An jedem Baum ein Plakat, das sei zu überladen, meint der Experte.Archivfoto: WR An jedem Baum ein Plakat, das sei zu überladen, meint der Experte. Archivfoto: WR
Bürgerschaftswahlen

Weniger Worte

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Marketingexperte sagt: „Plakate sollten nicht zu überladen sein“

Der Wahlkampf in Bremen nimmt langsam Fahrt auf. Ab dem kommenden Samstag wird das vermutlich auch deutlich sichtbar werden. Ab dem 18. März dürfen die Parteien in der Stadt ihre Plakate aufhängen und damit um die Gunst der Wähler buhlen.

Strahlende Gesichter, flotte Sprüche oder vollmundige Versprechen? Eine Werbekampagne für Politiker zu erstellen, sei eine der schwierigsten Herausforderungen überhaupt. Das sagt Björn Boy, zuständig für Markenberatung bei der Agentur H&K+S (früher Hase & Kneels, heute Haase, Knels und Schweers). Das Unternehmen, für das er tätig ist, hat dazu aktuell keinen Auftrag, er aber eine Meinung.

„Zu überladen sollte es nicht sein. Foto des Kandidaten, Parteilogo und dazu noch ein Schriftzug sind manchmal zu viel, gerade wenn man das alle zehn Meter an einem Baumstamm oder ähnlichem sieht“, sagt Boy.

Wichtig sei ein gutes Mittelmaß zwischen Werbung und Kommunikation beziehungsweise Präsenz, was Bürgernähe bedeute. „Es soll doch eine charismatische Person rüber kommen“, sagt Boy. Ein nettes, gepflegtes Aussehen sei dabei natürlich gut, was nicht heißt, dass man gleich ein weibliches oder männliches Model sein müsse. „Aber man kann ja seine Vorzüge hervorheben. Das hat Angela Merkel schließlich auch geschafft.“

Lencke Wischhusen, der Boy großen Respekt zollt, hatte Lifting in welcher Art auch immer nicht nötig. Sie gab 2019 als Wahlziel acht Prozent an und begann ihre Kampagne im März 2015 selbstironisch und – ähnlich der überraschend erfolgreichen Katja Suding in Hamburg – stark auf ihre Person zugeschnitten. „Das geht natürlich auch. Diese Kampagne war handwerklich großartig gemacht.“

Man müsse die Leute eben, auf welchem Weg auch immer, einfach dazu bewegen, zuzuhören, damit die Botschaft des Kandidaten ankomme. „Letztendlich geht es doch um Inhalte, um Kernbotschaften. Aber um die zu transportieren, benötigt man eben Aufmerksamkeit.“ Und dabei bitte lieber nur, was aber gut durchdacht ist, als inflationär Plakate am Wegesrand zu platzieren. Kurzum: Manchmal sind weniger Worte mehr.

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