Bei Golf oder Tennis halten die Spieler naturgemäß Abstand. Vereine fordern deshalb, beim Sportverbot stärker zwischen den Sportarten zu differenzieren. Archivfoto: Schlie
Coronakrise

Krise für Sportvereine spitzt sich im Herbst zu

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Vereine und der Landessportbund fordern eine Lockerung des Sportverbots.

Bei der Ankündigung der ersten Lockerungen in dieser Woche kam der Sport etwas zu kurz. Klar ist, dass es weiterhin keinen organisierten Sportbetrieb geben darf. Die Sportvereine befinden sich im Ungewissen. „Die langfristigen Folgen der Corona-Pandemie für die Vereine sind zurzeit noch schwer einzuschätzen“, sagt Andreas Vroom, Präsident des Landessportbundes Bremen (LSB).

Einige Vereine stünden schon jetzt vor großen Herausforderungen. „Vielen Reitvereinen steht zum Beispiel das Wasser bis zum Hals“, sagt Vroom. Die Reitstunden entfallen, gleichzeitig werden mit den Beträgen Vereinsmitgliedschaften subventioniert, und es bestehen hohe Kosten für die Anlagen.

Vorschlag: Sportvereine pro Mitglied bezuschussen

Um Sportvereine zu unterstützen, hat Bremen ein Soforthilfeprogramm aufgelegt. So können Vereinen im organisierten Sport zum Beispiel ein einmaliger Zuschuss von bis zu 5.000 Euro erhalten, wenn sie Einnahmeausfälle durch die Corona-Maßnahmen nachweisen können. Laut Vroom haben bereits sieben Vereine diesen Zuschuss beantragt. Der LSB-Präsident schätzt, dass in den kommenden Wochen noch einige hinzukommen werden.

Doch nicht für alle Vereine sei dieser Zuschuss attraktiv, sagt Sebastian Stern, Geschäftsführer von Bremen 1860. Er spricht von einem Passus, laut dem sich Landes- und Bundesmittel gegenseitig ausschließen. Zudem sei der Aufwand hoch, das Geld zu beantragen. Der Großverein Bremen 1860 mit seinen etwa 6.000 Mitgliedern käme mit den 5.000 Euro nicht weit.

Stern spricht sich daher für ein anderes Modell aus und nennt Niedersachsen als Beispiel. Das Land zahlt den Sportvereinen pro Mitglied einen festgelegten Betrag. Ein transparentes und unkompliziertes Verfahren, findet Stern. „Die Vereine in Bremen melden immer zum Jahresbeginn die Anzahl ihrer Mitglieder an den Landessportbund. Die Zahlen könnte man als Grundlage nehmen. So ist auch Missbrauch nicht möglich“, argumentiert er.

Finanzielle Schwierigkeiten im Herbst

Eines, so der Geschäftsführer, dürfe auch nicht unterschätzt werden: Derzeit haben viele Vereine noch finanzielle Mittel, weil häufig zu Beginn des Jahres die Mitgliedsbeiträge gezahlt werden. „Viele werden die wirtschaftlichen Schwierigkeiten erst im Herbst, Winter spüren.“

Robert Lürssen, Vorsitzender des TS Woltmershausen, rechnet damit, dass die Mitgliederzahlen sinken werden. „Es gibt aktuell praktisch keine Neuanmeldungen. Gleichzeitig treten aber Mitglieder aus, zum Beispiel weil sie wegziehen.“ Coronabedingte Austritte gebe es bisher nicht.

Er fordert, unter Auflagen wieder mehr Sport zuzulassen und dabei stärker zwischen den Sportarten zu differenzieren. „Bei Kontaktsportarten ist ein Verbot verständlich. Bei Golf oder Tennis wird von Natur aus Abstand gehalten. Diese Sportarten sollten möglich sein.“

Fitnesskurse mit Abstandsregeln

Das sieht auch 1860-Geschäftsführer Stern so und hält sogar Sport in der Halle für denkbar. „Wenn wir eine 1.000 Quadratmeter große Halle haben, können dort unter Einhaltung der Abstandsregeln Fitness- und Gymnastikkurse angeboten werden. Duschen und Kabinen werden dann geschlossen“, sagt Stern. Nicht nur für die Vereine sei es wichtig, wieder aktiv werden zu können: „Sport ist als Ausgleich gesamtgesellschaftlich enorm wichtig.“

Auch LSB-Präsident Vroom fordert eine Lockerung mit Augenmaß: „Das würde Entspannung schaffen.“ Er kann der aktuellen Situation durchaus noch etwas Positives abgewinnen. „Die vergangenen Wochen haben vielen Menschen gezeigt, wie wichtig ihnen der Sport im Verein ist. Viele überdenken vielleicht jetzt, was sie aktiv für das Vereinsleben beisteuern können. Und auch die Politik hat die Chance, sich mit Förderungen für den Sport stark zu machen.“

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