Unbekannte Täter schlugen am Wochenende im Landkreis Oldenburg zu. Foto: av Die Stellen der Kontaktpolizisten könnten mit der Polizeireform gekürzt werden. Dagegen wehrt sich die Bürgerinitiative. Foto: Bahlo
40 Stellen unbesetzt

Polizei findet nicht genügend neue Mitarbeiter

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Die Polizei sucht händeringend nach Mitarbeitern für die Verwaltung, damit Polizisten ihre eigentliche Arbeit machen können, anstatt Akten zu wälzen. 60 Stellen sind ausgeschrieben, doch es gibt kaum gute Kandidaten.

Die Grundidee ist einleuchtend: Verwaltungsposten sollen nicht länger von Polizisten besetzt werden. So sollen am Ende mehr Polizeibeamte ihren eigentlichen Aufgaben nachgehen können – wie Streife fahren oder Ermittlungen durchführen. Das Problem: Es gibt nicht genügend qualifizierte Kandidaten.

60 Stellen sind bisher von Beamten bekleidet worden, die eigentlich auch an Angestellte erledigen könnten. Deswegen sind sie seit Anfang des Jahres ausgeschrieben. Jetzt teilt die Polizei mit: Nur 20 konnten bisher besetzt werden.

Die Stellen seien mangels geeigneter Bewerber teilweise sogar wiederholt ausgeschrieben worden. Doch laut Sprecher Dirk Siemering ohne Erfolg. 40 nach wie vor offene Stellen sollen jetzt sukzessive besetzt werden – vorausgesetzt es finden sich Bewerber, die die Qualitätsansprüche der Polizei erfüllen.

Zusätzliche KOP-Stellen werden frei

Auch bei den Stellen der Kontaktpolizisten (KOP) sieht es eher düster aus. Derzeit sind 79 von 94 KOP-Stellen besetzt. Wegen anstehender Pensionierungen werden künftig allerdings noch weniger zur Verfügung stehen, wie Siemering mitteilt. „Die Stellen sollen jedoch nicht gestrichen, sondern sukzessive wieder besetzt werden“, so der Sprecher.

Der Bürgerinitiative „Keine Revierschließungen in Bremen“ (BIKRiB) sind diese Maßnahmen nicht genug. Die Polizeireform ist aus ihrer Sicht gefährlich für die Sicherheit der Bürger. Sprecherin Jutta Strerath-Eichinger erklärt im Interview, was genau sie stört:

 

Weser Report: Laut Polizei handelt es sich bei den bisherigen Umstrukturierungs-Vorschlägen um noch nicht beschlossene Pläne. Warum wehren Sie sich schon jetzt?

Jutta Strerath-Eichinger kritisiert als Sprecherin der Bürgerinitiative gegen Revierschließungen die Polizeireform harsch. Foto: Schlie

Jutta Strerath-Eichinger: Wir haben bereits die Einsparmaßnahmen 2012 miterlebt. Auch die wurden damals so umgesetzt. Und nach allem, was wir bisher gehört haben, sollen auch die aktuellen Pläne sehr konkret sein.

Unter anderem sollen die Polizeireviere als solche geschlossen und zu reinen Standorten für Kontaktpolizisten werden. Warum ist das Ihrer Meinung nach problematisch?

Weil dann die Polizei in den Ortsteilen nicht mehr präsent ist. Wenn es kein Revier vor Ort gibt, fehlen dem Einsatzdienst die Orts- und Millieukenntnisse.

Gerade die Kontaktpolizisten kennen sich doch am besten in den Stadtteilen aus.

Wir hatten einmal 100 Kontaktpolizisten. Jetzt sind es noch 81. Wenn die nächsten in Rente gegangen sind, haben wir in ganz Bremen nur noch 58. Die können die Arbeit allein nicht mehr leisten und die Stellen sollen ja auch nicht nachbesetzt werden. Und selbst wenn: Es dauert Jahre, bis ein Kontaktpolizist angelernt ist und alle Schleichwege im Stadtteil kennt.

Wieso halten Sie das überhaupt für so wichtig?

Wir hören schon jetzt häufig von Streifenwagen, die sich verfahren. Als vor einigen Monaten der Getränkemarkt an der Hermann-Ritter-Straße überfallen wurde und eine benachbarte Gastronomin die Polizei rief, weil sie dachte „Da stimmt was nicht“, fuhr die Polizei erst einmal zu einem anderen Getränkemarkt der gleichen Kette. Solche Geschichten sind mir nicht nur aus Woltmershausen, sondern auch aus anderen Stadtteilen zu Ohren gekommen: Die Polizeiautos kreisen herum und wissen nicht, wo sie hinfahren müssen.

Welche Konsequenzen befürchten Sie aus der Reform?

Der Schutz der Bürger wird leiden. Sie fühlen sich schon lange nicht mehr sicher. Bersonders die Älteren, aber inzwischen auch die Jüngeren haben massiv Angst und überlegen sich genau, wie sie von A nach B kommen.

Der Bremer Polizei fehlen nun einmal aber Mitarbeiter. Wie soll sie effektiv arbeiten und gleichzeitig die Stadtteil-Reviere offenhalten?

Innensenator Ulrich Mäurer hat angekündigt, 60 Angstellte für die Verwaltungsarbeit einzusetzen, damit die Polizisten wieder auf die Straße können. Aber 60 Mitarbeiter sind ein Witz. Wir brauchen eher 200 dieser Angestellten.

Wie lautet Ihre konkrete Forderung?

Wir fordern, dass alle Polizeireviere 24 Stunden am Tag an sieben Tagen der Woche erreichbar sind.

Das wären deutlich längere Öffnungszeiten als jetzt. Ist diese Forderung nicht naiv?

Nein, die Polizeireform ist naiv.Das kann man als Bürger nicht mehr hinnehmen. Wir erwarten vom Staat, dass die Polizei ihre Arbeit richtig macht.

Wie wollen Sie vorgehen, um Ihre Ziele zu erreichen?

Wir hoffen zunächst, dass wir viele Bürger erreichen können, um mehr Mitglieder zu gewinnen. Wir wollen auf jeden Fall alle Hebel in Bewegung setzen, um Revierschließungen zu vermeiden: Demos, Petitionen und weiterhin Mahnwachen. Wir werden nicht aufgeben.

Zur Person: Jutta Strerath-Eichinger ist Sprecherin der Bürgerinitiative Keine Revierschließung in Bremen (BIKRiB), die 2012 gegründet wurde, als die Polizeireviere in Findorff, Oslebshausen und Woltmershausen geschlossen werden sollten. Tatsächlich blieb das Revier in Woltmershausen erhalten. Strerath-Eichinger ist 58 Jahre alt und lebt in Rablinghausen.

 

 

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