Hatte schon mal positivere Nachrichten zu vermelden: Werder-Sportchef Frank Baumann. Foto: Nordphoto Mehr war nichr drin: Sportchef Frank Baumann erklärt Werders erzwungene Sparsamkeit. Ein der Grunde dafür sind im Vorjahr vereinbarte Kaufverpflichtungen. Foto: Nordphoto
Neue Sparsamkeit

Überraschung mal anders

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Das Transferfenster in der Fußball-Bundesliga schließt sich, ohne dass Werder noch einen Spieler verpflichtet

Am Ende war es ein einziger Satz, der am frühen Montagabend den Deckel draufmachte auf einen Tag, der für Werder Bremen ziemlich ernüchternd verlaufen war. „Wir werden keinen Spieler mehr verpflichten“, verkündete Sportchef Frank Baumann, dem es – anders als in den Vorjahren – dieses Mal nicht gelungen war, am letzten Tag der Transferperiode noch einen Neuzugang aus dem Hut zu zaubern.
Und zwar nicht, weil er es nicht gewollt hätte – nein. Sondern weil dem wirtschaftlich stark angeschlagenen SV Werder schlicht das Geld dafür gefehlt hat.

Klaassen-Millionen zu wenig für Aktivitäten

„Grundsätzlich sind wir ja immer für Überraschungen gut, und die Überraschung dieses Mal ist, dass wir keinen Spieler mehr verpflichtet haben“, begann Baumann sein Fazit des sogenannten Deadline Days mit Humor, ehe er dann aber deutlich ernstere Töne anschlug. Schließlich weiß auch der 44-Jährige, dass seine Mannschaft in diesem Sommer nominell nicht eben stärker geworden ist.
„Es ist sehr schade, dass uns in Davy Klaassen ein absoluter Top-Spieler verlassen hat, der bei uns eine wichtige Rolle eingenommen hatte“, sagte Frank Baumann über den zu Ajax Amsterdam transferierten Niederländer, der Werder eine Ablöse in Höhe von elf Millionen Euro in die Kasse spült. Durch Bonuszahlungen können daraus bis zu 14 Millionen Euro werden. Viel Geld, keine Frage. Aber eben nicht genug für Werder, um auf dem Transfermarkt selbst noch einmal zuschlagen zu können.

„Grujic-Transfer ist in keinster Weise für uns möglich“

„Wir haben am Sonntag schon die Entscheidung getroffen, dass kein neuer Spieler dazu kommen wird, obwohl wir wussten, dass Davy geht. Das ist insbesondere unserer finanziellen Situation geschuldet, die nach wie vor sehr herausfordernd ist“, berichtete Baumann. Die Gerüchte über eine mögliche Verpflichtung von Marko Grujic vom FC Liverpool verwies der Manager in diesem Zusammenhang ins Reich der Märchen: „So ein Transfer ist für uns aus finanzieller Sicht in keinster Weise möglich. Es gab keinen Ansatzpunkt, dass eine Verpfichtung realistisch ist.“
Durch die Klaassen-Millionen habe Werder nun einen Sommer erlebt, „in dem wir soviel ausgegeben wie eingenommen haben“, sagte Baumann und spielte damit auf die fällig gewordenen Kaufverpflichtungen für Ömer Toprak und Leonardo Bittencourt an. Mehr war nicht drin. „Es reicht überhaupt nicht, um die Auswirkungen der Pandemie abzudecken.“

Aderlass mit Bordmitteln auffangen

Und so blieb dem Sportchef Montagabend nicht viel mehr, als um Verständnis für die erzwungene Sparsamkeit zu werben. „Ich glaube, es wird immer noch stark unterschätzt, dass wir nach wie vor unter den Auswirkungen der Pandemie leiden“, sagte Baumann – und erinnerte: „Wir müssen hohe Einnahmen erzielen und in allen Bereichen Einsparungen vornehmen.“ Der Verkauf von Davy Klaassen ist zweifelsfrei ein Schritt in diese Richtung. Bleibt nur die Frage, wie die Mannschaft künftig sportlich in der Bundesliga mithalten will. Baumann setzt darauf, den personellen Aderlass im Mittelfeld mit Bordmitteln auffangen zu können.

„Wir müssen unsere jungen Spieler spielen lassen“

„Wir wollten keinen Spieler holen, der ein ähnliches Niveau hat wie unsere jungen Spieler“, sagte er, nannte stellvertretend Jean-Manuel Mbom, Patrick Erras und Romano Schmid und verwies darauf, dass auch Kevin Möhwald bald in die Mannschaft zurückkehre.
„Wir haben immer betont, dass wir etwas Neues aufbauen wollen. Dann müssen wir unsere jungen Spieler auch spielen lassen“, sagte Frank Baumann, der es ausschloss, noch einen vertragslosen Profi zu holen, was theoretisch noch möglich wäre.
„Wir werden mit diesem Kader bis zum Winter spielen und die Situation dann neu bewerten“, sagte Baumann – und versprach: „Wir werden um jeden einzelnen Punkt sehr hart kämpfen.“ So wie es aussieht, wird Werder Bremen das auch müssen.

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