Waschen ohne Waschmaschine, Kochen ohne Ceranfeld und abwaschen ohne Geschirrspüler – 1897 mussten viele Geräte, die heute selbstverständlich sind, noch erfunden werden. Und das will das kleine Museum „Köksch un Qualm“ den Besuchern bewusst machen.
„Mir ist es wichtig, dass die Besucher bei uns eine Zeitreise machen und richtig in die Welt um 1900 eintauchen“, sagt Museumsleiterin Annika Kelm, die seit November 2018 dabei ist.
Theatertraining für Beschäftigte
Besucher werden zuerst von Mitarbeitern in Empfang genommen – im historischen Outfit und jeder in seiner ganz eigenen Rolle. Betrieben wird das Museum vom Beschäftigungsträger Bras. Der Verein bietet arbeitsuchenden Menschen Angebote für Beschäftigung und bereitet sie auf die Arbeitswelt vor.
Im „Köksch un Qualm“ arbeiten zwölf Langzeitarbeitslose in verschiedenen Beschäftigungsverhältnissen. Zudem sind Ehrenamtliche im Museum aktiv. Zwei Mal die Woche kommen alle Akteure zum Theatertraining zusammen, arbeiten an ihren Rollen und ihrem Auftreten vor den Besuchern.
Reale Biografie ist die Basis
Denn die Biografien müssen sitzen. „Man merkt, dass die Mitarbeiter ihre Rollen richtig leben“, sagt Kelm. Ausgangspunkt des „Köksch un Qualm“ ist das Leben von Wilhelm Richtering.
Er hat tatsächlich gelebt und einst die Zigarrenfabrik in Burgdamm erbaut, in dessen Gebäude das „Köksch un Qualm“ beheimatet ist. Inzwischen schlüpfen Menschen aus der heutigen Zeit in die Rolle Richterings und die seiner Familie sowie des Hauspersonals.
Anpacken ist erwünscht
Zuerst geht es für die Besucher an die Wasch-Station mit Mangel und Waschbrett. Anschließend wird gebügelt. Es folgen die Nähstube und die Küche. An allen Stationen gilt übrigens: Die Besucher packen mit an und werden ins Geschehen einbezogen. Dazu bekommen sie noch historische Fakten serviert.
Und nicht nur das. Wer möchte, kann im Rahmen einer Führung auch vor Ort frühstücken oder Waffeln essen.
Schätzchen entdecken
Die Küche ist das Herzstück des Hauswirtschafts-Museums. Alte Töpfe und Pfannen, Deckchen, Geschirr und mehr sind dort zu sehen – der Großteil sind Spenden, häufig aus Haushaltsauflösungen, sagt Kelm.
Ein besonderes Highlight: Die Bart-Tasse: Die Tasse hat einen horizontalen Steg zwischen den oberen Rändern, sodass der Bart beim Trinken dort aufliegt und nicht mit Kaffee oder Ähnlichem in Berührung kommt.
Lesungen und andere Aktionen
Donnerstags stehen Sonderveranstaltungen zu einem spezifischen Thema auf dem Programm. Das können Lesungen und Vorträge, aber auch Bastel- und Kochaktionen sein.
An den anderen Tagen können Gruppen aller Altersklassen nach vorheriger Anmeldung an einer Führung teilnehmen. Sie können dann nicht nur das Alltagsleben um 1900 erleben, sondern auch mehr über die Zigarrenproduktion erfahren: Im Erdgeschoss (das Köksch un Qualm befindet sich im Untergeschoss) ist eine kleine Ausstellung mit Exponaten aufgebaut.
Infos: koeksch-un-qualm.de
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Waschen in der Küche auch in den 70ern in Bremen noch Normalität
Nicht nur in den alten Häusern in Findorff, die in der Blocklander Straße zu finden sind, war es noch bis Mitte der Siebziger nicht möglich, eine Waschmaschine anzuschließen. Auch Waschküchen waren nicht vorhanden.
In der Walsroder Straße gehörte ein Haus einer Erbengemeinschaft, die durch eines ihrer Mitglieder, eine Toningenieurin von Radio Bremen, verwaltet worden ist. Als es darum ging, die Standards zur Jahrtausendwende, dem anstehenden dritten Jahrtausend anzupassen, um wenigstens ein Bad oder eine Dusche in eine Wohnung einzubauen, wurde das Haus verkauft und der Mieter, der sich hierum bemühte, obwohl er schwerbehindert ist, mit Hilfe des Mieterschutzvereines, seines Anwaltes und des zuständigen Richters wohnungslos gemacht.