchsetzt“, sagt Heuermann. Allerdings räumt er ein: „Seit der Einführung haben wir den Tarif nur wenig beworben. Das fällt zur Zeit unter den Tisch“. Zu Beginn hatte Taxi Ruf noch Radio-Spots geschaltet und auf Plakaten geworben.

Taxiunternehmen wollten den Winke-Tarif

Noch vor einem Jahr hatten die Taxiunternehmen gefordert, den Frauennachttarif abzuschaffen und dafür den Winke-Tarif einzuführen. Die Frauen-Nachttaxis gibt es in Bremen seit den 1990er Jahren, sie sollen Frauen dazu dienen, zwischen 18 und 6 Uhr sicher nach Hause zu kommen.

Die Frauen können sich in der Taxi-Zentrale melden, werden von zu Hause abgeholt und zahlen 30 Prozent weniger als beim herkömmlichen Tarif. Wegen fehlender Wirtschaftlichkeit wollte das Gewerbe den Tarif abschaffen. Als sich in der Politik Widerstand regte, wurde der Winke-Tarif eingeführt, der Frauentarif blieb bestehen.

Verkehrsbehörde ist ratlos

„Wenn sich die Unternehmen etwas davon versprechen, liegt es auch an ihnen, den Tarif zu bewerben und Mitarbeiter richtig zu informieren“, sagt Jens Tittmann, Sprecher des Verkehrsressorts. Die Verkehrsbehörde habe die neue Regelung schließlich erst auf Drängen der Taxiunternehmen eingeführt.

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