Kleingartenparzellen sind in Bremen heiß begehrt. So begehrt, dass unwissende Bewerber bereit sind, viel zu hohe Preise an Vorpächter zu bezahlen. Foto: Schlie
Kleingärten

Mondpreise für Schrebergärten

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Der Ansturm auf die Bremer Parzellen ist groß. Das bringt allerdings Probleme mit sich.

Für die Übergabe von Schrebergärten werden inzwischen horrende Summen verlangt. Bis zu 10.000 Euro fordern Pächter, die ihre Parzelle gekündigt haben, von ihren potenziellen Nachfolgern. Entsprechende Anzeigen haben Vorstände Bremer Kleingartenvereine auf Anzeigenportalen entdeckt. Dabei ist es streng geregelt, welchen Betrag ein Kleingarten kosten darf. Kündigt ein Pächter nämlich seine Parzelle, ermittelt zunächst ein Schätzer deren Wert. Der bildet die Obergrenze, mehr darf für den Kleingarten nicht verlangt werden. „Wir wollen und müssen sozialverträglich sein“, erklärt Klaus Bode, Vorsitzender des Landesverbandes der Gartenfreunde Bremen, der Dachorganisation der Kleingartenvereine.

Das Problem: Das Inventar ist von der Schätzung ausgenommen und privates Eigentum. So kommt es vor, dass für einen in die Jahre gekommenen Rasenmäher und eine alte Pumpe gleich mehrere tausend Euro verlangt und bezahlt werden, ohne das Wissen des Vorstands.

Nicht jeden Preis zahlen

Bode rät Bewerbern davon ab, jeden Preis für den Wunschgarten zu bezahlen. „Die neuen Pächter müssen schauen, ob sie da nicht übers Ohr gehauen werden. Die Laube ist ihnen nämlich besenrein zu übergeben“, sagt er. Wird das Inventar nicht abgekauft, hat der Altpächter es zu entsorgen und die Parzelle leer zu hinterlassen. Den Vorständen rät Bode, Interessenten direkt darauf hinzuweisen, dass sie nicht jeden Preis für das Inventar zahlen sollten. Denn welcher Bewerber am Ende den begehrten Kleingarten pachten darf, entscheidet der Vorstand, nicht der Altpächter. Der kann einen Nachfolger nur vorschlagen.

Doch die Interessenten für eine Parzelle stehen Schlange. „Die Wartelisten sind voll, es gibt sogar einen Verein mit mehreren Hundert Bewerbern auf der Liste“, berichtet Bode. In manchen Vereinen gibt es derzeit auch kaum Wechsel, weil sich beispielsweise die Altersstruktur in den vergangenen zwei Jahren bereits verändert hat. „Wir haben inzwischen viele junge Familien gewinnen können“, berichtet etwa Birgit Schwarting, Kassiererin des Vereins Am Reedeich. Wichtig sei die gute Mischung, sagt Schwarting und möchte trotz Warteliste dazu ermuntern, sich zu bewerben.

Bezug zur Gemeinschaft fehlt

Die Vereine stellen auch die Pächterwechsel vor neue Herausforderungen. So müssen sie die Neupächter auch daran erinnern, dass ein Kleingarten bewirtschaftet werden muss. Außerdem gibt es ein Vereinsleben und die Pflicht, sich daran zu beteiligen. Wegen der Pandemie ist es vorübergehend zum Erliegen gekommen. „Der Bezug zur Gemeinschaft fehlt, wenn zum Beispiel Feste und die Jahreshauptversammlungen nicht stattfinden können“, sagt Schwarting. Diese sollen aber wiederkommen und die neuen Pächter daran teilnehmen.

Für die vielen Wechsel werden Schätzer benötigt. Von ihnen gibt es deutlich zu wenig in Bremen. Ein Grund ist laut Bode die Struktur und Dauer der Ausbildung. Wer Schätzer werden will, muss erst den Fachberaterlehrgang absolvieren. Fertige Schätzer erhalten dann je Schätzung eine Vergütung. Gut ein Jahr dauert die gesamte Ausbildung, wobei die zum Schätzer mit rund drei Monaten deutlich kürzer ist als der Fachberaterlehrgang. Das soll sich aber künftig ändern: „Wir wollen das entkoppeln und auch mehr junge Leute für die Ausbildung zum Schätzer gewinnen“, sagt Bode.

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