Die heimische Traubenkirsche blüht in diesen Tagen und ist wirklich ein schöner Schmuck für den Garten. Foto: Nabu Bremen
Garten

Von guten und bösen Pflanzen

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Die heimische Traubenkirsche ist zu Unrecht verpönt.

Es gibt nur wenige Pflanzen, die so deutlich die Folgen unbedachten menschlichen Handelns vor Augen führen, wie die Traubenkirsche. Während die heimische Art vielen Tieren Nahrung bietet und nur begrenzt vorkommt, wuchert die eingeführte amerikanische „Spätblühende Traubenkirsche“ in norddeutschen Wäldern nahezu unkontrolliert. Sie ist deutschlandweit bereits die häufigste exotische Baumart und verursacht enorme Kosten für Bekämpfungsmaßnahmen.

Doch welche Art hat man sich nun in den Garten geholt, Insektenparadies oder Beelzebub? „Die Blüte zeigt es jetzt an“, erklärt Sönke Hofmann, Geschäftsführer des Naturschutzbundes (Nabu), „was jetzt in weißen Trauben blüht, ist die heimische Art. Die amerikanische Schwester blüht erst später im Mai.“ Es gebe zwar auch noch die virginische Traubenkirsche, die bald blühe, aber sehr viel seltener sei und bislang keine Probleme bereite.

Wälder unbetretbar

„Bis in die sechziger Jahre hinein hat man die Spätblühende Traubenkirsche noch angepflanzt, weil man sich wertvolles Kirschholz erhoffte“, so der gelernte Förster Hofmann, „dann rächte sich die Natur bitterlich.“ Manche Kiefernwälder wurden durch die wuchernden Traubenkirschen unbetretbar, absägen half nichts, weil die Pflanze nur umso verzweigter wieder ausschlug.

„Selbst mit Herbiziden ist der Pflanze nur schwer beizukommen.“ Mittlerweile habe die Forstwirtschaft sich mit dem Neubürger arrangieren müssen. Aus Naturschutzsicht, sei das Einwandern der Art in sensible Magerrasen und Moore problematisch, so der Nabu. In Wäldern könne die reich blühende Art immerhin dem einen oder anderen Insekt nützen.

„Dennoch sollte man ganz gewissenhaft darauf achten, nur die einheimische Traubenkirsche anzupflanzen. Sie ist auch weniger giftig als die spätblühende“, betont Sönke Hofmann.

Bienen und Fliegen nutzen beide Arten

Dutzende Wildbienen und Fliegen nutzen bei beiden Arten die Blüten und Nektarien an den Blättern, viele Vögel fressen die Früchte. Bei der heimischen Traubenkirsche sind nur die Fruchtkerne giftig, bei der amerikanischen auch die Rinde und Blätter. Der Fruchtsaft sei aber bei beiden Arten genießbar und könne Marmeladen und Gelees einen besonderen Pfiff geben.

„Der wahre Unterschied liegt in den Blättern“, so Hofmann, „während die exotische Traubenkirsche fast nie angeknabbert wird, fressen Gespinstmotten die hiesige Art gerne kahl.“ Dadurch steige der ökologische Wert der Traubenkirsche im Nahrungsnetz, denn von den Insekten leben wiederum viele andere Arten.

Sichere Unterscheidung

Die Blätter haben auch ein weiteres sicheres Merkmal zur Unterscheidung von früher und später Traubenkirsche. Während die amerikanische Art auf der Unterseite deutliche Härchen entlang der Mittelrippe hat, ist die heimische Art nackt.

Oft werden die beiden Arten nicht unterschieden, so der Nabu. „Das ist schade und ungerecht, denn die heimische Traubenkirsche ist ein dekorativer Strauch mit schöner Herbstfärbung“, findet Sönke Hofmann. Sie gehört auch zum Sortiment der Nabu-Wildsträucher, Restpflanzen gibt es im Vahrer Feldweg. Die nächste Sammelbestellung ist am 1. November.

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