In einigen Rollasselpopulationen kommt es durch Wolbiacha-Infektionen dazu, dass es keine genetisch „weiblichen“ Individuen mehr gibt. Foto: Bollmann
Sex und Geschlecht

Queere Vielfalt in der Natur

Von
Josh L. Davis liefert erstaunliche Einblicke über „Sex und Geschlecht in der Welt der Tiere und Pflanzen“.

Ein außergewöhnliches Buch ist im Haupt Verlag erschienen. Unter dem Titel „Queer – Sex und Geschlecht in der Welt der Tiere und Pflanzen“ zeigt Josh L. Davis auf, dass es nicht nur bei Primaten queere Vertreter gibt. Gleichgeschlechtliches Verhalten ist in der Natur weiter verbreitet als den meisten bekannt ist. Es kommt sowohl bei Pinguinen, Schwänen, Schafen und auch bei Insekten vor. Im Buch „Queer“ nimmt er die Leser mit auf eine tierische Expedition in die Vielfalt von Geschlecht und Sexualität.

Homosexuelles Verhalten im Tierreich

Gleich in seiner Einleitung erläutert Davis, dass homosexuelles Verhalten im Tierreich keine Seltenheit ist. Man sagt oft, dass 1.500 Tierarten gleichgeschlechtliches Verhalten zeigten, erklärt Davis – und dies sei seiner Ansicht nach noch eine massive Untertreibung. Da Tiere aus ganz unterschiedlichen Arten homosexuelles Verhalten zeigten, schließt Davis, dass die meisten Tierarten queeres Verhalten zeigten. Diese Häufigkeit sei in der Naturgeschichte nur zumeist ignoriert worden, erklärt der Autor. Erst durch die 1896 erstmals publizierte Zeichnung zweier männlicher Maikäfer, die Sex miteinander haben, kam überhaupt die Frage auf, warum Tiere ein homosexuelles Verhalten zeigten. Obwohl sich die Berichte über solches Verhalten in der Folgezeit häuften, wurde queeres Verhalten in der Wissenschaft weiter als „anormal“ abgetan.

Josh L. Davis untersucht die Ausbildung des Geschlechtes bei Tieren

Davis untersucht dabei erfreulich offen, wie bei verschiedenen Organismen – sowohl Tieren und Pflanzen – die sexuelle Fortpflanzung und die Ausbildung des Geschlechtes auf einer Interaktion von Genen, Hormonen, Umwelt und – tatsächlich – dem Zufall beruhen. Der Leser lernt in dem Buch sowohl Schildkröten kennen, deren Geschlecht durch die Bruttemperatur der Eier bestimmt wird, wie auch Schmetterlinge, die männliches und weibliches Gewebe in sich vereinigen. Mit seiner Auswahl von Beispielen zeigt der Autor die unglaubliche Vielfalt queeren Verhaltens in der Natur auf, die nicht auf der Tradition männlicher und weiblicher Rollen basieren, die uns in der Vergangenheit präsentiert wurden.

Das Cover von „Queer“ zeigt passenderweise einen Schmetterling. Foto: Bollmann

Das Buch „Queer – Sex und Geschlecht in der Welt der Tiere und Pflanzen“ von Josh L. Davis ist im Haupt Verlag erschienen und unter ISBN 978-3-258-08408-4 für 19,90 Euro im Buchhandel erhältlich.

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