Blasgeschwindigkeit von 200 bis 250 km/h: tödliches Katapultieren von Tieren
Kaum liegen Blätter auf den Gehwegen, dem Rasen oder in den Beeten, fängt es dort auch schon an laut zu röhren: Menschen sind mit Laubsaugern und Laubbläsern unterwegs. Mit diesen gefährlichen Apparaten, die einen Schallpegel von bis zu 115 Dezibel haben – das ist ungefähr so laut wie ein Presslufthammer – werden gnadenlos alle Tiere, die unter Blättern Schutz suchen, mit einem Saugvolumen von beispielsweise 12 Kubikmetern pro Minute angesogen und zerhäckselt oder durch Druckluft mit einer Blasgeschwindigkeit von etwa 200 bis 250 Stundenkilometern tödlich in die Luft katapultiert. Diese Hightech-Geräte richten enorme ökologische Schäden für die Biotope an. Nicht grundlos also wird über ein Verbot von Laubsaugern und Laubbläsern diskutiert. Für unser Klima, für die Gesundheit von Mensch und Tier sowie für unsere Umwelt ist es sinnvoll, auf diese schädliche Technik schon jetzt freiwillig zu verzichten und altbewährte sowie umweltfreundliche mechanische Handgeräte wie Besen, Rechen und Harke zu nutzen.
Rechen und Harke sind Laubbläsern und Laubsaugern vorzuziehen – aus Gründen des Umwelt-, Natur- und Gesundheitsschutzes. Foto: Urszula auf Pixabay
Verstoß gegen das Tierschutz- und das Naturschutzgesetz
„Die von Laubbläsern produzierte Luft erreicht orkanartige Windgeschwindigkeiten. Die Lärmbelästigung durch Laubbläser und -sauger reißt Tiere sogar aus ihrem Winterschlaf. Diese Maschinen zerstören beispielsweise Winterquartiere von Igeln, sie ruinieren Habitate, sie berauben Tieren ihrer Lebensräume, sie stoßen gesundheitsschädliche Gase aus und sie schreddern Kleinlebewesen wie Insekten, Spinnen und Würmer, aber auch Eidechsen, Salamander und sogar Vögel wie das Rotkehlchen, erklärt die Bremer Tierschutz- und Wildtier-Expertin Dr. K. Alexandra Dörnath, die die Tierarztpraxis Klein Mexiko und das Exoten-Kompetenz-Centrum leitet. „Der Einsatz von Laubsaugern und -bläsern ist also ein Verstoß gegen das Tierschutz- und das Naturschutzgesetz, wenn dadurch Tiere, noch dazu artengeschützte Tiere, getötet werden. Und das ist der Fall“, betont sie empört. Hinzu kämen die enormen ökologischen Schäden durch Zerstörung der Bodenbiologie und von Biotopen.
Wer Laub im Garten liegen lässt, bietet Igeln Unterschlupfmöglichkeiten, aber auch Insekten, Spinnen und Würmern einen Lebensraum. Foto: Monika auf Pixabay
Schaden für Mensch und Natur
„Laubsauger und Laubbläser schaden Mensch und Natur“ bringt es der BUND Naturschutz Bayern e. V. auf den Punkt. „Laubsauger können sogar Frösche und Molche verschlingen“, so der Nabu (Naturschutzbund Deutschland). Dieser fährt fort: „Verfügen diese über eine Häckselfunktion, werden die Tiere zerstückelt und zu Mus verarbeitet. Auch für Kleinsäuger ohne Fluchtverhalten, wie Igel und ihre Jungen, sind diese modernen Geräte lebensbedrohlich.“ Die Nutzung als Laubbläser sei ebenfalls problematisch: „Da die Geräte bis in die kleinste Ecke gelangen können, sind selbst Hecken, Gartennischen und Randbepflanzungen nicht mehr sicher.“ Deshalb fordert der Nabu, man solle besser auf Laubsauger verzichten und lieber zu Besen und Rechen greifen oder das Laub insbesondere unter Sträuchern und Bäumen liegen lassen. „Schließlich ist der Laubfall kein Abfall, sondern eine hervorragende Recyclingmethode der Natur. Wer für einen Laub- oder Reisighaufen nicht genügend Platz in seinem Garten hat, der sollte sich einen Komposthaufen zulegen oder das Laub in die Biotonne geben. So kann es dem Nährstoffrecycling zugeführt und im nächsten Frühjahr als wertvoller Kompost wieder auf Pflanzbeete ausgebracht werden“, so der Nabu.
Lebewesen verlieren Deckung und Nahrung
„Laubsauger saugen nicht nur Blätter auf und mit ihnen Kleintiere wie Spinnen und Insekten, häckseln und töten diese, sondern sie zerstören überdies Pflanzensamen und verunmöglichen die Humus- und Nährstoffbildung, wenn Blätter und Äste weggeblasen werden und nicht mehr vor Ort verrotten. Lebewesen verlieren Deckung und Nahrung, der Boden verliert seine Deckschicht, die ihn vor Austrocknung schützt“, weiß die Naturfreundin Dörnath. Auch der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) betont die schädigende Wirkung von Laubbläsern: „Laubbläser schaden der Gesundheit, töten Spinnen und Insekten und verhindern die Humusbildung.“ Es gibt also viele Gründe, warum wir Alternativen nutzen sollten.
Die Expertin Dr. Alexandra Dörnath aus der Tierarztpraxis Klein Mexiko. Foto: Bollmann
Tierfreundliche Ratschläge für den Umgang mit Laub
Tierschutzexpertin und passionierte Kleingärtnerin Dörnath gibt schließlich tierfreundliche Ratschläge für den Umgang mit Laub im Herbst und Winter: „Lassen Sie das Laub liegen und gewinnen Sie daraus wertvollen Dünger für das nächste Frühjahr. Entfernen Sie Laub auf Gehwegen vorsichtig mit Harke und Rechen, damit niemand ausrutscht und kein Tier zu Schaden kommt. Am besten ist es, diese mechanischen Helfer zu nutzen, denn sie sind – richtig angewendet – nicht gefährlich für unsere Wildtiere, schädigen nicht die Bodenbiologie und zerstören keine Lebensräume. Überdies sind sie leise und kommen ohne schädliche Emissionen von Treibhausgasen aus.“ Dörnath resümiert: „Nicht nur bei der Gartenarbeit müssen Geräte wie Laubbläser und Laubsauger unbedingt tabu sein.“
■ Falls Ihnen ein Thema rund um einheimische Wildtiere und auch Exoten unter den Nägeln brennt, schreiben Sie uns einfach unter martin.bollmann@weserreport.de eine Mail. mb