Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes ist in der Edition Falkenberg ein neues Buch erschienen, das an die Todesmärsche von den KZ-Außenlagern Neuengamme nach Sandbostel erinnert. Unter dem Titel „Es heißt krepieren oder marschieren“ schildert Lilja Girgensohn auf 160 Seiten darin, welche Leiden die Inhaftierten bei der Räumung der KZ-Außenlager im Bremer Raum ertragen mussten.
Am U-Boot-Bunker Valentin startete ein Gedenkmarsch
Unter dem Motto „Steps to Remember – Geschichte erlaufen“ ist am Donnerstag parallel am Denkort Bunker Valentin auch ein Gedenkmarsch gestartet, der von Farge-Rekum nach Sandbostel führt – auf der Strecke, die die Häftlinge 1945 zurücklegen mussten. Er endet am morgigen Sonntag mit einer Abschlussveranstaltung in der Gedenkstätte Lager Sandbostel.
Die Räumung der Konzentrationslager und deren Außenlager fingen ab Sommer 1944 in den besetzten Gebieten und im deutschen Reich selbst an. Sie markierten zugleich das tödliche Ende der KZ-Geschichte und verlagerten die Gefangenschaft für alle sichtbar auf die Straße.

Das Cover des Buches zeigt bereits auf welchen Routen 9.500 Häftlinge der KZ-Aussenlager auf dem Todesmarsch waren. Foto: pv
Girgensohn arbeitete die Geschichte der KZ-Aussenlager auf
Lilja Girgensohn arbeitete die Geschichte der Räumung der Außenlager des KZ-Neuengamme auf, die 1945 einsetzte. Zu einer Zeit als sich der Sieg der Alliierten bereits klar abzeichnete, zwang die SS hunderttausende entkräfteter KZ-Insassen auf tagelange Märsche, die viele nicht überlebten. Obwohl der U-Boot-Bunker Valentin ein logistisches Zentrum der Neuengammer Todesmärsche war, blieb das Schicksal Inhaftierten aus dem Bremer Raum lange im Dunkeln. Girgensohn befragte Überlebende der Todesmärsche, bearbeitete zuvor kaum bekannte Dokumente, und zeichnete den Leidensweg der Inhaftierten nach: Das reicht von der Räumung der KZ-Außenlager im Emsland und Wilhelmshaven bis nach Bremen und die Märsche von 9.500 Inhaftierten zum Lager Sandbostel, Neuengamme und die Lübecker Bucht. Entlang dieser Marschrouten finden sich bis heute noch immer neue Gräber von unbekannten Häftlingen die auf den Märschen vor Entkräftung verstorben sind oder auf dem Marsch getötet wurden.
Der Gedenkmarsch endet in Sandbostel
Der Gedenkmarsch nach Sandbostel endet am morgigen Sonntag, 27. April, von 15 bis 18 Uhr, mit der Ankunft in der Gedenkstätte Sandbostel (Greftstraße 3, 27446 Sandbostel) und einer musikalischen Abschlussveranstaltung.
■ Das Buch „Es heißt krepieren oder marschieren“ von Lilja Girgensohn ist in der Edition Falkenberg erschienen und unter ISBN 978-3-95494-363-0 für 24,90 Euro im Buchhandel erhältlich.