„46.500 Kinder und damit leider über 40 Prozent der Jungen und Mädchen in Bremen leben in Armut oder sind von Armut bedroht“, sagt Marco Heuerding, Sprecher des Berufsverbands der Kinderärzte in Bremen.
Umso wichtiger sei es, für jedes Kind einen Platz in einer Kindertagesbetreuung anbieten zu können. „Insbesondere für Kinder mit Migrationshintergrund ist der Kindergarten sehr wichtig“, sagt Heuerding.
Dass sich Bremen des Themas nochmal annehme und einen zweiten Kita-Gipfel veranstalte, lobt der Mediziner: „In den vergangenen Jahren wurde schon viel geschafft, das erkennen wir an“, sagt Heuerding und spielt damit auf die Kindertagespflege-Offensive der Bildungssenatorin an.
Kindertagespflegepersonen qualifizieren
Im Jahr 2023 haben 130 Frauen ihre Qualifizierung als Kindertagespflegeperson begonnen, ein Jahr zuvor waren es noch 30. 54 Frauen haben den Kurs laut Bildungsbehörde bereits erfolgreich absolviert, 32 davon haben einen Arbeitsvertrag bei einer Kita oder Kindertagespflegestelle.
Weitere 68 Personen besuchen den zweiten Kurs und sollen Ende Mai und Mitte Juni als Kindertagespflegepersonen zur Verfügung stehen.
„Damit ist Bremen ein sensationeller Vorreiter und geht genau den Weg, den alle Länder gehen sollten, um das Potenzial der Kindertagespflege zu nutzen und auszubauen“, sagt die Bundestagsabgeordnete Anke Hennig (SPD).
Hennig ist selbst qualifizierte Kindertagespflegeperson und setzt sich dafür ein, diese in der Kinderbetreuung – auch an Ganztagsschulen – einzusetzen. Dafür brauche es allerdings standardisierte Qualifizierungen nach Vorbild des Qualifizierungshandbuches Kindertagespflege.
Pädagogische Fachkräfte entlasten
„Es gibt in Bremen einen riesigen Bedarf an Frühförderung und das ist sehr personalintensiv“, sagt Kinderarzt Heuerding.
Um die Frühförderung in Kindergärten überhaupt zu ermöglichen, könnten laut Hennig Kindertagespflegepersonen die pädagogischen Fachkräfte entlasten: „Wir haben viele Menschen, die da gut reinpassen würden“, sagt Hennig.
Es sei allerdings nötig, die Erfahrung und die Kompetenzen der Kindertagespflegepersonen anzuerkennen und ihnen so eine verkürzte Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher zu ermöglichen.
„Bremen lebt das schon vor und ist für mich ein Leuchtturm in dieser Sache“, sagt Hennig.
Zweiter Kita-Gipfel am 7. und 8. März
Mit dem zweiten Kita-Gipfel soll die aktuelle Situation von Familien ohne Betreuungsplatz sowie die in den Einrichtungen am 7. und 8. März diskutiert werden.
Dazu lädt Kinder- und Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp an die Universität Bremen ein. Geplant sind Erfahrugsberichte, Diskussionsrunden und Workshops.
Nach dem Kita-Gipfel will Hennig Akteurinnen und Akteure aus Bund und Ländern an einen Tisch bringen, um eine bundesweite Standardisierung der Aus- und Fortbildung von Kindertagespflegepersonen erreichen zu können.
Anmeldungen sind unter kitagipfel-bremen.de möglich. Dort findet man auch weitere Informationen zum Programm.
Lesen Sie auch: