Auch in Bremen sind die Angriffe auf Rettungskräfte der Feuerwehr gestiegen. Symbolbild: Feuerwehr Bremen
Kriminalität

Angriffe auf Rettungskräfte: Hohe Dunkelziffer?

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Angriffe auf Feuerwehrkräfte in Bremen sind gestiegen. Auch psychische Erkrankungen sind ein Grund.

„Jeder Angriff muss sehr differenziert betrachtet werden“, sagt Julian Thies, Geschäftsführer beim Arbeiter-Samariter-Bund Bremen (ASB) und selber Rettungssanitäter.

Laut einer bundesweiten Umfrage des Redaktionsnetzwerks Deutschland sind Attacken auf Rettungs- und Einsatzkräfte im Jahr 2022 gestiegen – in allen Bundesländern.

Mehr Angriffe auf Kräfte der Feuerwehr

In Bremen gibt es tatsächlich einen Anstieg der Angriffe auf Rettungskräfte der Feuerwehr im aktuellen Jahr: So kam es 2022 zu insgesamt 24 Übergriffen auf Mitarbeiter der Feuerwehr Bremen, 15 davon waren Beleidigungen, vier schwere Körperverletzungen und vier Körperverletzungen sowie eine Wurfattacke.

Zwischen Januar und Ende August dieses Jahres wurden bereits 32 Angriffe auf Rettungskräfte der Feuerwehr Bremen verzeichnet, wie Karen Stroink, Sprecherin des zuständigen Innenressorts auf Nachfrage mitteilt.

16 Mal zeigten die Betroffenen Beleidigungen an, sieben mal kam es zu Körperverletzungen. Die Übrigen Angriffe teilen sich auf Nötigungen, Bedrohungen, Diebstähle und versuche Sachbeschädigungen auf.

Weniger Angriffe auf Polizeibeamte

Polizeibeamtinnen und -beamte wurden 2021 insgesamt 175 mal tätlich angegriffen, 2022 dann 147 mal, Beleidigungen wurden 2022 346 zur Anzeige gebracht (2021: 303).

Allerdings kann das Delikt selbst bereits im Vorjahr passiert sein, in die Polizeiliche Kriminalstatistik geht es erst nach Abschluss der Ermittlungen ein.

Angriffe differenziert betrachten

In Bremen wird der Rettungsdienst von der Feuerwehr Bremen, sowie von den Hilfsorganisationen ASB, Deutsches Rotes Kreuz (DRK) und dem Malteser-Hilfsdienst (MHD) übernommen.

Beim ASB wurden 2022 vier Übergriffe registriert, für 2023 geht Thies von einer ähnlichen Zahl aus. „Menschen mit psychischen Erkrankungen oder in der Nachphase eines Krampfanfalls wehren sich. Solche Situationen sind ganz individuell zu bewerten und kein bösartiger Angriff“, erklärt Thies.

Ähnlich beschreibt es Andreas Schack, Sprecher des MHD: „In Bremen können wir zwischen 2021 und 2023 keine Angriffe auf Malteser-Rettungskräfte feststellen. Dagegen gab es 2021 und 2022 eine Handvoll Fälle im Zusammenhang mit psychisch erkrankten Personen oder an Demenz Erkrankten. Aber diese fallen nicht in die Kategorie von Angriffen, die seit einigen Monaten in der Öffentlichkeit diskutiert werden.“

Betroffene sollen Übergriffe melden

Laut Stroink sind und werden die Mitarbeitenden der Rettungsdienste inklusive Feuerwehr zu diesem Thema sensibilisiert. Übergriffe sollten zudem konsequent zur Anzeige gebracht werden.

„Wir sagen unseren Leuten, sie sollen so etwas melden, melden, melden. Nur so sind die Fälle auch statistisch zu erfassen“, sagt etwa ASB-Geschäftsführer Thies.

Er vermutet aber eine hohe Dunkelziffer von Angriffen, die von den betroffenen Rettungskräften nicht angezeigt werden. Für seine Leute sei zudem die oberste Prämisse der Eigenschutz.

So bewertet es auch das Bremer Innenressort. „Ein Ziel der Polizei Bremen im Zusammenhang mit Angriffen auf Einsatzkräfte der Polizei, aber auch der Feuerwehr und des Rettungsdienstes, ist es, die Dunkelziffer solcher Sachverhalte zu reduzieren, indem solche Vorfälle regelhaft zur Anzeige gebracht und die Straftaten verfolgt werden“, sagt Sprecherin Stroink.

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