Es ist eine Zeitreise: Ein paar Stufen hinunter und unter dem Doppelhaus an der Köpkenstraße hindurch führt der Weg in eine Halle im Dornröschenschlaf. „Es ist die Originalzuwegung“, verrät Tischlermeister und Vorsitzender des Fördervereins Tischlerei-Museum Bremen, Frank Baethke.
Ursprünglich führte der Weg in einen Hinterhof. Heute ist dieser überdacht und wird zu Ausstellungszwecken genutzt.
21 Meter in den Himmel
Was Besucher am Eingang des Hauses nicht erahnen können, sind unter anderem die im Original erhaltenen Holzbearbeitungsmaschinen von vor 1900 – heute noch funktionstüchtig.
Ein weiteres erhaltenes Relikt dieser Zeit: Der 21 Meter hohe Industrieschornstein des „Fabriken-Etablissements“, an dessen Fuß nachträglich ein Bunker gebaut wurde.
Gemeinsame Werkstatt
Die Tischlermeister Heinrich Seebach und Gustav Deckwitz legten ihre Werkstätten 1888 an der Köpkenstraße zusammen. Dort richteten sie das Fabriken-Etablissement ein. Bereits zuvor hatte eine Tischlerei ihren Sitz an dieser Adresse, sie ist in der Bausubstanz erhalten.
Ihre Maschinen wollten Seebach und Deckwitz, Bremer Bevollmächtigter des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins, später Sozialdemokratische Arbeiterpatrtei, zur Nutzung an andere Kleinbetriebe vermieten.
Originale Maschinen
Genau diese Maschinen waren und sind das Besondere. Angetrieben wurden sie mithilfe einer zwei-zylindrigen Dampfmaschine und einer erhaltenen Transmissionsanlage im Boden der Halle. Auch diese ist heute noch – mit Elektroantrieb – funktionstüchtig.
„Als wir den Nachbau der Dampfmaschine aufgebaut haben, meldete sich ein Nachbar. In seinem Schuppen lag schließlich die Grundwasserpumpe der Anlage. Sie hatte zwei Weltkriege dort überlebt und steht heute wieder im Museum“, sagt Baethke.
Im Eigentum der Innung
Bis zu 25 Mitarbeiter waren in der Bautischlerei beschäftigt. Bereits 1891 mussten die Gründer allerdings zwangsverkaufen. Trotz zahlreicher Eigentümerwechsel blieb die Werkstatt erhalten. Der Dampfantrieb wurde auf Gas und schließlich auf Elektro umgestellt.
Die um die 1930er Jahre verlegten Leitungen sind ebenfalls heute noch erhalten. Nach der endgültigen Schließung 1986 kaufte die Tischlerei-Innung 1992 das Fabrik-Etablissement und der Förderverein wurde gegründet.
Fockemuseum recherchierte
„Die Nachbarn wollten einen Grillplatz hier einrichten, aber das Fockemuseum recherchierte und fand heraus, wie alt die gesamte Anlage ist“, erinnert sich Baethke, seit sieben Jahren Vorsitzender des Vereins, der die Finanzierung des Museums selber stemmen muss.
Neben den Maschinen sind auch Meisterzeichnungen und Materialien zu sehen, zudem allerhand weitere Exponate und Unikate. „Selbst ich entdecke hier immer wieder Neues“, schwärmt Baethke.
Für den Tourismus öffnen
Bisher wurde das Museum hauptsächlich für Fachführungen genutzt, künftig wollen die Mitglieder es jedoch mehr dem Tourismus öffnen. „Wir wollen es als kulturtechnisches Denkmal ausrichten“, verrät Baethke.
Infos: tischlerei-museum-bremen.de
Geöffnet: Mai bis Oktober an jedem ersten und dritten Sonntag im Monat, 11 bis 16 Uhr. Führungen und Preise für Gruppen auf Anfrage
Eintritt: Spenden erbeten
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Dann werden dort wohl die Särge gezimmert, die für die sterblichen Überreste für das nun endgültig untergehende Bremen gebraucht werden.