Das Info-Zentrum der Atrium-Kirche im Schnoor ist pandemiebedingt geschlossen, ein Kirchenaustritt direkt bei der Kirche also nicht möglich.Foto: Schlie Das Info-Zentrum der Atrium-Kirche im Schnoor ist pandemiebedingt geschlossen, ein Kirchenaustritt direkt bei der Kirche also nicht möglich. Foto: Schlie
Kirchenaustritt

Abschied nur gegen Gebühr

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Warum eine Bremer Besonderheit bei Kirchenaustritten coronabedingt nicht möglich ist.

Den Lockdown nutzen – das dachte sich auch Nadine L., die ihren Namen nicht veröffentlicht wissen will. Die vielen Stunden zu Hause nutzte sie auch, um etwa Anbieter oder Versicherungen zu wechseln und ihre Unterlagen auf den neuesten Stand zu bringen.

Weil sie zwar katholisch getauft ist, jedoch den Glauben nicht praktiziert, wollte sie auch aus der Kirche austreten. Nach einem Anruf bei der katholischen Kirche erfuhr sie jedoch, das dies im Moment coronabedingt nicht möglich sei.

„Ich müsse einen Termin beim Standesamt machen, eventuell sogar beim Notar“, berichtet L. Dies sei dann mit Gebühren verbunden.

Bremer Besonderheit

Tatsächlich gibt es in Bremen eine Besonderheit bei Kirchenaustritten: Sie sind kostenlos, wenn man sich direkt in den Kirchenbüros abmeldet. In allen anderen Bundesländern ist ein Kirchenaustritt nur beim Standesamt oder Notar möglich – gegen eine Gebühr.

Wer in Bremen südlich der Lesum wohnt und aus der katholischen Kirche austreten möchte, kann dies normalerweise kostenlos im Info-Zentrum der Atrium-Kirche im Schnoor erklären.

Bremen-Norder müssen sich an das zuständige Pfarramt richten, da Bremen-Nord zum Bistum Hildesheim gehört.

Kostenfreier Austritt nicht möglich

Für einen Kirchenaustritt ist ein persönlicher Termin nötig. Der Personalausweis muss mitgebracht werden, zudem muss der Austrittswillige wissen, wann und wo er getauft wurde, wie Christof Haverkamp, Sprecher des Katholischen Gemeindeverbandes Bremen, erklärt.

„Diese Angaben werden in die Unterlagen eingetragen. Die katholische Kirche ist interessiert, aus welchem Grund jemand austreten möchte. Diese Angabe ist aber freiwillig“, sagt Haverkamp.

Er bestätigt, dass ein Kirchenaustritt derzeit kostenfrei nicht möglich ist. Der Grund ist der Corona-Lockdown. „Wegen der Vorsorgemaßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus ist das Info-Zentrum Atrium-Kirche aktuell geschlossen“, erklärt Haverkamp.

Terminvergaben seien derzeit also nicht möglich, die meisten Anrufer hätten Verständnis dafür.

Termine im Februar

Auch bei der evangelischen Kirche in Bremen ist die Austrittsstelle derzeit geschlossen, wie Sprecherin Sabine Hatscher bestätigt. „Bedingt durch den verschärften Lockdown musste die Abteilung für Mitgliedschaftsangelegenheiten auch zum Schutz der Mitarbeitenden den Publikumsverkehr einstellen“, sagt Hatscher.

„Sobald der Lockdown beendet ist, erhalten Interessierte einen Termin“, sagt Haverkamp. Auch Hatscher geht davon aus, dass ab Mitte Februar wieder Termine vergeben werden können.

Standesamt als Alternative?

Wer also gezwungenermaßen beim Standesamt einen Termin für den Austritt vereinbart, muss die Austrittserklärung ausfüllen. Die Unterschrift wird dann gegen eine Gebühr von 5,50 Euro vom Standesbeamten beglaubigt.

Der Ausgetretene muss anschließend die Erklärung selbst an die jeweilige Kirche weiterleiten, damit der Austritt wirksam wird und eine Bescheinigung erstellt werden kann.

Allerdings: Persönliche Termine bei den Standesämtern sind laut Innenbehörde bis März ausgebucht. Bleibt also noch der Gang zum Notar. Ein Austritt dort kostet rund 20 bis 30 Euro Gebühr.

Weniger Austritte 2020

Im vergangenen Jahr waren aus den fünf Kirchengemeinden des katholischen Gemeindeverbandes in Bremen insgesamt 594 Menschen ausgetreten, ein Jahr zuvor waren es noch 881. Die Bremische Evangelische Kirche verließen 2019 3.229 Mitglieder, was etwa 1,5 Prozent ausmacht. Zahlen für 2020 liegen noch nicht vor.

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