Die Zahl der Betrugsfälle mit gestohlenen Kreditkarten hat zugenommen. Foto: Pixabay
Kriminalstatistik

Kriminalität: Hohe Zahl unbearbeiteter Fälle

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Mehr als die Hälfte der Straftaten im Jahr 2022 sind Vermögensdelikte.

Die Zahl der Straftaten im Land Bremen ist wieder gestiegen. Vor allem ein Bereich sticht heraus, wie Bremens Innensenator Ulrich Mäurer heute im Rahmen der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik für 2022 erläuterte.

79.713 Taten waren von der Polizei in Bremen und Bremerhaven abschließend bearbeitet worden, 2021 waren es noch 75.966 (2020: 80.869). Rund 60 Prozent der Taten entfallen auf den Bereich Vermögens- Betrugs- und Diebstahlsdelikte. „Die Statistik ist geprägt von Dieben und Betrügern“, sagte Mäurer.

Sprunghafter Anstieg

Die Zahl der in der Statistik erfassten Diebstähle stiegt von 22.299 im Jahr 2021 auf 26.503 im vergangenen Jahr.

Zugleich verdreifachte sich auch die Zahl der Straftaten, die mit so genannten „unbaren Zahlungsmitteln“, also gestohlenen Kredit- und EC-Karten sowie mit anderen digitalen Zahlungsmethoden verübt wurden: Von 741 Fällen (2021) stiegt die Zahl auf 2.175 Fälle im Jahr 2022.

Die Diebstähle haben direkte Auswirkungen auf die gestiegenen Zahl von Betrugsfällen, in denen die Karten sowie auch gestohlene Handys zum Einsatz kamen: Von 968 (2021) stieg die Zahl auf 2.136 Fälle im vergangenen Jahr.

Mäurers Fazit: Die Tatgelegenheiten erhöhen sich durch den sich verändernden und immer digitaler werdenden Alltag. Digitale Zahlungsmethoden wie ApplePay oder GooglePay machten es den Betrügern einfacher.

Wieder mehr Gelegenheiten

Auch die Zahl der Wohnungseinbrüche stieg wieder, von 470 (2021) auf 638 vollendete Taten. Hinzu kommen 521 Versuche. Allerdings lässt sich dieser Anstieg laut Mäurer auch damit erklären, dass in den Pandemiejahren viele Menschen zu Hause blieben, sich also weniger Gelegenheit bot, einzubrechen.

Insgesamt ließe sich der Anstieg der Straftaten im Vergleich zu 2021 auch auf die Rückkehr zu einem Alltag wie vor der Coronapandemie zurückführen.

Anstieg auch bei digitalen Delikten

Nicht nur für Betrüger spielen digitale Wege eine große Rolle, wie Petra van Anken, Leiterin des Landeskriminalamtes, erklärt. Auch in Sachen Kinderpornografie sei dieser Verbreitungsweg von zentraler Bedeutung.

In diesem Deliktsfeld warten laut Mäurer viele Fälle auf eine abschließende Bearbeitung, auch solche, in denen sich Kinder und Jugendliche selber strafbar machten, weil sie kinderpornografisches Material weiterverschickt haben.

„Sie sind sich der Strafbarkeit ihrer Handlung nicht im Klaren“, sagt van Anken.

Wenn die Digitalisierung weiter zunehme, sei das Erlangen von Medienkompetenz von zentraler Bedeutung, so van Anken weiter.

Mäurer rechnet damit, dass im kommenden Jahr die Zahlen in diesem Bereich nochmals stark steigen werden.

Über 20.000 Fälle fehlen noch

Im Bereich der schweren Körperverletzung sowie bei den Straftaten gegen ältere Menschen sanken die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr. Allerdings: Mehr als 20.000 Delikte konnten von der Polizei noch nicht vollständig bearbeitet werden. Diese sind noch nicht vollumfänglich in die Kriminalstatistik eingeflossen, wie Bremens Polizeipräsident Dirk Fasse sagt.

Dies liege auch einem enorm hohen Krankenstand bei der Polizei. In einzelnen Bereichen habe die Quote der erkrankten Kollegen bei rund 20 Prozent gelegen, so Fasse weiter.

Auch mit personellen Umstrukturierungen sei es nicht möglich gewesen, alle Fälle abzuarbeiten. „Das Problem war zu mächtig“, so Fasse weiter. Aber: Im Januar habe man rund 2.000 zusätzliche Fälle bearbeiten können.

Schwerpunkte verändern Statistik

Mäurer weist zudem darauf hin, dass Schwerpunkte in bestimmten Bereichen auch dazu führen, dass die Kriminalstatistik an diesen Stellen entsprechend hohe Zahlen ausweise. Ein Beispiel sind etwa die Encrochat-Ermittlungen sowie die Schwerpunktsetzung am Bremer Hauptbahnhof.

Zudem würden auch Straftaten in die Statistik einfließen, die eine lange Ermittlungsdauer haben. 27 Prozent der erfassten Straftaten seien im Jahr 2021 oder früher verübt worden.

Ein Beispiel seien etwa Tötungsdelikte, die von der Sonderkommission „Weser“ untersucht werden. Diese wurde 2019 eingerichtet und führt Ermittlungen gegen einen Beschuldigten aus dem Pflegebereich, der wegen anderer Delikte bereits in Haft ist. Mehrere Verdachtsfälle aus den Jahren vor 2022 seien aufgrund neu gewonnener Erkenntnisse nacherfasst worden, wie van Anken erklärt.

 

 

 

 

 

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