Mit drei Impfungen gegen Covid-19 gilt mehr derzeit als vollständig geimpft. Das schützt vor schweren Verläufen der Krankheit aber nicht vor einer Ansteckung. Foto: WR
Corona

Viel Ärger, wenig Nutzen

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Warum Krankenhäuser und Gesundheitssenatorin keine Verlängerung der Impfpflicht wollen.

Rückblickend betrachtet, hat die einrichtungsbezogene Impfpflicht mehr geschadet als genutzt. Das sagen Vertreter mehrerer Bremer Krankenhäuser und sprechen sich für eine Abschaffung aus, wenn die Vorschrift demnächst ausläuft.

Das Rote Kreuz Krankenhaus würde die Aussetzung der Impfpflicht befürworten, da mittlerweile das Risiko der Ansteckung sich nicht mehr mit den Impfungen verkleinere. „Wichtig sind und bleiben die bewährten strengen Hygienemaßnahmen in der Klinik. Andauernde Nachweise und Prüfungen des Mitarbeiter-Impfstatus stehen auch nicht im Verhältnis zu den Effekten“, sagt Sprecherin Dorothee Weihe.

Verlängerung nicht notwendig

Ähnlich sieht man es im DIAKO: „Aufklärung durch die Leitungen sowie die große Solidarität der Mitarbeitenden zu den Kollegen und Patienten haben sicher einen größeren Erfolg gebracht als die Impfpflicht“, findet Sprecherin Regina Bukowski. Daher halte man die Verlängerung der Impfpflicht nicht für notwendig. „Durch Tätigkeitsverbote würde außerdem die ohnehin schon dünne Personaldecke weiter ausgedünnt werden, was in der aktuellen Lage eine größere Gefahr darstellen würde als ein nicht ausreichender Impfschutz.“

Über 97 Prozent der Mitarbeitenden im St. Joseph-Stift Krankenhaus sind vollständig geimpft oder genesen. „Rückblickend betrachten wir die einrichtungsbezogene Impfpflicht eher kritisch. Zum einen ist der administrative Aufwand sehr hoch. Noch kritischer sehen wir aber die Tatsache, dass die Impfpflicht lediglich auf das Gesundheitswesen beschränkt ist. Das hat zu sehr viel Unmut nicht nur bei den Kolleginnen und Kollegen aus unserem Haus geführt“, erklärt Sprecher Maurice Scharmer und ergänzt: „Wir sind grundsätzlich weiterhin für das Impfen, denn die aktuellen Impfstoffe sollen einen guten Schutz vor einem schweren Verlauf bieten. Jedoch verhindern sie keine Ansteckung.“

Umsetzung skeptisch

Auch Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard betrachtet die Umsetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht skeptisch: „Ich setze mich dafür ein, dass sie nicht über den Dezember hinaus verlängert wird. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitswesen das Ziel verfolgen sollte, besonders schutzbedürftige Personen vor einer Infektion zu schützen. Seit der Omikron-Variante wissen wir aber, dass die Impfung zwar vor einem schweren Krankheitsverlauf schützt, nicht aber gegen die Ansteckung.“ Bisher wurden in Bremen weder Bußgelder verhängt noch Tätigkeitsverbote für ungeimpftes Pflege- und Gesundheitspersonal ausgesprochen.

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