Auf anonymen Gräberfeldern in Aumund und Huckelriede werden Verstorbene ohne Namenstafel bestattet. Foto: Füller Auf anonymen Gräberfeldern in Aumund und Huckelriede werden Verstorbene ohne Namenstafel bestattet. Foto: Füller
Begräbnis

Anonymes Grab wider Willen

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Ein junger Bremer möchte das Grab seines verstorbenen Vaters ausfindig machen.

Kevin Heinrich Rohse hat keinen Ort zum Trauern. Sein Vater wurde anonym beerdigt – ohne das Wissen und den Willen des Sohnes, wie dieser berichtet.

Rohse lebte in Göttingen, als im April sein Vater in Bremen starb. „Ich habe sofort meine Koffer gepackt und bin nach Bremen gekommen. Ich wollte mich um die Beerdigung kümmern. Die Familie wollte dabei sein“, sagt der Sohn.

Beerdigung selber ausrichten

Die Rechtsmedizin habe sich bei ihm als nächstem Angehörigen gemeldet und auf die Bestattungspflicht hingewiesen.

Zunächst habe er dann über das Sozialamt einen Kostenübernahmebescheid erwirken können, dann jedoch mit seinen Angehörigen entschieden, dass man das Geld zusammenlegen werde, um eine Beerdigung ausrichten zu können.

Beisetzung fand ohne den Sohn statt

„Als ich zwei Wochen später beim Umweltbetrieb Bremen nach der Urne meines Vater fragte, sagte man mir, er sei bereits beerdigt worden. Das war ein Schock, denn es hatte ja keiner veranlasst“, sagt Rohse.

Nicht nur, dass sein Vater ohne das Beisein der Familie beigesetzt worden sei, er wurde zudem anonym beerdigt. „Ich weiß nicht, wo sein Grab ist und kann mich nicht verabschieden“, sagt Rohse.

Kein Kontakt möglich

Doch auch damit nicht genug: Schließlich erreicht die Hinterbliebenen eine Rechnung des Umweltbetriebs Bremen (UBB) – über ein Begräbnis im Beisein der Angehörigen.

„Die Rechnung traf bei meinem Onkel ein. Ich habe dann mehrmals versucht, den zuständigen Mitarbeiter beim Umweltbetrieb zu erreichen und wollte eine Erklärung haben. Leider immer erfolglos“, sagt Rohse.

Am Ende habe er versucht, einen Anwalt einzuschalten. Er trug seinen Fall gleich mehreren Juristen vor. „Alle waren fassungslos, aber keiner wollte den Fall übernehmen. Niemand hatte je von so etwas gehört“, sagt Rohse.

Vorwürfen nachgegangen

Der UBB indes ist den Vorwürfen intern nachgegangen. „Die Bestattung wurde bei uns beauftragt und von unserer Friedhofsverwaltung mit Bekanntgabe des Termins ordnungsgemäß durchgeführt“, sagt Sprecherin Kerstin Doty.

Aus datenschutzrechtlichen Gründen dürfe sie keine weiteren Auskünfte erteilen, sagte die UBB-Sprecherin.

Urne nochmal bestatten lassen

Rohse war inzwischen auch an dem anonymen Gräberfeld, auf dem sein Vater beigesetzt wurde. „Ich wollte Blumen an seinem Grab niederlegen und bin dann ziellos dort umher gelaufen“, sagt er.

Wenn er könnte, würde Rohse die Urne ausgraben und gerne noch einmal bestatten lassen – so wie er und seine Familie es sich für den Vater gewünscht hätten, sagt er.

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