Die Aufregung vor den ersten Anrufen hat Nina Kellermann längst überwunden. Inzwischen weiß die Studentin genau, was sie sagt, wie sie es sagt und mit welcher Reaktion sie rechnen kann. Die 24-Jährige arbeitet seit Mai als Containment-Scout.
Ihre Aufgabe: Sie ruft Kontatkpersonen der Kategorie eins an. Zu diesem Kreis zählen Menschen, die engen Kontakt zu einer mit Covid-19 infizierten Person hatten. „Ich muss ihnen dann auch mitteilen, dass sie 14 Tage in Quarantäne bleiben müssen“, sagt Kellermann.
Negative Erfahrungen habe sie bisher nicht gemacht. „Die meisten wissen schon, dass sie eine Kontaktperson sind, weil sie von der infizierten Person informiert worden sind.“ Sei das einmal nicht der Fall, dürfen die Scouts die Namen der positiv Getesteten aus Datenschutzgründen nicht nennen. „Bisher habe ich nur mit verständnisvollen Personen zu tun gehabt“, sagt Kellermann.
Corona-Detektiv der ersten Stunde
Sie gehört zu den Bremer Containment-Scouts der ersten Stunde. Im Mai stellte das Gesundheitsamt 35 Corona-Detektive ein. In der kommenden Woche sollen 30 weitere folgen. Zum 1. Juli starten nochmal 20. Sie alle absolvieren vor ihrem Einsatz eine Schulung, lernen etwas über die Kommunikation am Telefon, über Datenschutz, das Gesundheitsamt und mehr.
Die Scouts sind an drei verschiedenen Orten tätig: Scouts in der Corona-Ambulanz an der Messe erstellen eine erste Datengrundlage und erfassen Kontaktpersonen. Im Gesundheitsamt geht die Recherche nach Kontaktpersonen und zum Ausbruchsgeschehen der Krankheit weiter.
An der Station im ehemaligen Postamt 5 werden die Kontaktpersonen angerufen und informiert. Wer sich infiziert hat, wird von Ärzten und Gesundheitsaufsehern des Gesundheitsamts informiert.
Entlastung für das Gesundheitsamt
„Die Scouts sollen das Gesundheitsamt entlasten“, erklärt Lukas Fuhrmann, Sprecher der Gesundheitsbehörde. „Mit den neuen Einstellungen haben wir gute Kapazitäten und können sie auch an anderer Stelle einsetzen und das Aufgabenspektrum erweitern.“ Sie könnten zum Beispiel die Testambulanz der Kassenärztlichen Vereinigung unterstützen oder an anderer Stelle Bürger informieren.
Nina Kellermann studiert im sechsten Semester Wirtschaft und Verwaltung an der Hochschule Bremen. „Eigentlich wollte ich jetzt mein Auslandssemester machen, aber dann kam Corona.“ Neue Pläne mussten her. „Ich wollte in der Krise etwas bewirken und helfen“, sagt Kellermann und schickte deshalb ihre Bewerbung los.
Die Scouts arbeiten 20 Stunden pro Woche und in zwei Schichten. Ihre Schreibtische stehen weit auseinander. Kellermann schätzt, dass sie etwa zehn Personen pro Schicht kontaktiert, mal mehr mal weniger. Hin und wieder gehören auch sogenannte Negativanrufe dazu.
Auswirkungen der Warn-App
„Das sind Personen mit einem negativen Testergebnis. Die Anrufe sind schön, weil die Menschen natürlich erleichtert sind, dass sie sich nicht infiziert haben“, sagt Kellermann. Zudem melden sich die Scouts nach fünf bis sieben Tagen bei Infizierten, und fragen, wie es ihnen geht.
Wie sich die Einführung der Warn-App auf das Arbeitspensum der Scouts auswirkt, bleibt abzuwarten. „Wir müssen in der kommenden Woche schauen, wer die App nutzt und wie viele sich melden“, sagt Behördensprecher Fuhrmann.
Als die Hot Spots bei einem Callcenter und im Paketverteilzentrum ausgemacht worden sind, sei zwar mehr zu tun gewesen. „Aber wir sind eingespielt und haben das gut hinbekommen“, sagt Kellermann.